Was ist ein guter Berater?

profeat_1Unlängst fragte mich eine Kollegin, was ich denn als guten Berater bezeichnen würde. Ich bin ihr bisher die Antwort schuldig geblieben, denn mit ein, zwei Sätzen ist es meines Erachtens nicht getan. Was so einfach klingt, bedarf für mich ein paar mehr Worte.  In diesem kleinen Beitrag möchte ich meine Sicht darauf kurz wiedergeben.

GUTER Berater

Weshalb nennen Sie Ihren Frisör, Ihren Metzter GUT? Was macht einen Koch zu einem GUTEN Koch? Wann sagen wir, dass ein Autofahrer GUT fährt, ein Lehrer ein GUTER Lehrer ist, ein Arzt von uns als GUT bezeichnet wird?
Gut nennen wir einen Handwerker und Dienstleister dann, wenn er das was er anbietet in unseren Augen GUT macht. Das Wort GUT benützen wir in der Regel dann, wenn das Ergebnis mit unseren Erwartungen übereinstimmt. Gut sagen wir auch dann, wenn wir mit der Dienstleistung zufrieden sind, wir diese effektiv, sprich wirkungsvoll empfinden.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es keinen „objektiven“ guten Berater geben kann und die Wertung ob jemand als „gut“ bezeichnet wird, nicht von ihm selbst alleine getroffen werden kann, sondern sein Gegenüber benötigt. Geschmäcker sind dabei verschieden.

Ein guter Berater ist also ein Berater, der gut berät? Doch wie will man das bei einem Berater im Vorfeld beurteilen? Und was bedeutet das?

Gute BERATUNG

Um zu wissen, was gute Beratung ist, muss man die Dienstleistung der Beratung zunächst einmal abgrenzen zu anderen Arten der Kommunikation. Steht Wissensvermittlung im Zentrum, so ist der Begriff Information angebracht. Richtet sich diese Information an eine breite Bevölkerung, so sprechen wir eher von Aufklärung, denn von Beratung. Von Coaching sprechen wir dann, wenn der Beratungsanlass beruflicher Natur ist.

Beratung wird es erst dann, wenn sich die Dienstleistung an Einzelne wendet und Beratung ist es nur, wenn diese Dienstleistung absolut freiwillig ist. Ein „geschickt werden von…“ bedeutet, dass damit das Grundprinzip der Freiwilligkeit ausgehebelt wurde, womit die nachfolgende Dienstleistung keine Beratung mehr sein kann, sondern Zwang. Auch setzt Beratung voraus, dass unser Gegenüber das Theme der Beratung selbst bestimmt.  Er und sein Thema stehen im Zentrum der Betrachtung und der Berater „dient“ diesem Anliegen.

Anders als bei einer „ärztlichen- oder Psycho-Therapie“, bei der i.d.R. eine Krankheit im Zentrum steht und Arzt oder Therapeut entscheiden, worüber geredet wird und wo es lang geht.  Anders, als bei einem „Verkäufer“, der seine Waren anpreist und diese ins Zentrum rückt. Auch handelt es sich bei einer wirklich guten Beratung nicht um das Kundtun einer Spezialexpertise (Versicherungsberater, Finanzberater und andere). Ein guter Berater ist einer, der seine Fachexpertise hinter das Anliegen des Klienten zurückstellen kann.

Gute Beratung ist eine, bei der es tatsächlich Interventionen gibt, die den Klienten befähigen, seine Einsichten zu erweitern, sein Verhalten zu ändern. Ein Appell an die Vernunft, eine reine Wissensvermittlung vermögen das nicht. Berater, die solche Interventionen beherrschen, haben meist pädagogische und psychologische Zusatzausbildungen gemacht.

Ernährungsberater ist kein geschützter Begriff.

Und was ist ein GUTER Ernährungsberater? Wie erkennt man zwischen all den unqualifizierten Beratern, DEN guten für sich selbst?

Sie können an Berater geraten, die in ihrem „früheren“ Leben überhaupt nichts mit Gesundheit zu tun hatten und ihre Ausbildung in einem Wochenendkurs erworben haben. Sie können an Produktverkäufer geraten, die Ihnen Gesundheit versprechen, aber mehr ihren eigenen Profit, denn Ihr Wohl im Blick haben. Sie können aber auch an gut ausgebildete Fachkräfte gelangen, die ihre Ausbildung über 3-6 Jahre absolvierten oder ein universitätes Hochschulstudium absolvierten. Doch auch das ist keine Garantie für GUTE Beratung, doch wenigstens eine sehr gute Orientierungshilfe, weil zumindest der theoretische Unterbau gewährleistet ist, der für jedes „Handwerk“ vonnöten ist.

Gute Berater im Ernährungsbereich sind von Krankenkassen anerkannt und deren Leistungen werden auch anteilig von den Kassen bezuschusst. Gute Berater verfügen über anerkannte Beraterzertifikate und bilden sich kontinuierlich fort- und weiter. Viele gute Berater arbeiten wissenschaftlich und veröffentlichen ihre Daten. Gute Berater werden weiterempfohlen. Und – gute Berater sind solche, die Ihnen bereits am Telefon GUT tun.

Wie finden Sie einen guten ErnährungsBERATER?

Ob es GUT war, wissen Sie erst hinterher, doch bereits VOR dem ersten Treffen, oder spätestens nach der ersten Stunde haben Sie ein Gefühl, dafür, ob Sie dort, wo Sie angekommen sind, in guten Händen sind..

Zur groben Orientierung finden Sie bei den folgenden Institutionen gelistete Fachkräfte, die sich

a.) durch fundierte Ausbildungen und
b.) regelmäßige Fortbildungen
c.) Produktneutralität und
d.) wissenschaftliches Arbeiten auszeichnen
e.) von Krankenkassen anerkannt sind

Gut ausgebildete Ernährungsberater finden sie unter:

> www.vdd.de
> www.vdoe.de
> www.quetheb.de

und bald auch professionelle Ernährungstherapeuten in Ihrer Nähe, denn prof.e.a.t Berater stellen Sie und Ihr Anliegen ins Zentrum und arbeiten ganz anders, als sie es von klassischen Ernährungsberatern erwarten würden. Statt Ratschlägen bekommen Sie hier echte Hilfe zur Selbsthilfe, denn wer weiß besser über sein Essen und Essverhalten Bescheid, als Sie selbst?

Hier sind nur einige Fragen, die Ihnen bei der Suche nach einem „Guten Ernährungsberater“ helfen können.

> Verfügt der Berater über eine von Krankenkassen anerkannte Ausbildung?
(Diplom- Oecotrophologe, Diätassistent) plus Zusatzzertifikate (z.B. VDOE, DAAB u.a.)

> hat sich der Berater thematisch spezialisiert? (In keiner Branche kann JEDER ALLES)

> Wie viele Jahre hat der Berater bereits in diesen Themen Erfahrung?
Hat der Berater auch mal in einem Krankenhaus, einer Rehaklinik gearbeitet?

> konnte der Berater alle  Fragen im Vorfeld beantworten?

> Ist der Berater sympathisch?

> Kommt der Berater Ihnen kompetent vor?

> Redet der Berater NUR über Ernährung, oder auch von ESSEN, Lebensmitteln und Kochen,
(was Grundvoraussetzung für die Umsetzung ist)?

> Äussert sich der Berater über eine Berufsethik? Arbeitsweisen?

> Gibt es Äußerungen über Qualitätsstandards?

> Was sagen andere über den Berater?

> Kann der Berater Ergebnisse vorweisen?

> Ist der Berater Produkt neutral?

Diese Liste ist sicherlich nicht vollständig und braucht es auch nicht. Wichtig ist, dass Sie, wie bei einem Frisör oder bei ihrem Arzt des Vertrauens sagen: „Hier fühle ich mich in guten Händen“.
Denn eines wissen wir seit vielen, vielen Jahren und noch mehr wissenschaftlichen Studien:

„The factor, the most important for effective councelling/coaching is the relation between two people“.
Es ist die Beziehung, die zählt, mehr als alles andere.

HIer geht es zu meinem eigenen Geschmackstest.

Alles Gute Ihnen!

 

Familie im Gleichgewicht

Essens-AtmosphäreHeute war es mal wieder soweit. Lena (8 Jahre) und Ihre Mama kamen zum letzten Mal (4 Sitzungen) zur Beratung. Eine weitere Familie ist wieder im GleichGEWICHT was mich sehr freut!

Lena hat in den letzten 3 Monaten 4kg abgenommen und ist 2cm gewachsen. Ihr BMI hat sich enorm verbessert und das Beste: Der Leidensdruck der Mutter sank von 10 auf 4. Der Druck und das „Dauerthema“ Ernährung, Gesundheit und Gewicht hat sich stark reduziert und Lena darf jetzt endlich selbst bestimmen, was und wie viel sie essen mag.

Sie ist ein wirklich guter Chef ihres Bauches und Essens geworden und übernimmt Verantwortung für ihr Tun. Sie fühlt sich endlich wieder wohl in ihrer Haut und nicht mehr so „klein“ gegenüber ihrer großen Schwester, die „ja alles essen darf und sie nichts.“ Sie ist stolz auf das was sie alleine geschafft hat.Ihr Leidensdruck ist gänzlich verschwunden. Lena fühlt sich wieder wohl. Wie ist das möglich in so kurzer Zeit?

Familie im Gleichgewicht – DRUCK rausnehmen

Das Gewicht von Lena ist in der Familie entstanden. Es ist eine Art „Kommunikationsmittel“. Lena isst deutlich zu viel und nascht zwischen den Mahlzeiten. Doch zu verstehen, was sich hinter einem „zu viel“ und einem „Süßigkeiten naschen“ verbirgt, dem ist per Information und Vernunftsappellen nicht beizukommen. Meine Aufgabe war es, den Eltern beim Verstehen zu helfen und sie in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken.

Und das hat sehr gut funktioniert. Die Mutter hatte zwei Einzelsitzungen, um zu verstehen, was sich hinter dem Sichtbaren verbirgt und was Sie dazu beitragen kann, damit Lena ihren Weg gehen kann. Zwei Sitzungen waren mit Lena. Sie beschäftigte sich intensiv mit ihren Gefühlen, mit der Hunger- und Sättigungswahrnehmung und setzte sich mit den Mahlzeiten aktiv auseinander und fand IHRE Lösungen selbst.

Ist eine Familie aus dem Gleichgewicht geraten, so gibt es nicht nur einen „Leidenden“ und den anderen geht es gut. In der Regel ist mit einem übergewichtigen Kind, das Gleichgewicht aller Familienangehörigen gestört. Alle leiden irgendwie, niemandem geht es richtig gut und Viele in der Familie tun dasselbe, allerdings mit unterschiedlichen Konsequenzen.

Um Druck herauszunehmen, ist es zunächst einmal wichtig, zu erkennen, wer welche Verantwortung hat und wo überhaupt das Problem liegt.

Wo liegt das Problem?

Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Familien im Ungleichgewicht. Häufig finden sich Übergewicht und Untergewicht sogar in derselben Familie und doch – wenn ich frage: „Wo sehen Sie denn das Problem?“, so bekomme ich nur sehr selten die Antwort: „Wir essen nur Junk-Food, ungesunde Lebensmittel und bewegen uns so gut wie gar nicht.“

Es wird zwar stets behauptet, dass Menschen, die ein Gewichtsproblem haben, stets „Das Falsche“ essen und sich „Wenig bewegen“, doch das kann ich nicht bestätigen.

Die Klagen der Familien, die zu mir kommen ist in der Reihenfolge wie folgt:

  • > Mein Kind isst zwischendurch (nascht heimlich)
  • > Mein Kind isst einfach zu viel (Menge bei Tisch)
  • > Mein Kind bewegt sich zu wenig
  • > Mein Kind isst das Falsche

Auf meine Frage: „Und wer nascht noch?“ oder „und wer isst noch zu viel?“kommt stets noch ein anderer Name mit ins Spiel.

Auf meine Frage:“Was bedeutet denn bei Ihnen, das richtige/gesunde essen.“ kommt stets die Antwort: „Wir essen täglich Gemüse oder Salat und Obst und das übergewichtige Kind isst das ja auch. Also falsch oder ungesund geht es bei uns nicht zu.“

Ernährungstherapie ist pädagogische Beratung

Essen ist keine Frage von Wissen oder Wollen und auch nicht mit „Du sollst-Botschaften“ zu regeln. Essen ist traditionell, kulturell und sozial verankert und entzieht sich größtenteils dem Bewusstsein. Wenn wir folglich Familien helfen wollen, ins Gleichgewicht zu kommen, gilt es, zunächst einmal

  • > Verantwortlichkeiten klären
  • > eine genaue Problemanalyse zu machen
  • > jedes Tun und Unterlassen zu „hinterfragen“ um
    „aufzudecken“, was verborgen ist aber dennoch wirkt…

Da Essen UMlernen mit lernen, also mit Pädagogik zu tun hat, kommen wir nicht umhin, Beratung als Prozess zu betrachten, bei dem sowohl die Eltern, als auch das betroffene Kind oder gar in Betrachtung mit den eigenen Geschwistern beraten werden.

Jedem seine Verantwortung

Jegliches TUN hat eine WIRKUNG, wie auch jedes UNTERLASSEN oder NICHT TUN ebenfalls wirkt. Wenn wir uns darüber einig sind, so gilt es zu überlegen, wer denn welche Entscheidung trifft. Wie ist das in Ihrer Familie:

  • > Bei uns entscheiden wir Eltern über das was eingekauft, gekocht wird
  • > Bei uns entscheiden wir Eltern, über die Art der Zubereitung und das Menü.
  • > Bei uns gibt es einen festen Essensrhythmus, der von uns Eltern vorgegeben wird.
  • > Bei uns entscheidet Jeder selbst darüber, WAS er bei Tisch essen möchte.
  • > Bei uns entscheidet Jeder selbst darüber, WIE VIEL er sich bei Tisch nimmt.
  • > Bei Fragen wie:“Mama, darf ich was Süßes haben?“ übernehme ich nicht die Verantwortung und sage Ja, oder Nein, sondern frage erst einmal nach, was sich dahinter verbirgt, dass kurz nach dem Essen wieder „etwas“ gesucht wird…9.Verantwortung beim EssenSollten Sie alle Fragen mit JA beantwortet haben, so ist ihre Familie vermutlich im Gleichgewicht. Sollte sich das ein oder andere Nein eingeschlichen haben und Sie nicht zufrieden sein, mit dem was bei Ihnen zu Hause is(s)t, so warten Sie nicht zu lange, sich professionelle Hilfe zu holen.

    Familie im Gleichgewicht – Das Buch

    Heute wurde ich gefragt, wie man denn das Buch beziehen kann. Ich sagte, ich verkaufe es momentan nur noch an Menschen, die sich beraten lassen, wohl wissend, dass WISSEN noch lange nicht KÖNNEN und KÖNNEN noch lange nicht TUN bedeutet.

    Tipps und Tricks und Ratschläge finden sich nicht in den Büchern, weil Ratschläge eben auch Schläge sind und mit Tipps und Tricks als Methode noch keine Familie ins Gleichgewicht gekommen ist. Das bedeutet aber nicht, dass von Lesern der Bücher nicht allzugerne  „Tipps und Ratschläge“ veröffentlicht werden, so wie hier:

    Tipps und Hilfestellungen – auf dem Link ganz nach unten scrallen

    Sie finden das Buch (das Vorgängerbuch) noch immer auf dem Markt, als gebrauchte Ware zum Schnäppchenpreis. Der Inhalt ist noch immer aktuell und weicht nur unwesenlich vom jetzigen Buch ab, das die Themen „Wie lernen Menschen?“, „Was ist Erziehung“, „Essen zwischen Moral und Ethik“, „Familientisch als Lebensschule“ und noch einige Themen mehr vertieft.

    In jedem Fall  handelt es sich um ein Begleitbuch, das den Prozess der „Familie im Gleichgewicht“ unterstützen möchte und alles „Lesbare“ aus der wichtigen Beratungszeit auslagert. Dieses Arbeitsbuch, welches „über gängige Übergewichts-Tellerränder hinweg blicken hilft“ und sich nicht mit Verallgemeinerungen zufrieden gibt,  sondern sondern den Einzelnen radikal ins Zentrum rückt, stelle ich interessierten Familien als integraler Bestandteil meiner Beratungen gerne zur Verfügung. Ich freue mich auf Ihr Kommen.

  • Beratungen täglich nach Vereinbarungen
  • prof.e.a.t Berater, die auf dieser Grundlage in Ihrer Region beraten, erhalten Sie auf Anfrage.
  • Berater, die an einer prof.e.a.t Fortbildung zum Thema „Übergewicht bei Kindern – Die Herausforderung Familienberatung“, Interesse haben, möchten sich bitte bei mir melden, oder in den Terminen nach entsprechenden Seminaren Ausschau halten.

 

Ernährung fängt beim Kochen und genießen an

schwarze NüsseIn der Theorie ist ja alles soooo einfach. Nur das „richtige essen“ und „sich mehr bewegen“, dann klappt das schon mit dem guten, gesunden Leben. Nur – ist das so?

Ändern wir unser Verhalten über Wissen und Vernunft oder doch eher wenn auch der Genuss satt wird? Und setzt Genuss nicht auch Einkaufs- und Kochkompetenz voraus?

Zum Anlass eines gerade erschienenen Artikels zum Thema „Geheimnis schwarze Nüsse“ möchte ich das Thema „GeNUSS“ aufgreifen und sie einladen, sich wieder mehr in der Küche aufzuhalten….Dem Ort, an dem „gesunde“ Ernährung zum Leben erweckt wird, dem Ort, wo angewendet wird, was den meisten von uns „in der Theorie“ ja bekannt ist…

Jede gute Theorie ist nur so gut, wie die Praxis

Diese Woche sitzt eine Mutter bei mir und sagt: „Helfen Sie mir beim Abnehmen, aber erzählen Sie mir nichts vom richtigen Essen. Davon weiß ich genug. Theorie habe ich genug.“ Auch eine zweite Patientin mit Übergewicht, weiß alles über „gesunde Ernährung“, doch mit der Praxis will und will es nicht funktionieren. Sie kann nicht kochen, hat es nie gelernt. Und da ist die Altenpflegerin, die tagtäglich Senioren „verpflegt“, aber zugibt, für sich selbst nicht zu kochen, sondern meist „etwas Schnelles aus der Tüte nimmt, oder in den Ofen schiebt“.

Da ist die sehr schlanke Mutter eines übergewichtigen Kindes, die nur isst, weil man eben essen muss, aber so gar keine Lust zum kochen hat, was dazu führt, dass die Kinder bis nach 19 Uhr meist keine geregelte Mahlzeit zu sich nehmen und sich mit Heißhunger durch den Tag „fooden“ und da ist die Ernährungsberaterin, die mir gesteht, selbst überhaupt nicht kochen zu können und deshalb mehr und mehr Probleme bekommt, Menschen gut zu beraten.

Und da sind doch tatsächlich einige Drittklässler, die in meinem mitgebrachten Korb den Fenchel, den Lauch, die Kohlrabi, die Johannisbeeren nicht benennen können und glaubhaft verkünden, das

a.) weder je gesehen noch
b.) je gegessen zu haben

und mir ein Huhn mit 4 Beinen zeigen, das sie gemalt haben.
Nein, wir sind hier nicht in einer Brennpunktschule, wir sind auf dem Land.

In der Küche beginnt die Ernährung

Ich freue mich, dass diese Menschen zu mir fanden mit ihren Fragen und Nöten, weil mir selbst Genuss und gutes Essen (und das beginnt mit geschmackvollem Kochen)  ein sehr großes Anliegen ist.

Mein Projekt Markräfler Genüsse ezeigt einen Teil meiner Leidenschaft für regionale, saisonale und überhaupt – genüssliche Küche.
Ich habe sie alle gesehen, die verschiedenen Küchen der Welt und habe in allen etwas gelernt. Die Küche meiner Oma (wie macht man aus wenig viel?) die meiner Mutter (wie kocht man aus dem was da ist und mit wenig Zeit trotzdem schmackhafte Gerichte; wie kocht man für viele Gäste), Großküchen von Krankenhäusern und andere Großverpflegungssysteme (wie kocht man für 120 Personen), viele Produktionsbetriebe (Mittelstand und Massenproduktion) – was unterscheidet Qualität von Quantität? Was unterscheidet häusliche Alltagsküche  von Sterneküche und was haben beide gemeinsam, wenn es um Qualität und Genuss geht? Für all diese Erfahrungen bin ich sehr dankbar und gebe diese gerne weiter, denn beim Angebot beginnt die Nachfrage und gegessen werden kann nur, was auch DA ist.

Was der Bauer nicht kennt

Was einst lebensnotwendig für Menschen war, scheint in der zivilisierten Welt langsam auch gefährliche Konsequenzen nach sich zu ziehen. Essbar war in der Steinzeit, was die Erwachsenen als essbar erklärten. Ungiftig und unbedenklich war, was sie voraßen. Essbar war, „was der Bauer kennt“.

Und heute? Frische Ananas schmeckt komisch, die metallische aus der Dose ist die bessere, so urteilen viele Kindergaumen, weil sie nur die aus der Dose kennen. Oder Erwachsene beklagen sich: „Mein Kind isst nur….“ und gehorchen dem kritischen Kindergaumen, mit dem Ergebnis, dass es überhaupt nicht mehr angeboten wird. „Mein Kind würde auch nicht essen, wenn es X wieder gäbe“ ist dann das, was Erwachsene GLAUBEN und sich in gefühlten 2000 Kinderaktionen als nicht korrekt herausstellt. Massenweise benötige ich Rohkost, massenweise Gemüse.

Kinder sind von Natur aus neugierig und wenn sie selbst tun dürfen und Erwachsene an der Seite haben, die nicht „gesund“ predigen, sondern Lust-auf machen, weil sie es selbst für gut finden, vorleben, anbieten, dann klappt das schon irgendwann mit dem „kennen lernen wollen“, denn „Was der Bauer häufig gegessen hat, das mag er auch“. Und wir alle erinnern uns an solche Lebensmittel.

Ich mochte früher keine Spargeln, jetzt liebe ich sie. Ich mochte keinen Rosenkohl, jetzt mag ich ihn, ich mochte keine rote Beete, jetzt esse ich sie sehr gerne. Und Sie?

Am Anfang ist die Kochkompetenz

Wer nicht weiß, wie man eine Soße herstellt, kann nicht ohne weiteres den Konsum von Soßenpulver abstellen und fettreduziert kochen.
Wer nicht weiß, wie man Geschmack beim Kochen erzeugt, kann seine Gewohnheiten beim Kochen nicht einfach abstellen.
Wer von Kochen nichts versteht, da ist es müßig, jemanden Zutatenlisten lesen zu lassen, weil man das, was da steht „verstehen“ im Sinne von „sich vorstellen“ können muss.
Und wer nicht weiß, was er mit einem Fenchel, einer Kohlrabi anstellen kann, dem kann man nicht vorwerfen, dass er sie nicht isst.

Beratung beginnt also dort, wo die Praxis beginnt und manchmal ist es NOTwendig, mit den Menschen ganz klein anzufangen. Wie mache ich eine Suppe ohne Päckchen und Sahne? Wie bereite ich ein Schnitzel zu, ohne es zu panieren oder Unmengen Fett zu verbraten? Wie wärme ich Nudeln auf, ohne dazu viel Butter zu benötigen? Wie mache ich einen Kartoffelsalat ohne Mayonnaisse und was koche ich, wenn ich nur 45 Minuten Mittagspause habe? Wie bereite ich Gemüse zu, ohne dicke Bechamelsoße?

All diese Fragen haben ihre Berechtigung und können nicht übergangen werden, wenn es darum geht, Menschen auf dem Weg zu einer Ernährung zu begleiten, die ihrer Gesundheit und ihrem Wohlergehen besser bekommt.
Es ist kein Grund, sich zu schämen nicht kochen zu können, denn es ist gar nicht so schwer und noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Doch es wäre traurig, mit dem lernen gar nicht erst anfangen zu wollen, denn…

was selbst gemacht ist, schmeckt nicht nur besser, sondern ist ein Genuss.

Sich dauerhaft gut zu ernähren geht nur mit GENUSS

Wir wissen aus vielen Studien, dass

> Gesundheit mehr als die Abwesenheit von Krankheit ist
> Dass Wohlbefinden ganz entscheidend ist
> Dass Mahlzeiten wesentlich zum Stressabbau und zur Entspannung beitragen können (oder das Gegenteil bewirken können)
> Essen als Grundbedürfnis des Menschen (Maslow) ganz eng mit der sozialen und emotionalen Integrität verknüpft ist

Übe Dich im Genuss, denn Übung macht den Meister.
Genuss braucht Zeit und Geduld

Gib Dich hin und du wirst beschenkt. Bereite jedes Mahl mit Liebe und Hingabe zu.

Lasse alle Sinne frei.(sehen, hören, riechen, tasten, schmecken, fühlen, erinnern..)

Spiele mit dem Maß. (gelegentliches Überschreiten, um erfreut zurückzufinden)

Finde den Rhythmus (Rituale, Kultur)

Verbrauche die Zeit und sie bleibt stehen (Muße, statt Hektik). Jetzt ist jetzt

Inszeniere die Gemeinschaft, fühle Dein Ich, das Du und das Wir

Gehe liebevoll mit Menschen und Dingen um

Fürchte Dich nicht vor der Lust. Genuss sättigt das Verlangen.

Genuss ist ein Kunstwerk – voller Widersprüche.

(c) S. Mannhardt Ergänzt und weitergeführt
nach: Gero von Randow. Genießen- Eine Ausschweifung

Sollten Sie mit dem Kochen oder Genuss Schwierigkeiten haben, so freue ich mich darauf, Sie auf diesem Weg ein Stückchen begleiten zu dürfen.

 

Übergewicht bei Kindern – Jedem seine Verantwortung

adipöseskindSven sitzt mit seiner Mutter in meinem Büro. Wie er mir sagt, sitzt er nicht freiwillig da, sondern wurde von seiner Mutter zur Beratung „verschleppt“. Er wäre viel lieber mit seinen Kollegen Fußball spielen gegangen. Sven ist am liebsten draußen und beim Essen kann nicht gesagt werden, er hätte ein „Auswahlproblem“. Als ich die Modelle heraushole, um mit Ihm eine genaue Anamnese zu machen, sagt er: „Die Ernährungspyramide kenne ich. Die hatten wir in der Schule. Ich weiß das schon alles.  Da bekommt man gesagt, was man essen soll, was gut ist und gesund. Aber das mache ich schon alles.

Sven isst nämlich alles, auch Gemüse und Rohkost, wie in der anschließenden Anamnese sehr schnell klar wird. Nur, wo liegt dann das Problem, denn Sven liegt weit über der 97. Perzentile, ist also laut Arzt adipös.

Er solle weniger essen und sich mehr bewegen, sagte unlängst der Arzt. Er solle das „Richtige“  essen, so lernte er in der Schule und er solle nicht heimlich essen und sich nicht 3 Teller hintereinander nehmen, meint die Mutter und ich müsse ihm das mal als „Außenstehender“ sagen.

 

Du sollst – oder die Tyrannei der gesunden Ernährungsbotschaften

Du sollst dies und sollst jenes lassen. Wir wissen, was für Dich gut und richtig ist. Du musst nur tun, was wir dir sagen und du verlierst Gewicht. Einfach nur vernünftig sein und das „Richtige“ tun und alles wird gut? Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt?

> Sven wird zur Beratung gezwungen.

> Sven kennt das „Du sollst“ Ernährungsmodell

> Sven kennt Erwachsene, die wissen, was das Problem ist und wie es zu lösen sei.

> Sven wird getadelt, wenn es nicht nach dem Willen von Erwachsenen geht.

Und was ist, wenn seine Adipositas überhaupt nicht zu lösen ist, mit einer „gesunden Ernährung“, weil diese Regeln a.) das Problem von Sven überhaupt nicht touchieren und b.) lernen ohne verstehen überhaupt nicht funktionieren kann? Dann sind Appelle an die Vernunft, Vorschriften, was gut und richtig ist, Ernährungsregeln und „Du sollst-Du musst-ich will“ Botschaften nichts weiter als verdeckte Tyrannei.

 

Von Selbstbestimmung, Freiwilligkeit und Verantwortlichkeit

1. Freiwilligkeit

Eine Beratung kann erst stattfinden, wenn Sven freiwillig dazu bereit ist. Dieses grundsätzliche Beratungsprinzip (nach Wunderlich und Tymister) ist die Grundvoraussetzung für eine gelingende Beratungsbeziehung ohne die jegliche Wirksamkeit von vorne herein sabotiert wird (Erfolgsfaktor „Relation“).

2. Selbstbestimmung

Bereits Maria Montessori wusste, dass lernen nur möglich ist, wenn der Mensch darin gestärkt wird, es alleine zu schaffen. „Hilf mir, es alleine zu tun“, ist der Satz, der noch heute Gültigkeit hat.

3. Verantwortung

Nur wem die Verantwortung für sein Handeln und nicht tun zugemutet wird, kann diese auch tragen und zu einem fürsorglich selbstbestimmten Menschen werden. Sven nützt es nichts, wenn ihm die Verantwortung abgenommen oder gar abgesprochen wird. Es nützt ihm nichts, wenn andere für ihn bestimmen und es dabei zwar gut meinen, aber nicht im Sinne von Selbstbestimmung auch gut machen.

Auch Sven kann Verantwortung für sein Essen übernehmen, wenn man ihn lässt und zulässt, dass er Schritt für Schritt lernt. 1.) seine Menge selbstbestimmt zu kontrollieren und 2.) ein tiefes Verständnis für seine Naschsucht zu entwickeln, dadurch, dass man ihm die volle Verantwortung für seine Gefühle und Stimmungen übergibt.

Statt dessen ist in vielen Familien die Not und Hilflosigkeit so groß, dass Eltern mehr und mehr die Tendenz haben, sich in die Verantwortlichkeiten des Kindes „einzumischen“ und Kinder, insbesondere nicht rebellische adipöse Kinder, jegliche Verantwortung für ihr Tun und unterlassen, anderen überlassen mit der Konsequenz sich immer weniger selbst zuzutrauen, immer weniger „laut“ aufzubegehren, sich immer mehr in die Entmutigungs-Ess-Schlaufe zu manövrieren.

Jedem seine Verantwortung

Folgende Regeln, was die Verantwortung von Kindern und Erwachsenen beim essen angelangt, sollten berücksichtigt werden, wohl wissend, dass das in der Regel in meinen Beratungen die „schwierigste Lernaufgabe“ ist.

 

9.Verantwortung beim Essen

Und Sven und sein Gewicht?

> Sven kam 3x freiwillig zu mir. Er hatte LUST selbst etwas zu ändern.

> Sven bekam Gefallen an den Pyramidenmodellen, weil ich sie ganz anders und ohne „du sollst“ eingesetzt habe. Er sagte: „So macht lernen wirklich Spaß und endlich habe ich verstanden, was das mit mir zu tun hat.“

> Sven bekam die volle Verantwortung für seine Lebensmittelauswahl und für die Essensmenge, sowie für seine Gefühle und Stimmungen.

> Die Eltern von Sven nahmen ihren Teil der Verantwortung ernster als vorher (Einkauf, Vorrat, Zubereitung) und erkannten den schwelenden GeschwisterNEID. Sie lernten auch dort, die Verantwortung für den Streit bei den Kindern zu lassen und sorgten dafür, dass der Älteste (Sven) mehr Freiräume bekam, als die jüngeren Geschwister.

Nach 3 Treffen mit Sven und einem Gespräch mit den Eltern ist ein neues, verantwortliches Gleichgewicht in der Familie entstanden. Sven wiegt 3 kg weniger und ist sehr stolz darauf, was er GANZ ALLEINE geschafft hat.

 

Sollten Sie auch Schwierigkeiten mit dem Gewicht ihrer Kinder haben, so zögern sie es nicht zu lange hinaus, sich Hilfe zu holen. Viele glauben noch irrtümlich daran, es wachse sich aus. Dem ist erfahrungsgemäß leider nicht so.

Gerne stehe ich Ihnen und Ihrer Familie jederzeit nach Vereinbarung, unterstützend zur Seite. Meine Leistung ist von den Kostenträgern anerkannt. Sie erstatten in den meisten Fällen einen Großteil der Kosten oder tragen im Einzelfall sogar die Kosten ganz. Sprechen Sie mit Ihrem Kundenberater. Von uns bekommen Sie entsprechende Formulare gerne zugesandt.

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Statt kämpfen, die WIRKlichen Ziele entschlüsseln

DSC03466„Frau Mannhardt: Ich brauche keine „Ernährungsberatung“. Ich weiß Alles rund um gesunde Ernährung und abnehmen. Ich kämpfe seit Jahren gegen meinen inneren Schweinehund und doch schaffe ich es nicht. Eigentlich will ich ja, aber es geht nicht.  Können Sie mir helfen, denn immer, wenn ich es eine Zeitlang schaffe, meiner Naschlust zu widerstehen, geht es mir nicht besser, sondern schlechter.“

Die Frau am Telefon ist kein Einzelfall. Die meisten Menschen, die zu mir zur Beratung kommen, sind wahre Ernährungsexperten und auch die Besucher meines Webinars „FemmeBalance“ kannten alle Versprechen der einschlägigen Abnehmprogramme, die momentan über die Fernsehkanäle flimmern. Und doch: Nach vielen Versuchen, nach vielen Rückschlägen, nach vielen Kilos, die abgenommen und wieder zugenommen wurden, nimmt der Mut und die Zuversicht ES zu schaffen, ab ebenso dramatisch, wie das Selbstwertgefühl.

Wissen ist nicht dasselbe, wie TUN

Der Mensch is(s)t nicht vernünftig. Und dies ist keine neue Erkenntnis, sondern bereits aus der Steinzeit bekannt, ebenso wie aus alten Schriften in denen sich die „Alten“ über die Jungen beschwerten, weil sie sich wider besseren Wissens nicht belehren ließen und lauter unvernünftiges Zeug machten. Wir wissen es also längst: Durch Wissen und Wissensanhäufung ändert sich Mensch nicht zum „Besseren“. Und doch wird es immer und immer wieder versucht. Belehren, erziehen, erklären, informieren, immer in der Hoffnung, dass Quantität doch irgendwann in Qualität umschlagen wird. Ich bin der Ansicht, dass wir den Menschen damit Unrecht tun.

„Wo wir glauben, wir müssten der Natur entgegenarbeiten (erziehen, belehren,  urteilen) sollten wir genau wissen, ob sich dieser Einsatz lohnt. Sonst werden wir nur Elend über die Menschen bringen.“ (Butzkamm)

Statt kämpfen, die verborgenen Ziele entdecken

„Eigentlich strenge ich mich ja an“, „eigentlich will ich ja, dass sich etwas ändert“. Eigentlich – und doch…Könnte es sein, dass ein Ändern gar nicht so erstrebenswert ist? Könnte es sein, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist und am liebsten alles beim Alten belassen möchte? Könnte es sein, dass sich auch hinter dem scheinbar sinnlosesten Verhalten sich durchaus ein positives Motiv dahinter verbirgt?

„Der Mensch ist ein Ziel orientiertes Wesen. All seine Verhaltensmuster dienen einem positiven Zweck und scheint die Handlung auch noch so unsinnig zu sein. Und da der Mensch sich und anderen mit allem, was er tut GUTET tut, ist es unsinnig gegen dieses Verhalten UND dem damit verwirklichten positiven Ziel,  zu kämpfen.“

1. Das ALTE ist das Gewohnte und hat mehr Vorteile, als das neue Unbekannte.

2. Das  ALTE löst ein GUTES Gefühl aus. Das Ungewohnte erst einmal nicht.

3. Wer sein Verhalten nicht ändern kann, dessen Verhalten folgt einem GUTEN Zweck. Wohlbefinden, sich Gutes tun, gut für sich sorgen, sich in ein positives Gefühl bringen, das verbirgt sich hinter „unerwünschten Verhaltensmustern“, nich ein innerer Schweinehund gegen den man kämpfen muss.

4. Wer sein Verhalten nicht ändern kann, sollte auf keinen Fall GEGEN das Verhalten oder einen vermeintlichen Schweinehund ankämpfen, sondern

a.) entweder annehmen, was nicht zu ändern ist oder
b.) sich beim Verstehen des tieferen GUTEN Ziels unterstützen lassen.

Ja, Sie haben richtig gehört: Auch hinter unerwünschtem Verhalten steckt ein WIRKENDES gutes Ziel

> Das Kind, das heute bei mir war, lügt nicht absichtlich, wenn es verschweigt genascht zu haben. Es möchte nur keinen Ärger und einer Bestrafung entgehen.

> Der übergewichtige Jugendliche, der mit seinen Kumpels über Mittag nichts „Vernünftiges“ isst, sondern FastFood, der muss nicht gegen seinen inneren Schweinehund kämpfen, sondern verstehen, dass er einfach nur „so sein will, wie seine Freunde.“ Nicht auffallen, dazugehören, so sein, wie alle…

> Die Jugendliche, die kein Gemüse isst, macht es nicht, um sich zu schaden und muss nur vernünftig sein. Sie möchte nur auf keinen Fall gehorchen, sondern SELBST bestimmen, wann sie was essen möchte. Jegliche gut gemeinte Bemerkung bei Tisch:“Möchtest du kein Gemüse essen?“ wird genau ins Gegenteil führen, nur damit sie sich selbst treu bleibt und nicht einfach blind gehorcht.

> Die junge Frau, die sich fast zu Tode hungert, ist nicht unfähig zu essen und auch nicht dumm oder unwillig. Sie muss auch nicht GEGEN eine Magersucht kämpfen, sondern lernen FÜR sich einzustehen, sich zu spüren, sich wahrzunehmen, ernst zu nehmen.“Seht her wie STARK und diszipliniert ich bin!“ Das gilt es zu verstehen.

> Die Frau, die glaubt ihren inneren Schweinehund auszutriksen, indem Sie statt Schokolade jetzt Karottenstäbchen knabbert, kämpft nicht gegen einen Feind, sondern gegen sich selbst. Sie hat nicht verstanden, dass die Schokolade sie beruhigt, sie sich damit GUTES tut, wenn sie Frust aufgestaut hat, wenn sie sich über ihren Chef geärgert hat, wenn sie völlig erschöpft wieder neue Energie tanken muss.

> Der Mann, der gegen seinen inneren Couch-Potato Schweinehund kämpft, hat noch nicht verstanden, dass dieser sehr gut dafür sorgt. Er sagt: „Ruh Dich endlich mal aus!“

Können wir die versteckten Ziele alleine entschlüsseln?

Die hartnäckigen Verhaltensmuster, insbesondere diejenigen, die wir uns bei der Nahrungsaufnahme über Jahre hinweg angeeignet haben, sind uns als „sinnvoll“ sozusagen in Leib und Blut übergegangen. Wie bei einem Eisberg können wir nur die Spitze erkennen, doch WOZU wir dieses Verhalten einmal gewählt haben, um gut für uns zu sorgen, das ist verborgen. Wäre es nicht verborgen, so könnten wir es ohne Kampf sofort verändern. Da dem aber nicht so ist, ist das, was verborgen ist, eben auch verborgen. Es benötigt einen „Tauchgang“ unter die Wasseroberfläche, um den „Eisberg“ unter Wasser zu erkennen.

Daher: Sowohl  Beratern, als auch Klienten, die mit gewissen „Verhaltensmustern“ hadern, sie nicht auf Knopfdruck ändern können, auch nicht wissen, was an gewissen Handlungen „positiv“ sein soll, ist zu empfehlen, sich durch professionelle Beratung und Supervision Unterstützung zu holen. Wären wir in der Lage, das selbst zu tun, so hätten wir es doch bereits getan, oder?

Zu guter Letzt:

Die oben erwähnten Klienten waren bereits erfolgreich auf ihrer Entdeckungsreise. Sie kämpfen nicht mehr GEGEN ihren „inneren Schweinehund“, sondern haben verstanden, wozu Sie ihre Naschereien, ihre „falsche“ Lebensmittelauswahl, ihre „unvernünftige Menge“ benötigen. Sie kennen jetzt die wahren Ziele und benötigen ihr Notfallmedikament „Essen“ seltener…

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Beratungsprinzip – Freiwilligkeit

Sarah_1„Hallo Frau Mannhardt, wir brauchen für unsere übergewichtige Tochter dringend einen Termin. Unser Arzt meint, sie müsste mindestesn 12 kg Gewicht verliegen.“

Solche oder ähnliche Telefonate bekomme ich fast täglich. Und diese beiden Sätze auf meinem Anrufbeantworter haben es in sich. Ein Grundprinzipt der Beratung lautet: „Beratung ist freiwillig“ und doch sieht die Realität häufig anders aus.

Es lohnt sich daher, einmal genauer hinzuschauen.

 

FREIWILLIGKEIT

Die Beratungsprinzipien von Wunderlin und Hans Josef Tymister besagen, dass nur dann von Beratung gesprochen werden kann, wenn das Prinzip der Freiwilligkeit gilt. Nur wer aus freien Stücken diese Dienstleistung in Anspruch nimmt, ist freiwillig da und damit Klient. Gegen seinen Willen kann nicht beraten werden, denn dann handelt es sich nicht mehr um Beratung, sondern um Gängelei und Zwang.

Schauen wir also die folgende Anmeldung an:

WER ist hier Kunde und WER ist der Auftraggeber?

> Die Beratung soll für die Tochter sein. Sie ist aber weder der Auftraggeber, noch der Anrufer.
> Der Arzt meint es müssten 12kg abgenommen werden. Damit ist auch die Mutter nicht der Auftraggeber, sondern nur ein Übermittler der Bestellung.
> Ist etw der Arzt Kunde und Auftraggeber, aber abwesend anwesend?

Nehmen Berater einen solchen Auftrag an,  ohne diese Sätze, diese unklare Auftragslage zu hinterfragen, so kommen sie in Teufelsküche. Sie folgen dem Auftrag des Arztes und verletzen das Prinzip der Freiwilligkeit gegenüber der Tochter.

Nicht selten finden sich solche Klienten in den Beratungen ein.

Woran erkennen wir Unfreiwilligkeit?

Sie sind nicht wirklich „da“, sie schweigen, drucksen herum,, sind wortkarg, blicken zu Boden.
Kinder verstecken sich beim hereinkommen gerne hinter den Eltern, wollen nicht hereinkommen, schauen die Eltern an, anstatt auf Fragen zu antworten.

Und wenn geredet wird, dann kommen Sätze wie: „Meine Mama sagt“, „Der Arzt meint“, „Mein Mann möchte“ oder Ähnliches.

Die Effektivität hängt im Wesentlichen von Freiwilligkeit ab

Aus der „Greatest Ever“ Executive Coaching-Outcome Study von Prof. Dr. Erik de Haan, wissen wir, wie wichtig die Beziehung zwischen dem Klienten und dem Berater ist. Diese hängt nach seiner Forschung ganz wesentlich von der Selbstwirksamkeitserwartung des Klienten ab. Ist dieser also überzeugt davon, durch SEIN EIGENES KÖNNEN und TUN etwas zu bewirken, dann sind die Chancen auf einen wirkungsvollen Ausgang der Beratung wesentlich größer. Und diese Vertrauen in die eigene Wirksamkeit ist natürlich ganz wesentlich abhängig vom Faktor „Freiwilligkeit“.

Wer geschickt wird, gezwungen wird, überrumpelt wird, wer das Gefühl hat, selbst nichts tun zu können, nicht mitreden zu können, weil andere ja bereits FREMDbestimmt haben, wer, wo, was, zu wollen hat, dessen erfolgreiche Beratung wird von vorne herein bereits sobottiert, nicht durch ein Nicht Können, sondern durch ein Fehlen von Freiwilligkeit.

Menschen wollen gefragt sein, Menschen wollen selbst bestimmen, Menschen wollen FREIwillig wollen, insbesondere dann, wenn sie bereits sollen sollten. Um dies zu erreichen, sollte von Beraterseite alles dafür getan werden, dass Menschen die wir als Klienten betrachten, auch tatsächlich unsere freiwilligen, selbstbestimmten Klienten sind.

Was ist folglich zu tun?

  1. Ich frage die Mutter, was denn die Tochter dazu sagen würde, wenn diese wüsste, dass sie bei mir einen Termin vereinbart (Freiwilligkeit?)
  2. Ich frage, ob die Mutter meine, dass die Tochter auch zur Beratung kommen würde  (Freiwilligkeit?)
  3. Ich bitte darum, mit der Tochter sprechen zu dürfen, um sie selbst zu fragen, was genau denn ihr Wunsch sei (Freiwilligkeit und Auftrag)
  4. Allerspätestens beim ersten persönlichen Termin, beginne ich nochmals mit dem Thema Freiwilligkeit und frage, ob es wirklich in Ordnung ist, dass wir eine Stunde miteinander sprechen (Manchmal frage ich Kinder auch ganz offen und direkt, ob sie vom Arzt geschickt wurden, oder von den Eltern gegen ihren Willen zu mir verschleppt wurden und dann hole ich mir den Auftrag des Klienten ein, denn nur er alleine ist mein Kunde.

Und was ist mit dem Wunsch des Arztes und evtl. Wünschen der Eltern? Diese Wünsche sind Wünsche und werden als solche auch betrachtet. Auftraggeber ist und bleibt einzig und alleine der Klient.

Sollten Sie, werte Kollegen Unterstützung benötigen, die Freiwilligkeit als Beratungsprinzip viel intensiver in Ihren Beratungsalltag zu integrieren, so stehe ich gerne mit Supervision zur Seite.

Sollten Sie, werte Klienten und Patienten das Gefühl haben, bei Ihrem Berater oder Therapeut gar nicht freiwillig zu sein, so entscheiden Sie sich a.) entweder für ein klares JA, ich will oder b.) NEIN ich will nicht. Und wer das geschafft hat, der hat bereits einen riesigen Meinenstein auf der Wegstrecke zu einem selbstbestimmten Leben erreicht, denn er hat sich für die schwierigsten Worte entschieden: Ja und Nein, wobei das NEIN für Viele noch eine Spur schwerer  ist.

Wenn das Herz das Gute freiwillig annehmen kann, so findet es sich immer eher, als wenn man es ihm aufdringen will.
Johann Wolfgang von Goethe