Übergewicht bei Kindern – Jedem seine Verantwortung

adipöseskindSven sitzt mit seiner Mutter in meinem Büro. Wie er mir sagt, sitzt er nicht freiwillig da, sondern wurde von seiner Mutter zur Beratung „verschleppt“. Er wäre viel lieber mit seinen Kollegen Fußball spielen gegangen. Sven ist am liebsten draußen und beim Essen kann nicht gesagt werden, er hätte ein „Auswahlproblem“. Als ich die Modelle heraushole, um mit Ihm eine genaue Anamnese zu machen, sagt er: „Die Ernährungspyramide kenne ich. Die hatten wir in der Schule. Ich weiß das schon alles.  Da bekommt man gesagt, was man essen soll, was gut ist und gesund. Aber das mache ich schon alles.

Sven isst nämlich alles, auch Gemüse und Rohkost, wie in der anschließenden Anamnese sehr schnell klar wird. Nur, wo liegt dann das Problem, denn Sven liegt weit über der 97. Perzentile, ist also laut Arzt adipös.

Er solle weniger essen und sich mehr bewegen, sagte unlängst der Arzt. Er solle das „Richtige“  essen, so lernte er in der Schule und er solle nicht heimlich essen und sich nicht 3 Teller hintereinander nehmen, meint die Mutter und ich müsse ihm das mal als „Außenstehender“ sagen.

 

Du sollst – oder die Tyrannei der gesunden Ernährungsbotschaften

Du sollst dies und sollst jenes lassen. Wir wissen, was für Dich gut und richtig ist. Du musst nur tun, was wir dir sagen und du verlierst Gewicht. Einfach nur vernünftig sein und das „Richtige“ tun und alles wird gut? Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt?

> Sven wird zur Beratung gezwungen.

> Sven kennt das „Du sollst“ Ernährungsmodell

> Sven kennt Erwachsene, die wissen, was das Problem ist und wie es zu lösen sei.

> Sven wird getadelt, wenn es nicht nach dem Willen von Erwachsenen geht.

Und was ist, wenn seine Adipositas überhaupt nicht zu lösen ist, mit einer „gesunden Ernährung“, weil diese Regeln a.) das Problem von Sven überhaupt nicht touchieren und b.) lernen ohne verstehen überhaupt nicht funktionieren kann? Dann sind Appelle an die Vernunft, Vorschriften, was gut und richtig ist, Ernährungsregeln und „Du sollst-Du musst-ich will“ Botschaften nichts weiter als verdeckte Tyrannei.

 

Von Selbstbestimmung, Freiwilligkeit und Verantwortlichkeit

1. Freiwilligkeit

Eine Beratung kann erst stattfinden, wenn Sven freiwillig dazu bereit ist. Dieses grundsätzliche Beratungsprinzip (nach Wunderlich und Tymister) ist die Grundvoraussetzung für eine gelingende Beratungsbeziehung ohne die jegliche Wirksamkeit von vorne herein sabotiert wird (Erfolgsfaktor „Relation“).

2. Selbstbestimmung

Bereits Maria Montessori wusste, dass lernen nur möglich ist, wenn der Mensch darin gestärkt wird, es alleine zu schaffen. „Hilf mir, es alleine zu tun“, ist der Satz, der noch heute Gültigkeit hat.

3. Verantwortung

Nur wem die Verantwortung für sein Handeln und nicht tun zugemutet wird, kann diese auch tragen und zu einem fürsorglich selbstbestimmten Menschen werden. Sven nützt es nichts, wenn ihm die Verantwortung abgenommen oder gar abgesprochen wird. Es nützt ihm nichts, wenn andere für ihn bestimmen und es dabei zwar gut meinen, aber nicht im Sinne von Selbstbestimmung auch gut machen.

Auch Sven kann Verantwortung für sein Essen übernehmen, wenn man ihn lässt und zulässt, dass er Schritt für Schritt lernt. 1.) seine Menge selbstbestimmt zu kontrollieren und 2.) ein tiefes Verständnis für seine Naschsucht zu entwickeln, dadurch, dass man ihm die volle Verantwortung für seine Gefühle und Stimmungen übergibt.

Statt dessen ist in vielen Familien die Not und Hilflosigkeit so groß, dass Eltern mehr und mehr die Tendenz haben, sich in die Verantwortlichkeiten des Kindes „einzumischen“ und Kinder, insbesondere nicht rebellische adipöse Kinder, jegliche Verantwortung für ihr Tun und unterlassen, anderen überlassen mit der Konsequenz sich immer weniger selbst zuzutrauen, immer weniger „laut“ aufzubegehren, sich immer mehr in die Entmutigungs-Ess-Schlaufe zu manövrieren.

Jedem seine Verantwortung

Folgende Regeln, was die Verantwortung von Kindern und Erwachsenen beim essen angelangt, sollten berücksichtigt werden, wohl wissend, dass das in der Regel in meinen Beratungen die „schwierigste Lernaufgabe“ ist.

 

9.Verantwortung beim Essen

Und Sven und sein Gewicht?

> Sven kam 3x freiwillig zu mir. Er hatte LUST selbst etwas zu ändern.

> Sven bekam Gefallen an den Pyramidenmodellen, weil ich sie ganz anders und ohne „du sollst“ eingesetzt habe. Er sagte: „So macht lernen wirklich Spaß und endlich habe ich verstanden, was das mit mir zu tun hat.“

> Sven bekam die volle Verantwortung für seine Lebensmittelauswahl und für die Essensmenge, sowie für seine Gefühle und Stimmungen.

> Die Eltern von Sven nahmen ihren Teil der Verantwortung ernster als vorher (Einkauf, Vorrat, Zubereitung) und erkannten den schwelenden GeschwisterNEID. Sie lernten auch dort, die Verantwortung für den Streit bei den Kindern zu lassen und sorgten dafür, dass der Älteste (Sven) mehr Freiräume bekam, als die jüngeren Geschwister.

Nach 3 Treffen mit Sven und einem Gespräch mit den Eltern ist ein neues, verantwortliches Gleichgewicht in der Familie entstanden. Sven wiegt 3 kg weniger und ist sehr stolz darauf, was er GANZ ALLEINE geschafft hat.

 

Sollten Sie auch Schwierigkeiten mit dem Gewicht ihrer Kinder haben, so zögern sie es nicht zu lange hinaus, sich Hilfe zu holen. Viele glauben noch irrtümlich daran, es wachse sich aus. Dem ist erfahrungsgemäß leider nicht so.

Gerne stehe ich Ihnen und Ihrer Familie jederzeit nach Vereinbarung, unterstützend zur Seite. Meine Leistung ist von den Kostenträgern anerkannt. Sie erstatten in den meisten Fällen einen Großteil der Kosten oder tragen im Einzelfall sogar die Kosten ganz. Sprechen Sie mit Ihrem Kundenberater. Von uns bekommen Sie entsprechende Formulare gerne zugesandt.

BMI_karten

 

 

Beratungsprinzip – Freiwilligkeit

Sarah_1„Hallo Frau Mannhardt, wir brauchen für unsere übergewichtige Tochter dringend einen Termin. Unser Arzt meint, sie müsste mindestesn 12 kg Gewicht verliegen.“

Solche oder ähnliche Telefonate bekomme ich fast täglich. Und diese beiden Sätze auf meinem Anrufbeantworter haben es in sich. Ein Grundprinzipt der Beratung lautet: „Beratung ist freiwillig“ und doch sieht die Realität häufig anders aus.

Es lohnt sich daher, einmal genauer hinzuschauen.

 

FREIWILLIGKEIT

Die Beratungsprinzipien von Wunderlin und Hans Josef Tymister besagen, dass nur dann von Beratung gesprochen werden kann, wenn das Prinzip der Freiwilligkeit gilt. Nur wer aus freien Stücken diese Dienstleistung in Anspruch nimmt, ist freiwillig da und damit Klient. Gegen seinen Willen kann nicht beraten werden, denn dann handelt es sich nicht mehr um Beratung, sondern um Gängelei und Zwang.

Schauen wir also die folgende Anmeldung an:

WER ist hier Kunde und WER ist der Auftraggeber?

> Die Beratung soll für die Tochter sein. Sie ist aber weder der Auftraggeber, noch der Anrufer.
> Der Arzt meint es müssten 12kg abgenommen werden. Damit ist auch die Mutter nicht der Auftraggeber, sondern nur ein Übermittler der Bestellung.
> Ist etw der Arzt Kunde und Auftraggeber, aber abwesend anwesend?

Nehmen Berater einen solchen Auftrag an,  ohne diese Sätze, diese unklare Auftragslage zu hinterfragen, so kommen sie in Teufelsküche. Sie folgen dem Auftrag des Arztes und verletzen das Prinzip der Freiwilligkeit gegenüber der Tochter.

Nicht selten finden sich solche Klienten in den Beratungen ein.

Woran erkennen wir Unfreiwilligkeit?

Sie sind nicht wirklich „da“, sie schweigen, drucksen herum,, sind wortkarg, blicken zu Boden.
Kinder verstecken sich beim hereinkommen gerne hinter den Eltern, wollen nicht hereinkommen, schauen die Eltern an, anstatt auf Fragen zu antworten.

Und wenn geredet wird, dann kommen Sätze wie: „Meine Mama sagt“, „Der Arzt meint“, „Mein Mann möchte“ oder Ähnliches.

Die Effektivität hängt im Wesentlichen von Freiwilligkeit ab

Aus der „Greatest Ever“ Executive Coaching-Outcome Study von Prof. Dr. Erik de Haan, wissen wir, wie wichtig die Beziehung zwischen dem Klienten und dem Berater ist. Diese hängt nach seiner Forschung ganz wesentlich von der Selbstwirksamkeitserwartung des Klienten ab. Ist dieser also überzeugt davon, durch SEIN EIGENES KÖNNEN und TUN etwas zu bewirken, dann sind die Chancen auf einen wirkungsvollen Ausgang der Beratung wesentlich größer. Und diese Vertrauen in die eigene Wirksamkeit ist natürlich ganz wesentlich abhängig vom Faktor „Freiwilligkeit“.

Wer geschickt wird, gezwungen wird, überrumpelt wird, wer das Gefühl hat, selbst nichts tun zu können, nicht mitreden zu können, weil andere ja bereits FREMDbestimmt haben, wer, wo, was, zu wollen hat, dessen erfolgreiche Beratung wird von vorne herein bereits sobottiert, nicht durch ein Nicht Können, sondern durch ein Fehlen von Freiwilligkeit.

Menschen wollen gefragt sein, Menschen wollen selbst bestimmen, Menschen wollen FREIwillig wollen, insbesondere dann, wenn sie bereits sollen sollten. Um dies zu erreichen, sollte von Beraterseite alles dafür getan werden, dass Menschen die wir als Klienten betrachten, auch tatsächlich unsere freiwilligen, selbstbestimmten Klienten sind.

Was ist folglich zu tun?

  1. Ich frage die Mutter, was denn die Tochter dazu sagen würde, wenn diese wüsste, dass sie bei mir einen Termin vereinbart (Freiwilligkeit?)
  2. Ich frage, ob die Mutter meine, dass die Tochter auch zur Beratung kommen würde  (Freiwilligkeit?)
  3. Ich bitte darum, mit der Tochter sprechen zu dürfen, um sie selbst zu fragen, was genau denn ihr Wunsch sei (Freiwilligkeit und Auftrag)
  4. Allerspätestens beim ersten persönlichen Termin, beginne ich nochmals mit dem Thema Freiwilligkeit und frage, ob es wirklich in Ordnung ist, dass wir eine Stunde miteinander sprechen (Manchmal frage ich Kinder auch ganz offen und direkt, ob sie vom Arzt geschickt wurden, oder von den Eltern gegen ihren Willen zu mir verschleppt wurden und dann hole ich mir den Auftrag des Klienten ein, denn nur er alleine ist mein Kunde.

Und was ist mit dem Wunsch des Arztes und evtl. Wünschen der Eltern? Diese Wünsche sind Wünsche und werden als solche auch betrachtet. Auftraggeber ist und bleibt einzig und alleine der Klient.

Sollten Sie, werte Kollegen Unterstützung benötigen, die Freiwilligkeit als Beratungsprinzip viel intensiver in Ihren Beratungsalltag zu integrieren, so stehe ich gerne mit Supervision zur Seite.

Sollten Sie, werte Klienten und Patienten das Gefühl haben, bei Ihrem Berater oder Therapeut gar nicht freiwillig zu sein, so entscheiden Sie sich a.) entweder für ein klares JA, ich will oder b.) NEIN ich will nicht. Und wer das geschafft hat, der hat bereits einen riesigen Meinenstein auf der Wegstrecke zu einem selbstbestimmten Leben erreicht, denn er hat sich für die schwierigsten Worte entschieden: Ja und Nein, wobei das NEIN für Viele noch eine Spur schwerer  ist.

Wenn das Herz das Gute freiwillig annehmen kann, so findet es sich immer eher, als wenn man es ihm aufdringen will.
Johann Wolfgang von Goethe

„The cornut-effect“

Cronut-EffektCroissant und Donut vermählen und schon hat man ein neues Produkt. Cronut heißt die clevere Erfindung von Dominique Ansel, Bäcker einer kleinen und mittlerweile weltweit bekannten Bäckerei in New York. In nur wenigen Monaten avancierte dieses Gebäck mit dem Loch in der Mitte zum wahren Hype. Menschen stehen Schlange, warten bis zu zwei Stunden vor der Türe. Ein Security-Man bewacht den Eingang, um Ausschreitungen zu verhindern. Alle, die anstehen, Tag für Tag wollen nur eins. Einen der 200 Cronuts, die täglich gebacken werden. Die Kosten: 5 Doller!

„The Cronut® is the unique pastry creation by Chef Dominique Ansel that many have described to be a croissant-doughnut hybrid. After its launch on May 10, 2013, Cronut® fans spanned the world from Berlin to Singapore, making it the most virally talked about dessert item in history. To this date, Dominique Ansel Bakery in New York is the only place that sells the Cronut®“

ist auf der Webseite der Bäckerei zu lesen und seit heute wissen wir, dass es die einzige Bäckerei bleiben wird, die Cronuts, Cronuts nennen darf. Die Bäckerei hat sich ihre Kreation schützen lassen. Dominique verkauft auch so Dinge wie „Hummer-Linzer“ und die klassischen französischen „Maccarons“. Köstliche Sünden.

Es lohnt sich also diesem „Cronut-Effekt“ einmal genauer auf die Schliche zu kommen und einen Tellerrandblick zu wagen. Was macht diese  Teig-Kalorienbomben aus Buttercroissant und Donut-Zuckerrkingel so begehrenswert, dass man dafür stundenlang ansteht? Immerhin schlägt ein Stück dieses Blätterteiggebäck, das in Traubenkernöl frittiert wird mit ca. 500kcal pro Stück zu Buche. Bis der Cronut genossen werden kann, braucht der Chef 3 Tage um den Teig herzustellen, zu frittieren, in Zucker wälzen, mit Buttercreme füllen und treibt nicht nur New Yorker, mittlerweile auch andere Länder in den Wahn und nimmt skurille Züge an. Immerhin werden Cronuts auf dem Schwarzmarkt für über 40 Dollar gehandelt. Wer 10 Stück auf einmal will, der muss schon mal 1500 Doller hinblättern. Und aus den Cronuts werden trotz „Patent“ sehr schnell „Doissants“ oder „Crullant“.

Wie ist diese „Must have Hysterie“ zu erklären, gerade in einem Land, in dem Kohlenhydrate doch quasi zu Gift erkärt werden und in dem Adipositas wie ein Hefeteig immer mehr „geht“?

Im Grunde ist es ganz einfach:

1. Verknappung ruft den Seinzeitmensch in uns auf den Plan

Unsere Gene sind noch immer auf Verknappung ausgerichtet. Wir Menschen reagieren nach dem einfachen Prinzip: „Iss jetzt – es könnte deine letzte Chance sein.“ Dieser steinzeitliche „Überlebenstrieb“ hat dem Menschen das Überleben  in Not gesichert. Futterneid ging natürlich damit einher. Was man selbst erjagen, erbeuten kann, das sichert das eigene Überleben. VIEL essen ist folglich menschlich.

Nichts da mit „Sättigungsgefühl!“ und nichts da von wegen: „Menschen essen nur wenn sie Hunger haben.“ Der Mensch isst tendenziell zu viel und tendenziell auch wenn er gar nichts braucht – Ausnahmen bestätigen die Regel, also folglich alles andere als vernünftig.

Verständlich also, dass der überforderte Steinzeitmensch auch bei künstlicher Verknappung im Schlaraffenland auf den Plan kommt. Gerade dann ist es wichtig, Strategien zu kennen, zu den erfolgreichen Jägern zu gehören und dazu gehört dann wohl auch zum „Schnäppchen-Jäger“ oder „Cronut-Jäger“ zu werden. Man ist ja nicht blöd.

2. Je schwieriger die Beute zu kriegen, desto größer hinterher der Lohn

Stellen Sie sich vor, Sie kommen als Steinzeitjäger mit einem mickrigen Hasen nach Hause? Was würde Ihre Sippe wohl dazu sagen? Mehr Applaus dürfte da wohl schon derjenige bekommen haben, der zumindest einen Säbellzahntiger erbeutete  und dabei noch viele Abenteuer zu bestehen und von diesen Heldengeschichten berichten konnte. Heute hören sich die Heldengeschichten banaler an, doch schaut man in die Gesichter erfolgreicher „Coronut-Jäger“ weiß man: Die Steinzeit ist noch nicht vorbei.

Und wie sagte meine Oma früher: Kindchen, wenn du begehrenswert bleiben willst, mach dich rar. Diese Regel gilt offenbar nicht nur für Cronuts.

Auch wissen wir um den Gewöhnungseffekt. Wie wohl sind die ganzen Rezepte für so langweilige Lebensmittel entstanden, wie Kartoffeln? Findige Köchinnen haben aus dem immer gleichen Kartoffeln unterschiedliche Gerichte gezaubert. So sorgten Sie dafür dass keine Langeweile aufkam. Ein Leibgericht ist nur deshalb ein Leibgericht, weil es selten verzehrt wird.

Leid geprüfte Eltern wissen es: Willst du die Gier nach Pizza und Co. aushebeln, so mache es NICHT zum Leibgericht indem du es verknappst, sondern warte geduldig durch ein Überangebot dafür, dass die Kinderlein diese Leibspeise schnell über haben. Und höre auf, Gemüse anzupreisen! Je mehr du das tust, je unattraktiver wird es.

Doch dieses einfache Prinzip scheint sich in der Ernährungsverbesserungswelt noch nicht herumgesprochen zu haben. „Du sollst“, „du sollst nicht“, „dies und jenes ist ungesund“, oder „dieses und jenes in dieser Diät sogar verboten“, so tönt es laut an unser Ohr. Und was macht unser Gehirn daraus?

Ganz einfach. Denken Sie jetz einmal nicht an Schokoladen-Jagd! Nicht an Schokolade und süße Beute denken! Nicht an Schokoloade denken, jetzt nicht“. Und was geschieht?

Aber natürlich! Sie erscheint in den wunderbarsten Formen, Gerüchen, Erinnerungen vor unserem geistigen Auge.  Unser Gehinr kann das einfache Wörtchen NICHT  einfach nicht erkennen und tilgt es schlichtweg als unnötig. Wahrscheinlich war auch das damals ein evolutionärer Vorteil, weil man sich nicht auf ein nicht, sondern direkt auf eine Sache konzentierte…

Wie gesagt: Die Steinzeit ist noch nicht vorbei.

3. Eins und Eins ist zwei – Mehr für´s Geld – MEHRwert

Frühstückscerealien und Spiele, Kinder-Überraschungen, Fast-Food Menüs mit Geschenken, einen Mercedes fahren und eine schöne Frau auf dem Beifahrersitz ist besser als nur je eines für sich alleine, einen Cronut für 5.- Dollar kaufen, anstatt Geld für ein Croissant und nochmal Geld für einen Donut ausgeben, fünf kaufen – 4 zahlen, SONDERangebot, NULL-Prozent Zinsen.

Wir wissen heute, dass bei diesen Botschaften „Mehr für´s Geld“, regelrecht das Hirn aussetzt. Wer die Wahl hatte hinter einem Hasen herzurennen oder einen Säbelzahntiger erbeuten zu können, der dem erfolgreichen Steinzeitjäger einfach so vor die Flinte rannte, der entschied sich selbstverständlich für den Säbelzahntiger, oder was meinen Sie?

4. Der Preis ist heiß

Zahlreiche Studien bringen es an den Tag.

Heutzutage überleben Unternehmer dann am ehesten, wenn sie

a.) sehr niedrige Preise und riesige Mengen haben (Masse)

b.) ein sehr exklusives Klientel mit hochpreisigen Produkten beliefern (Klasse)

Der Cronut-Effekt scheint auch dies zu bestätigen.

Wären diese Dinger billig an jeder Ecke zu haben, würde  sie über kurz oder lang keiner mehr haben wollen, oder jeder sie als Selbstverständlichkeit annehmen. Ahnlich den „Gratisleistungen“ des Gesundheitssystems, „Gratis-Webinare“, „die 2.90 Euro T-Shirts die man bei den Discountern kaufen kann und auf Kinderarbeit zurückgehen, die „billigen“ Rosen, die in den Produktionsländern Elend hinterlassen und viele Beispiele mehr. Sie generieren kein Begehren mehr, höchstens ein Aufbegehren, wenn mit dieser Selbstverständlichkeit aufgeräumt wird und reale Preise verlangt werden.

Und so wie es Leute gibt, die 10 Cronuts für 1500.- Dollar kaufen, so gibt es Leute, die sich Inseln kaufen, Smart-Phones mit Brillanten, Autos so teuer wie Mehrfamilienhäuser, 3 Seminartage für 6.500 Euro und Ähnliches.
Dieses „Ich fühle mich als jemanden Besonderen“, „Die Besonderheit geht vom Produkt auf mich über,“ „Ich kann mir etwas leisten“, „schaut her, was ich habe, was ihr nicht habt. Ich möchte Eure Anerkennung“, „Seht her. Ich gehöre heute zu den 200 die sich einen Cronut erbeuten konnten, koste es, was es wolle“ u.v.m. ist ebenfalls so alt, wie die Menschheit.

HABEN heutiger exklusiver Güter, könnte schmunzelnder Weise verglichen werden mit den Säbelzähnen, dem Geweihen und anderen Trophäen der Steinzeit, die dem Besitzer einen besonderen Status als „guter Jäger“ verschafften.

Wie gesagt, die Steinzeit ist noch nicht vorbei und sei es nur der Cronut-Effekt, der es uns so plastisch vor Augen führt.

5. Belohnungen braucht der Mensch

So wie der Steinzeitmensch, der sich mit seiner Jagd Mühe machte, sicherlich von seiner Sitte Anerkennung und Wertschätzung erfuhr, so braucht das „soziale Wesen“ Mensch auch heute noch dasselbe, wie vor vielen tausend Jahren.

Doch wo hernehmen, in einer Welt, wo es chick geworden ist zu kritisieren, zu optimieren, zu maximieren, auch Menschen? Wo hernehmen, wenn die Menschen mehr und mehr in sogenannte „Gratifikationskrisen“ geraten, d.h. geben und nehmen rutschen dauerhaft ins Ungleichgewicht und machen krank? Da muss dann schon mal ein Cronut her um sich GUTES zu tun, denn der Mensch ist ein Ziel orientiertes Wesen und strebt Richtung „sinnvoll und nutzbringend“.

Auch das ein Relikt aus der Steinzeit. Tue das, was zum Ziel führt (große Beute machen) und unterlasse das, was nichts bringt (Heuschrecken jagen).

Und was ziehen wir aus diesem Cronut-Effekt für Schlüsse?

> Die Überlebensstrategien der Steinzeit greifen noch immer.

> Der Gros der Steinzeitmenschen scheint in Schlaraffien noch immer überfordert zu sein.

> Es braucht geschickte Strategien, um sich diesen alten Mustern zu entledigen.

> Ermutigen wir uns, ermutigen wir andere. Wertschätzen wir uns und drücken wir unsere Wertschätzung anderen gegenüber aus.
„Nähren wir uns“ und „nähren wir unsere Mitmenschen“. Es gibt mehr nährende LEBENSmittel, als wir glauben.

Den Cronut-Effekt finden Sie auch bei uns

Wenn ich es mir richtig überlege, finden Sie auch in unseren Angeboten diesen Effekt.
Wir kombinieren Ernährungstherapie mit psychologischer Beratung
Wir kombinieren Ernährungstherapie mit Persönlichkeitsentwicklung
Wir kombinieren Essen und Ernährung mit Genuss
Unsere (R)AUSzeiten sind sogar noch mehr. Beratung – Natur – Entspannung und Genuss in Einem , also sozusagen ein Doppel-Cronut-Effekt

Sie möchten im Bereich Essen und Trinken dem Cronut-Effekt wiederstehen und nicht zum SklavenIhrer Steinzeitgene werden?
Sie möchten Ihre Kinder vor dem „erst recht haben wollen“ Cronut-Effekt bewahren?
Sie möchten sich anders Beachtung holen, als über „Nahrungs-Beute“?

Dann machen Sie doch gleich mal den „Geschmackstest“ und kommen Sie bei den Doppel-Cronut-Effekt Anbietern vorbei 🙂
Wir freuen uns auf Sie.

Ihre Sonja M. Mannhardt

Weihnachten_2013

adventIhnen und Ihren Liebsten wünsche ich von Herzen ein frohes, gesegnets Weihnachtsfest, besinnliche, entspannte Feiertage und alles Gute für ein erfolgreiches, gesundes, zufriedenes neues Jahr.

Ich danke Ihnen für Ihr geschenktes Vertrauen, Ihr entgegengebrachtes Interesse und die vielen Handreichungen. Ich danke für die neuen, sowie vertrauten, vielfältigsten Begegnungen in diesem Jahr, mit Ihnen, Ihren Liebsten, Ihren Patienten oder Ihnen werte Kollegin.

Ein bewegtes Jahr mit Höhen und Tiefen, Herausforderungen und Geschenken. Ein Jahr mit einem Frühling, der neue Samen aufgehen liess, ein Jahr mit einem Sommer in dem einige Früchte meiner Arbeit groß und stark werden konnten, ein Jahr mit einem Herbst, der einige Projekte zur Ernte brachte und ein Winter in dem es galt, einiges loszulassen.

Ein bewegtes Jahr, in dem neue Themen zu mir kamen (Demenz, Seniorenarbeit, Pflege), ein bewegtes Jahr in dem ich selbst, persönlich stark gefordert war und wurde, ein bewegtes Jahr, in dem ein reif gewordenes Baby ein neues „Kleidchen“ bekam.

Wie war Ihr Jahr? Was hat es gebracht? Welchen Menschen sind Sie begegnet? Was und wen behalten Sie in guter Erinnerung? Was betrachteten Sie als große Herausforderung? Ja, es ist Zeit ein wenig inne zu halten, sich Zeit zu schenken, nachzudenken über dies und das…

Doch bevor sich das Jahr seinem Ende zuneigt, möchte ich Ihnen ein paar Präsente zukommen lassen, in der Hoffnung, dass es Sie erfreut.
Ich möchte mich bei Ihnen bedanken mit einem kleinen Präsent:

 

Ich schenke Ihnen meine ZEIT.

> Menschen, die sich weiterentwickeln möchten,

> Angehörige, die eine private Sorge beschäftigt,

> Menschen, die aus einer Erschöpfungsfalle herausfinden wollen,

> Patienten, die mit Ihrer ernährungsbedingten Erkrankung nicht zurecht kommen

> Ernährungstherapeuten, die aus den gängigen Seminar-Schuhen bereits herausgewachsen sind und mehr suchen

sind herzlich Willkommen, dieses ZEIT-Präsent einzulösen.

advent

 

Mein Advents- und Weihnachtspräsent für Sie:

Exklusive Online-Beratung im Wert von 40.- Euro für SIE.
Online-Supervision im Wert von 40.- Euro für Sie, werte Kollegin.

Gültig bis Ende März 2014
Warum ich das tue, fragen Sie sich?

1. Weihnachten ist das Fest der Liebe und der MITmenschlichkeit. Es ist mir eine Freude, SIE zu beschenken.
2. Professionelle Ernährungstherapie ist Vertrauenssache und diese benötigt eine Vertrauensbasis. Hierzu möchte ich in Vorleistung treten und Ihnen die Hand reichen.
3. Viele Ernährungstherapeuten sind gegenüber Einzelsupervision noch skeptisch. Diese Skepsis möchte ich gerne zerstreuen.

Und hier noch dies und das

WeihnachtsBÄCKEREI

plätzchen

Weihnachtsguezli, Gebäck oder Weihnachtsplätzchen
kleine Kunstwerke, kleine Weihnachtsschätzchen,

ohne sie ist nicht Weihnachten, sie gehören dazu
Duft nach Zimt und Anis schenken „Heimat“ und „Ruh“.

Gemeinsames werkeln in der Küche; Genuss und Geschenk zugleich
so lange gebacken wird,  bleibt Weihnachten auch ohne Konsum erinnerungsREICH. (SMM 2012)

 

Zimtsterne– Rezept

zimtsterne

3  Eiweiße  mit einer Prise Salz steif schlagen. 250g Puderzucker, 1,5 TL Zimt und ½  EL Kirschwasser  vorsichtig unterheben.  5 EL von dieser Masse zur Seite stellen.
Unter die restliche Masse,  350g gemahlene Mandeln heben.  Den Teig 1  Std.  in den Kühlschrank stellen. Dann  zwischen Klarsichtfolie auf 1,5cm ausrollen und Sterne ausstechen. Die Zimtsterne auf ein Backblech geben, mit dem Guss bestreichen und über Nacht ruhen lassen. Am Folgetag bei 200 Grad exakt 5 Minuten backen. (439 kcal/100g)


Kulinarischer GeNUSS

rumtopfMarkgräfler GeNÜSSE, wer hätte das gedacht
auch 2013  haben wir Feld-, Wald-, und Wiesenfrüchte wieder zu kleinen Delikatessen gemacht.

Rüstige Senioren packten mit an,
jeder  tat, was er am besten kann.

Holunderrezepte bereichern ab jetzt unser Repertoire und Rumtöpfchen – einfach wunderbar.

SMM  2013

Zur Bestellliste

 (R)AUSzeiten – DAS Geschenk

Wie wäre es mit einer (R)AUSzeit? Für SIE, einen geliebten Menschen, einen Mitarbeiter?
Hier finden Sie das Programm 2014.
Persönliche, individuelle Gutscheine stellen wir Ihnen gerne ebenfalls aus.

Rauszeiten_2014

> Familien-(R)AUSzeit

> Winter-(R)AUSzeit im Kloster

> Frauen-(R)AUSzeit in 4*Wellness

> Pilger-(R)AUSzeit in Deutschland

> Golf-(R)AUSzeit im Dreiländereck

 Hier finden Sie das Seminarprogramm 2014 und auch dort halte ich ein paar Präsente für Sie bereit.
Programm für qualifizierte Ernährungstherapeuten

 

Und last, but not least – eine Weihnachtsgeschichte

Von Mensch zu Mensch_Swabedoo

 

Von Herzen,

Ihre

Sonja Mannhardt

Weihnachten_2

 

 

 

 

 

 

Wie Ihr Kind abnehmen kann

cover_wie ihr KindEs ist fast 10 Jahre her, seit ich diesen Ratgeber geschrieben habe (Übrigens war ich niemals mit dem Titel einverstanden, weil er so gar nicht widergibt, wofür ich stehe), und doch scheint sich seit 10 Jahren nichts, aber auch gar nichts geändert zu haben.

Eltern mit übergewichtigen Kindern werden nach wie vor Tipps unt Tricks und Ratschläge erteilt; Nach wie vor besteht eine ganz eingeschränkte Wahrnehmung dafür, was denn „die Gründe“ für Übergewicht im Kindesalter seien und  Journalisten tun ihr Übriges, dass sich an dieser Situation wahrscheinlich nicht so schnell etwas ändern wird. MAN weiß ja, wie Kinder abnehmen können, oder doch nicht?

Machen Sie die Bestandsaufnahme:

Die 4 Handlungsmuster

In der Bestandsaufnahme des Buches haben betroffene Familien die Möglichkeit, dem Übergewicht auf die Spur zu kommen. Es ist mitnichten so, dass jeder, der ein paar Pfunde zuviel auf den Rippen hat, nur Unsinn in sich hineinschaufelt und es ist auch nicht richtig zu behaupten, jeder Übergewichtige sei träge und bewegungsfaul.

Während Journalisten noch heute das „Zwischendurch Essen“ einfach unter den Tisch fallen lassen und weiterhin die Mär schüren, Kinder mit Übergewicht äßen das Falsche und müssten noch weiter aufgeklärt und informiert werden, was denn besser sei, vernünftiger, gesünder, kann ich aus meiner über 20 jährigen Erfahrung nur folgendes sagen: Das ist nicht richtig!

– Isst das Kind das Falsche? (Ist nur in ca. 20% das Hauptproblem)
– Isst das Kind mengenmäßig zu viel? (Ist bei ca. 50% ein ernst zu nehmendes Problem)
– Isst das Kind zwischendurch? (darüber klagen mindestens 75% der Betroffenen)
– Bewegt sich das Kind zu wenig? (spielt bei ca. 50% der Betroffenen eine Rolle, insbesondere, wenn es sich um Jungs handelt)

 

Menschen sind soziale und emotionale Wesen

Nach wie vor wird die Körperwahrnehmungsebene (Sättigungswahrnehmung) und die psycho-soziale und psycho-emotionale Komponente viel zu wenig berücksichtigt, wenn es um Übergewicht und deren Behandlung geht. Ich kenne kaum Menschen, die Gewichtsprobleme haben und mir nicht sagen, dass sie dann essen, wenn es ihnen nicht so gut geht.

– Essen aus Langeweile
– Essen aus Futterneid
– Essen aus Frust, Ärger, Wut
– Essen um sich Gutes zu tun, zu belohnen
– Essen weil man alleine ist, keine Freunde hat

Essen ist quasi die Notfallmedizin, die sowohl im sozialen Gefüge, als auch emotional wieder ins Gleichgewicht führen. Mit dem Essen zwischendurch helfen sich Menschen, die sich nicht anders zu helfen wissen, eben WEIL Menschen soziale und emotionale Wesen sind.

Diesen Menschen einfach zu sagen: „Höre jetzt auf Süßes zu essen, das ist ungesund“ ist an Naivität nicht zu überbieten. Würde es sich ausschließlich um ein rationales Thema handeln, hätte betroffene Menschen wohl selbst, längst mit dem Naschen aufgehört.

Wie Ihr Kind abnehmen kann?

Diese Frage möchte ich mit Nietzsche beantworten. Zunächst müssen wir genau HINschauen, genau ZUhören, genau HINspüren, uns HINEINversetzen, diesen Menschen im Zusammenhang mit seinem sozialen Umfeld sehen,  seine verdeckten Motive und Wünsche  mit ihm entschlüsseln, um zu verstehen, wer er ist und mit ihm zu verstehen, wozu sein Übergewicht gut ist. Wir müssen uns viel Zeit nehmen, um nicht nur aufzudecken, wo das Problem liegt (das Falsche, zu Viel, zwischendurch, zu wenig Bewegung), sondern gemeinsam nach Lösungen zu finden, die mit 100% Gewissheit nicht alleine beim Kind zu finden ist, sondern woran sich die gesamte Familie beteiligen muss. Übergewicht ist IN einer Familie entstanden und kann nur MIT der gesamten Familie wieder verschwinden. Es betrifft die gesamte Familie!

ZUM LESEN

Da das Buch: Wie Ihr Kind abnehmen kann dieses Jahr vom Markt genommen wurde und nur noch wenige Exemplare zu bekommen sind, doch dieses Buch nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat (ich war mal wieder 10 Jahre zu früh!), habe ich mich entschlossen, dieses Buch NEU aufzulegen. Es ist ab sofort als E-Book „Familie im GleichGEWICHT – (R)AUSwege aus der XXL-Falle“ bei mir zu bestellen.

Für diejenigen, die eher mit einem Mengenproblem zu kämpfen haben, denjenigen empfehle ich das Buch „Spüren was is(s)t und damit der Genuss und das praktische Tun nicht zu kurz kommt, dafür sind die Bücher „Starke Kinder kochen“ genau das Richtige.

Familie im Gleichgewicht     Starke Kinder kochen 1cover_spüren was isst

 

 

Zu den Büchern geht es hier

 

 

 

FÜR FACHKRÄFTE

Für Berufskollegen biete ich zum Thema in 2014 ein Seminar an.
Adipositas und Psyche
, eine Einführung, sowie
„Elterntraining für XXL-Kids“ stehen auf dem Programm.

 

 

FÜR BETROFFENE

Und Betroffene können sich jederzeit bei mir für Beratungen (auch online) melden. In bereits 4 Zeitstunden ist merklich Bewegung und Entspannung in dieses geWICHTIGe Thema gekommen. Dafür bürge ich mit meinem Namen.

 

 

 

 

Demenz-Deine Suppe esse ich nicht Teil II

DSC03221Viele nicken vielleicht, wenn sie den Satz lesen:“ Kind, Du musst doch etwas essen.“ Irgendwann können sich die Rollen (Eltern-Kind-Rolle) aber vertauschen. Weil man selbst damit erzogen wurde, wird diese angebliche Führsorge an die an Demenzerkrankten zurückgeben. Was für eine Bedeutung hat „Essen“ denn in unserem Leben?

Essen ist EMOTIONAL und sozial verortet


Zum Essen kommen Menschen zusammen, teilen das Brot, machen gemeinsam Rast, pflegen Gemeinschaft. Menschen sind nicht „bei einer gesunden, vernünftigen Ernährung und ihrer Gesundheit“, wenn sie gemeinsam speisen, sondern bei EINANDER, beim gemeinsamen ESSEN, in STIMMUNG.

Wie häufig erlebe ich es, dass Menschen mit Demenz alleine „abgefüttert“ werden, weil „ES unappetitlich“ ist? Wie häufig erlebe ich es, dass das einzig Soziale darin besteht, dass ein „zu Fütternder“ mit einem „Fütterer“ an einem Tisch sitzen und nichts weiter geschieht, als dass der „Fütterer“ wert darauf legt, dass gegessen und getrunken wird.

Wenn Menschen mit Demenz etwas noch sehr gut beherrschen, dann ist dies „unsichtbare Stimmungen, Schwingungen und Gefühle“ wahrzunehmen. „Du gehörst nicht mehr dazu“, „ich habe keine Zeit und nicht die Geduld“, „ich esse nichts aber du musst jetzt“, das spüren betroffene Menschen gewiss genau so nackt und deutlich, wie ein kleines Kind, welchem verwehrt wird, als respektiertes Mitglied einer Gemeinschaft, an einem gemeinsamen Tisch zu sitzen und gemeinsam ZEIT MITeinander zu verbringen. Wird ein solches Kind stattdessen im Hochstuhl „abgefüttert“, dann macht auch dieses Kind deutlich auf diesen unsozialen und emotional beLASTenden Zustand aufmerksam.

Das Recht auf SELBSTbestimmung und echte Zuwendung.

Betrachten wir den ersten Akt im Leben eines Menschen, ein selbstbestimmtes Wesen zu werden, dann sind wir sofort bei der Mutterbrust, also der Nahrungsaufnahme. Bereits dort ist diese ein soziales und emotionales Ereignis. Das Kind bestimmt, OB es Hunger hat, WANN es bereit ist zu essen und auch, WIE VIEL es zu sich nimmt. Wird dieses empfindliche Gefüge und dieser erste Akt der SelbstTÄTIGkeit und Selbstverantwortlichkeit gestört, wird leichter Druck oder Zwang ausgeübt, wird dem Kind die echte, ungestörte, liebevolle Zuwendung verwehrt, so wehrt sich auch schon ein Kind. Es hört auf zu essen, presst die Lippen zusammen, macht sich steif und überstreckt sich nach hinten, schreit, befördert mit der Zunge, alles, was zwanghaft in seinen Mund gelangt, wieder heraus. Etwas später schlägt es Löffel, die vor dem Mund stehen oder Lappen, die unsacht den Mund abwischen einfach weg. Wird dieses „gut gemeinte“ Spiel um Macht überzogen, verweigern selbst kleinste Kinder das Essen, oder scheuen sich nicht, das, was sie „zum kotzen“ finden auch in derselben Weise deutlich kund zu tun.

Könnte es sein, dass ein Teil der „Schwierigkeiten“ bei Tisch nicht mit dem Patient, sondern auf der Beziehungsebene zu suchen ist? Könnte es sein, dass „liebevolle Ratschläge“, liebevolles „zerkleinern“, liebevoll gemeintes „Helfen durch Füttern“, als Beschneidung der Selbstbestimmung empfunden wird? Könnte es sein, dass betroffenen Menschen, trotz ihrer Eingeschränktheit gefragt werden wollen, was sie selbst tun wollen und wobei sie Unterstützung wünschen? Kann es sein, dass es darum geht, Betroffene im Bereich „Nahrungsaufnahme“, dem ersten Ort der menschlichen Selbstbestimmung, besonders „empfindlich“ reagieren, wenn man diese letzte Domain der MIT- oder Selbstbestimmung, durch Überfürsorglichkeit beschneidet? Kann es sein, dass es Betroffenen nicht selten an echter Zuwendung fehlt und sie sich bei Mahlzeiten eine gewisse Aufmerksamkeit einfordern, um uns zu zeigen: „Ich bin noch da und ich habe eine Meinung. Beziehe mich so lange es geht in deine Entscheidungen ein. Ich bin noch da und verteidige die letzten Bastionen meiner Selbstbestimmung. Ich bin noch da, hilf mir, solange ich es kann Dinge SELBST zu tun. Ich bin noch da und trotz meiner Demenz ein erwachsener Mensch, der so lange es geht ein aufrechtes und selbstbestimmtes Leben führen möchte. Ich bin noch da und DEINE Angst, ich könne sterbe, wenn ich nicht esse oder trinke, ist nicht meine. Sprich mit mir über DICH und DEINE Gefühle, anstatt an meine Vernunft zu appellieren und du wirst sehen, ich komme dir gerne entgegen so gut ich kann und möchte.

WEBINAR Demenz. Aufgrund der sehr guten Rückmeldungen wird die Reihe fortgeführt. Ich freue mich über zahlreiche Anmeldungen.

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Essen ist mehr
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