von Sonja Mannhardt | Sep. 1, 2014 | Allgemein, Blog, Über Tellerränder geblickt
Gesundheitsmanagement – Ein boomendes Marktsegment, wenn man Statistikern Glauben schenken will
Gesundheitsmanagement – Ein Wort in aller Munde, das ja auch ich nutze, um mich mit meinem Angebot „sichtbar“ zu machen.
Gesundheitsmanagement – Ein Wort welches im §20 SGB V seine Berechtigung bekommt
Gesundheitsmanagement – Mehr als nur Gesundheitstage, Gesundheitsvorträge und Information?
Gesundheitsmanagement – Die Gesundheit wird gemanagt? Und die Menschen? Wer kümmert sich um Sie?
Gesundheitsmanagement – Nur eine Alibilösung oder doch ein guter Nährboden, auf dem etwas wachsen kann?
Die Leistungsgesellschaft krankt an sich selbst
Wir alle wissen es: Die Leistungsgesellschaft hat das zentrale Thema „Leistung“ also Arbeit. Wir alle wissen es, dasss dieser Gesellschaft gelegen ist, gesunde Leistungs“Subjekte“ zu haben (so nennt man Menschen in der Wirtschaft), um den Sinn und Zweck der Leistungsgesellschaft (Geld verdienen) zu erfüllen. (wer darüber mehr erfahren möchte, den bitte ich um Geduld. Da es ein sehr heikles Thema ist, muss ich mir sehr gut überlegen, wo ich diese kritischen Themen nicht nur „selbst verdaue“, sondern sie mehr oder weniger „unverdaut“ wieder heraus……, denn, wer möchte schon mit Ausgeschiedenem, mit Unerwünschtem, mit Kritischem, mit Nicht-Glattem, mit „Dislike“ konfrontiert werden? )
Es gibt viele Literaten, Philosophen, Gesellschaftskritiker, Medizinethiker die sich mit diesen Phänomenen befassen, aber selten finden jemand aus den unteren Ebenen der „Fresskette“ der den Mut hat, den Mund aufzumachen.
Die Gewürze in der Leistungssuppe
Ja, ich sehe mich an der unteren Ebene der Fresskette, weil ich tagtäglich mit denjenigen zu tun haben, die an dieser ungenießbar gewordenen Suppe mehr oder weniger schnell zu Grunde gehen. Das können auch Executives der oberen Etagen sein, die sich nicht minder häufig den „Magen verderben“ oder eine kleine „Unpässlichkeit“ verspüren und nicht minderhäufig teilweise als „Leistungssubjekte“ empfinden. Ich sehe diese Menschen nicht als „nicht gesund“ an, sondern eher als „lebendig“, weil sie spüren, dass etwas nicht stimmt, weil sie noch nicht abgestumpft genug sind. Sie sind eher als „Spice“, als wichtiges „Gewürz“ in dieser Leistungssuppe zu sehen, um einer faden Suppe, ein wenig Lebendigkeit einzuhauchen, Geschmack zu verleihen, einen Charakter zu geben. Alles hat seinen Preis, das MITspielen und das NICHT mitspielen, aber auch das GARNICHT spielen wollen und nicht hinsehen wollen, ebenso wie das Hängen an Vergangenem, das Träumen von einem Paradies auf Erden, oder irgend etwas dazwischen….Als ein Mensch, der die Welt aus verschiedenen Perspektiven betrachten kann; durch die Brille der Naturwissenschaft, durch die Brille der Medizin, der Pädagogik, der Psychologie, Philosophie, Phänomenologie sehe ich manchmal mehr, als mir lieb ist..
Ich sehe die Menschen mit Depressionen unter dem Deckmäntelchen „Nahrungsmittelunverträglichkeit unklarer Genese“, Menschen mit Burnout was sich verbirgt hinter diffusen und nicht DD-abgeklärten Diagnosen wie „Reizdarm“, „V.a. Nahrungsmittelunverträglichkeit“, „Adipositas“. Ich sehe die vielen ADHS Kinder, die als „lebendigste Menschen“ auf den immer größer werdenden Informations- und GeschwindigkeitsTsunami empfindlich reagieren, aber statt mit echter Hilfe lieber mit Ritalin wieder „smoother“ gemacht werden. Smoothies (Babybreie) sind in! Überhautpt ist das Aalglatte in. Wo sind die Dinge, Menschen mit Biss, mit einem eigenen Geschmack, mit Mut zur Verschiedenheit, mit Rückgrat? Wo sind die krummen Gurken? Wo ist das weibliche, das emotionale, das UR-menschliche, die vita contemplativa? Ich sehe Frauen, die an der Leistungsgesellschaft nicht nur selbst zerbrechen, weil es schlicht nicht möglich ist, eine drei und vierfach Belastung zu tragen. Wen wundert da die Rückenleidenstatistik? Und die ganzen Gestressten? Das Wort gab es vor 80 Jahren noch nicht einmal.
Man braucht nicht erst den neuen Stressreport der TKK (1) lesen um das „keine Zeit haben“ Phänomen in dieser Gesellschaft zu entdecken.
Die „schnelle Küche“ gehört zum Lifestyle, ebenso wie „schnelle“ Lösungen für Probleme, „schnelle“ Projekte, „schnelle Kommunikation“. Statt sich miteinander zu unterhalten, wird per sms und mail kommuniziert, möglichst effektiv und offen, wie man das nennt (so dass man aus Geschwindigkeitswahn heraus gleich 10 Leute mit ins cc. nimmt und deren Zeit auch noch raubt?) Wen wundern die Ergebnisse des Stressreports. Und ich sehe die vielen Kinder und Jugendlichen, die sich dieser Welt entziehen, in die virtuelle Welt flüchten. Dorthin, wo sie etwas bedeuten, dort wo sie etwas bewirken können, dorthin, wo sie Erfolg haben und nicht selten mit Dehydrierung in eine Klinik eingewiesen werden und jäh in diese Welt zurückgerissen werden. Und last but not least, Ich sehe die vielen Übergewichtigen und Magersüchtigen, die spüren, dass sie „halb tot und hungrig nach Leben sind“. Sie alle sind herausragende Wegweiser in unserer Leistungsgesellschaft. Doch im System sollen sie „schnell“ repariert werden, damit sie schnell in die „geschmeidige“, „gefällige“, „geschmacklose“, „fade“ Leistungsgesellschaft zurückfinden?
Die wa(h)re Gesundheit
Man kauft sie ein, sie wird feilgeboten, man konsumiert sie, mehr oder weniger. Die WHO hat daraus seit 1940 ein Produkt gebastelt, das es Menschen schlichtweg nicht mehr ermöglicht es zu erlangen, so sehr sie sich auch anstrengen. Einen Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und seelischen Wohlbefindens? Ist das so etwas wie das Paradies auf Erden? Ich habe davon gehört, von Zen-Meistern, denen es in der Meditation gelingt und Menschen kennen dieses kleine Paradies auch in der körperlichen Vereinigung, wenn der Akt, der Tanz, das MITeinander gelingt…
Aber mal unter uns: Ist es nicht ein wenig hybrisch von der Weltgesundheitsorganisation, dieses kleine Wort Gesundheit zum neuen Göttlichen zu erklären? „Das höchste Gut“ soll es sein, ein Besitz, den man anstreben soll. Nur lässt sich die Gesundheit in Besitz nehmen? Wissen wir nicht erst, dass wir sie hatten, wenn wir sie verloren haben? Wissen wir nicht aus unserer täglichen Arbeit, dass es anders ist? Menschen ist Gesundheit gar nicht so wichtig, zumindest so lange sie gesund sind. Menschen wünschen sich gegenseitig Gesundheit, haben aber meinst keine Antwort darauf, wenn ich sie frage: „Was bedeutet für Sie denn Gesundheit, gesund sein? Allein diese kleine Frage bringt das gesamte Weltgebäude der Ware Gesundheit ins Wanken, weil es plötzlich betrifft…
Immer mehr Quereinsteiger mit Gesundheitsangeboten treten auf den Markt, sie wollen den Menschen endlich GUTES TUN. Doch ist Gesundheit ein Tun, ein Machen? Und woher kommen plötzlich diese ganzen Köche, die einen bereits seit 20 Jahren mehr als ungenießbaren Brei noch zusätzlich verderben? Und was wollen Sie? – Richtig! Geld verdienen unter dem Deckmäntelchen ein „ganz GUTER Mensch“ zu sein, denn Gesundheit hat ein sehr gutes Image, es schmeckt Jedem! Ebenso wie Fast-Food-Projekte der Branche. „Gesundheitstage“, „Gesundheitsvorträge“, „Gesundheitsaktionen“, allerlei Druckerzeugnisse mit Gesundheitsinformationen (Bewegung, Ernährung, Stressmanagement, Raucherentwöhnung uvm.) die die Leistunggesellschaft mit Papier obstipieren, in der festen Meinung, das Papier mit seiner vielen Information, löse bei Konsum wie auch immer, die Magenverstimmung, die Unpässlichkeit, die Krankheit, das Gesundheitsproblem quasi von alleine, durch das einverleiben von Information auf Papier? Ist das nicht grotesk?
Würden Sie behaupten wollen das Einverleiben eines Rezeptes ist dasselbe wie es zu kochen und zu genießen? Kochbücher und Kochsendungen boomen. Essen wird als ZUschauer konsumiert, immer weniger als BeTEILigter. Man schaut, man liest, man hört sich an.
Gesundheitsmanagement
Ich kann mich noch gut an die Zeit bei Nestle S.A. erinnern. Im Headquarter gab es bereits vor 25 Jahren ein sehr gut etablierte Abteilung für „sports et loisir“ (Sport und Freizeit). Es war einfach normal dass man sich in der Mittagszeit mal in einen Kurs anmeldete, sich in einer der Abteilungen eintrug, es war normal, dass man sich in der Kantine zum gemeinsamen Lunch traf. Und wichtige Business-Lunches fanden selbstverständlich in einem angrenzenden, ruhigen Bereich statt, an einem festlich gedeckten Tisch, selbstverständlich mit weißem Tischtuch und gestärkten weißen Leinenservietten. Es war selbstverständlich, dass diese Besprechungen Zeit benötigten, und dass dafür eben zwei Zeitstunden geblockt wurden und man in dieser Zeit für niemanden zu sprechen war. Es lagen keine Handys auf dem Tisch und es wurde auch sonst keinerlei Störung geduldet. Das Wort Multitasking und Präsentismus, das Wort „offene Kommunikation und Transparenz“ wurde nicht benutzt. Es war selbstverständlich, dass man keine Arbeit mit nach Hause nahm, allein schon wegen des Datenschutzes, aber auch für die „loisir“, die eine Bedeutung hatte. Und vollkommen selbstverständlich war, dass man sich für Gespräche, wenn man sich etwas zu sagen hatte, wenn es Unstimmigkeiten gab, persönlich traf und nicht per Mails kommunizierte, obwohl es ein Intranet damals schon längst gab.
Es gab eine Kultur die der Gesundheit von Menschen zuträglich ist, doch Eines gab es nicht: Das Wort Gesundheitsmanagement.
Ich bin, wie viele andere, seit mehr als 20 Jahren mit Gesundheitsförderung vertraut. Auch die betriebliche BGF gibt es schon seit Jahrzehnten, ohne dass Jemand groß davon Notiz nahm. Mit dem Begriff Management, als strategische Implementierung des Gesundheitsthemas hat sich dieses Stiefkind jetzt aber beachtiliche Aufmerksamkeit erworben. Wir alle, die in den 90ger Jahren in der GF und BGF arbeiteten, haben miterlebt, wie die Anfänge waren und können durch eine Außensicht und Innensicht erkennen, was und wo sich etwas getan hat oder nicht. Ich bin an dieser Stelle einmal mutig und und wage folgende Aussage: Es ist erstaunlich wie sehr das Gefäß, die Form an Bedeutung gewonnen hat, doch im Gefäß selbst findet sich in den meisten Fällen noch immer so gut wie nichts, was wir als WIRKUNGSvolle, NÜTZLICHE, SINNVOLLE und NACHHALTIGE Maßnahme verstehen könnten. Weltkonzerne waren vor 25 Jahren offensichtlich schon weiter, als moderne Unternehmen heute, die sich so gerne mit dem Wort Gesundheitsmanagement schmücken.
Wie sehen Sie das, werte Kollegen, werte Mitarbeiter ihres Unternehmens, werte Executives? Haben Sie das Gefühl, es geht um Sie, Ihr Leben, Ihr Wohl, Ihre Gesundheit, um ein gutes Miteinander, um gesunde Führung, wenn von Gesundheitsmanagement gesprochen wirde? Gerne nehme ich Ihre Kommentare entgegen.
Und da drängt sich für mich die Frage auf: Wozu ist das so? Wer hat einen Nutzen dadurch, dass sich nicht wirklich etwas bewegt?
Wer jetzt noch widerspricht und daran glaubt, dass es tatsächlich um Menschenwohl und Gesundheit geht, dem möge eine aktuelle Trendstudie zum Thema „Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) (2) ans Herz gelegt sein. Die spring Messe Management GmbH und der Hochschule für Technik und Wirtschaft sowie der Humboldt-Universität zu Berlin zeigen zwar, dass die Bedeutung des BGM in Zukunft deutlich steigen wird.Doch spannend ist dabei, zu erfahren, WOZU Gesundheitsmanagement in Unternehmen betrieben wird? Und hier die Ergebnisse, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss, aber ich muss Sie warnen. Was uns da aufgetischt und serviert wird, das könnte Ihnen den Appetit verderben:
1.) Arbeitgeber streben damit vor allem einen Imagegewinn in der Öffentlichkeit an und wollen auf diese Weise im Konkurrenzkampf um Fachkräfte punkten.
2.) Die Gesundheitsverbesserung der Mitarbeiter ist „nur“ zweitrangig.
Selbst wenn es mehr als Imagegewinn wäre und es mehr um „Gesundheitsverbesserung“ ginge, so ist es m.E. noch ein sehr, sehr langer Weg, bis in den Köpfen der Entscheider angekommen ist, dass DIE Gesundheit nicht VERBESSERT werden kann, sondern jeder Mitarbeiter eine eigene Vorstellung von Gesundheit und WohlSEIN hat. Wer die Menschen nicht einzeln in seiner Welt abholt, wird es ohnehin nicht schaffen, DIE Gesundheit DER Mitarbeiter zu VERBESSERN, weil es diese Gleichheit faktisch gar nicht geben kann, ohne denjenigen zu beteiligen, um den es geht, jeden Menschen selbst. Die Effizienz hat sich damit ins Gegenteil verkehrt – sie ist nicht EFFEKTIV und alles andere als EFFIZIENT. Das Geld für BGF ist ohne Nutzen einfach verdampft. Also bleibt der einzige Nutzen doch ein Marketinginstrument zu sein?
(R)AUSwege
A proos Image und Geschmack
Erst gestern wurde ich aus einem „Gesundheitsmanagementprojekt“ ausgespuckt, weil ich auf fehlende Kommunikation hingewiesen habe, weil ich auf meine Gesundheit achtete und mich nicht finanziell über den Tisch ziehen ließ, weil ich das Thema Essen und Kochhandwerkskunst sowie die MAHLZeit als Einverleibung von Nahrung und Lebensenergie, das MITeinander ernst nahm. Schlicht: Ich war mit meiner Gesundheitshaltung, meinem beharren auf der Entlohnung anstrengender, kreativer Arbeit, genau im Zentrum des Gesundheitsgeschehens, sozusagen im Herzstück, worum es bei Gesundheit eigentlich gehen sollte, um Wohlsein, guter Geschmack und Balance, schlichtweg unverdaulich.
Und vor ein paar Monaten: Da wurde ich in ein Unternehmen gebeten (Global Player im Technikbereich) das sehr unter hohen Fehlzeiten und Burnout-Totalausfällen litt. Man wollte Folgendes von mir: An jedem Standort einen Vortrag von 30 Minuten zum Thema Stressbewältigung und Burnout halten, sonst nichts. Ein Verantwortlicher des Betriebsrates, der an diesen Veranstaltungen dabei war und der „Anwesenheitslisten“ führen musste, hat sich zu Beginn der Veranstaltung sofort für die „schlechte Stimmung“ im Raum und den „Boykott“ der Teilnehmer entschuldigt. Die Mitarbeiter fühlten sich verarscht und hätten solche Alibilösungen so satt, vertraute er mich an. Und am Ende der Veranstaltung als er sah, was sogar diese 30 Minunten mit diesen frustrierten Menschen machte, bat er mich, alles dafür zu tun, dass es mir gelänge mehr zu tun, als diese „Alibilösungen“. Die Leute wollten jetzt mehr, sie waren bereit! Und was geschah? Das Unternehmen wollte tatsächlich noch etwas: Einen Gesundheitstag im nächsten Jahr. Einen „Beratung“-Stand mit der innerbetrieblichen Krankenkasse, deren Broschüren und ein paar Vorträge, sonst nichts 🙂 Ich lehnte diesen Auftrag ab und sagte dem Gesundheitsmanagement auch weshalb…Aus internen Kreisen weiß ich: Dieses Unternehmen ist heute bereits einen Schritt weiter – näher am Abgrund. Die Besten beginnen zu kündigen, die Ängstlichen fallen aus wegen Krankheit.
Aber Vorsicht. Sollten Sie ebenfalls Anbieter im BGM und BGF sein, stellen Sie sich auf Gegenwind ein. Sie liegen den Zielen der Leistungsgesellschaft mehr als quer im Magen 🙂 Doch wie sage ich mir an diesen Stellen: Lieber ein Gewürz in der Leistungssuppe, als „an ingredient without any taste.“ Lieber für sich und das eigene Wohl Sorge tragen, als sich für jeden Preis an die Leistungsgesellschaft zu verkaufen, auch wenn „Gesundheitsmanagement“ drauf steht.
Mut machen, mutig sein und dem Einzelnen die Hand reichen
Ich begleite viele Menschen, die spüren, dass sie „halb tot und hungrig nach Leben “ in dieser undurchsichtigen Suppe herumschwimmen. Doch sie wissen nicht, wie sie ihre Lebendigkeit wieder finden können und haben häufig auch nicht den Mut dazu, denn dann werden sie sichtbarer mit ihren Neins, mit ihrer Widerspenstigkeit, mit einem Dislike. Sie werden hörbarer und treten aus der Masse der Stummen heraus. Sie werden spürbarer wahrgenommen, weil die Gewürze nicht aalglatt und rational sind, sondern GANZ, eben auch Körper und Emotion, nicht nur Verstand. Es ist folglich die Balance zu wahren, denn das Gegenteil von Leistungserbringer ist zwar low-performer und das Gegenteil von aalglatt vielleicht Chili, doch das Extrem in beide Richtungen ist je auf seine Weise wieder gefährlich, wie ich meine. Die Menschen wollen in ihr Gleichgwicht finden, in ihr Wohl und dafür gibt es kein allgemeines Rezept. Gesundheitsmanagement bedeutet für mich – Menschen auf dem je eingenen Lebensweg, ein Stückchen zur Seite zu stehen, bis Sie den Weg in IHR Wohl und Gleichgewicht gefunden haben. Gesunheitsmanagement ist Hilfe zur Selbsthilfe und zwar denjenigen, die WOLLEN, nicht ALLEN, die sollen.
Wir haben genug zu tun, auch wenn man uns sogar im BGM und BGF „vergisst“ oder „vergisst“ unsere Leistung am unteren Ende der Fresskette adäquat zu budgetieren. Die Arbeit mit einzelnen Menschen, egal wo sie sind ist ein Stück „Gesundheitsmanagement“, auch wenn es nicht explizit draufsteht, auf dem, was wir tun.
Doch sich dem Einzelnen zuzuwenden, benötigt Mut sich selbst nicht vom Weg abbringen zu lassen und weiter daran zu arbeiten, dass in den Betrieben Gesundheitsmanagement nicht nur unter Imagegesichtspunkten betrachtet wird und die „kostengünstige Reparatur von Leistungssubjekten“ zum Ziel gemacht wird. Es braucht Geduld mit den Firmen in denen nach einer Schnellschussaktion nicht selten gesagt wird: „Es hat ja doch nix gebracht, wir focussieren nächstes Jahr unsere Themen auf den Bereich Bewegung“. Es benötigt auch Geduld mit den Menschen, die nicht auf Knopfdruck sich und ihr Leben ändern können, Geduld mit den Executives, die noch lange, lange Zeit benötigen, bis sie erkennen, dass Gesundheitsmanagement ohne Beziehungen zwischen Menschen (wie in einem wohlschmeckenden Gericht die Zutaten) nichts bewirken kann, als vielleicht ein wenig Imagesteigerung. Es benötigt Geduld, bis die Entscheidungsträger erkennen, dass Gesundheitsmanagement mit ihrem je eigenen Verhalten, mit ihrer eigenen Haltung, ihrer eigenen Kommunikation und „Präsenz“ zu tun hat und es benötigt Demut aller Beteiligten, gerade WEIL Gesundheit nicht einfach so herstellbar ist. Und nicht zuletzt braucht es Geduld mit der Gesellschaft, die wir nicht ändern können, sondern lernen müssen in ihr und mit ihr zu leben, so gut es eben geht, damit Gesundheit zumindest bei den Menschen, mit denen wir zu tun haben, nicht mehr nur als Ware gemanaget wird.
Umdenken in den Chefetagen
Allerspätestens wenn das Leben sein eigenes Spiel spielt und Manager aus der Leistungsgesellschaft hinauskatapultiert, wird nicht selten unmittelbar der Schrei nach echten Maßnahmen im Gesundheitsmanagement laut. Dann plötzlich wird mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit nach einer Strategie gesucht, BGM ernst genommen und Gesundheitsmaßnahmen aus dem Boden gestämpft, die über den gängigen Mainstream hinausreichen. So jedenfalls meine Sicht auf den Weltausschnitt, den ich sehen kann in meiner tagtäglichen Arbeit mit, für oder in Unternehmen.
Doch mal ehrlich: Muss es denn erst die eigene Betroffenheit sein, die eigene Notlage, das spüren am eigenen Leib, dass Leben mehr ist als Arbeit und betriebliches Gesundheitsmanagement mehr braucht als es heute ist?
Wer mit offenen Augen durch sein Unternehmen geht, der sieht sie, Menschen – nicht Gesundheit…
Lachen diese Menschen, kommen sie gerne zur Arbeit, erzählen sie auch Persönliches, tauschen sie sich aus, gehen sie in Beziehungen zueinander, wird MIteinander gesprochen oder nur noch auf Distanz per Mail? Werden MITeinander Pausen gemacht, gemeinsam gegessen oder wird an den PC´s gefoodet? Verstummt man sofort, wenn der Chef erscheit, herrscht eine Angstkultur, eine Kontrollkultur? Oder eine Kultur der MItmenschlichkeit, herrscht also lebendiges Miteinander, werden Konflikte gelöst oder verdrängt? Herrscht ein lebendiges Miteinander das getragen ist von Fürsorge, Wertschätzung und Vertrauen , gerade TROTZ des nicht versiegenden Rufs nach noch mehr Effizienz? Sind viele Leute krank und freut man sich auf seine „Rente“ oder sind da Mitarbeiter, die sich freuen, einen Beitrag leisten zu dürfen und mit demselben auch gesehen werden?…..
Gesundheitsmanagement beginnt ganz oben und bedarf einer entsprechenden Haltung Menschen gegenüber. Nur Menschenfreunde bringen Menschen voran und dabei handelt es sich keinesfalls um Weichlinge. Ich habe Türe an Türe mit den mächtigsten Managern gearbeitet und bei Ihnen lernen dürfen. Es waren Menschenfreunde, trotz globaler Geschäfte, deren Menschenwohl wichtig war, wohlwissend, dass nur dann Menschen gut und gerne arbeiten.
Das erkennt langsam auch die Wirtschaft, doch es benötigt noch einige mehr Manager, die den Mut haben andere als ausschließlich Alibiwege im Gesundheitsmanagement zu gehen.
Gerne steht mein Team und ich Ihnen in BGF und BGM mit unserer über 20 jährigen MENSCHlichen Gesundheitsexpertise zur Seite. Fastfood-Konzepte bekommen Sie an jeder Ecke. Wir legen Wert auf Qualität „Sättigung und guten Geschmack“ und Effektivität, denn wir sind der Meinung: Mit erbarmungsloser Effizienz kann es keine Effektivität geben und schon gar nicht gesunde Mitarbeiter. 🙂
Ihnen Allen ein Wohl bekomm´s, guten Appetit und bleiben Sie gesund.
Ihre Sonja M. Mannhardt
(1) Bleib locker Deutschland, TK-Studie zur Stresslage der Nation, 2013, abrufbar unter www.tk.de
(2) BGM-Studie: http://bit.ly/VBRV6b
Unser BGF und BGM-Angebot. Gerne senden wir Ihnen den Flyer zu.
von Sonja Mannhardt | Aug. 1, 2014 | Allgemein, Blog
Ich musste weinen bei diesem wunderbaren Video von Colbie Caillat zu ihrem Song „Try“. Es berührt…es rüttelt auf. „You don´t have to try so hard…“ „Do you like you?“
Ein mutiges Video, ein mutiger Text und eine Botschaft für alle Frauen, die sich viel zu sehr darum bemühen, anderen zu gefallen, als mit sich selbst zuFRIEDEN und im FRIEDEN zu sein…
„Life is too short to eat and drink and follow bad things„; „Das Leben ist zu kurz um es sich mit unsinnigen Diäten künstlich verlängern zu wollen und dabei selbst auf der Strecke zu bleiben,“ und „Das Leben ist zu kurz, um es ausschließlich dem „schön sein, um anderen zu gefallen, um deren Aufmerksamkeit zu bekommen, um geliebt zu werden“ zu widmen“. „Das Leben ist zu wertvoll, um es als Marionette zum Wohle anderer leben zu wollen.“ Oder was meinen Sie? Versuchen auch Sie zu sehr, anderen zu gefallen? Doch der Reihe nach:
Ein weit verbreitetes Phänomen – Das „gefallen wollen“
So viele Frauen, die bei mir in Beratung sind, lieben sich nicht und sind zu stark darauf bedacht, Anderen zu gefallen. Sie investieren ihre Lebenszeit, sehr viel Energie und nicht zuletzt viel Geld in Ihre Schönheit und verlieren sich auf dem Weg zur Perfektion immer mehr…
Egal ob Magersucht, Bulimie, Adipositas, egal ob blutjung, in der Pubertät, mitten im Leben oder bereits mit dem „Alter“ beschäftigt, egal ob krank oder gesund, schön oder nicht, sehr viele Frauen hadern mit sich und ihrem Äußeren – manchmal ein halbes Leben lang.
Sie tragen nicht selten zu viel Make-up, falsche Wimpern oder eine Schöheits-OP zur Schau, sondern häufig eine Maske vor dem eigenen schönen, einzigartigen Gesicht. Sie vergleichen sich mit Photoshop-Schönheiten statt sich ihrer eigenen Schönheit gewahr zu werden..Schminkkunst und Bildbearbeitung machen aus ganz normalen Frauen unerreichbare Schönheiten, doch das sehen diese Frauen nicht und messen sich mit diesen Kunstobjekten.
Colbie Caillat lädt mit Ihrem Song und dem Video Frauen dazu ein, egal ob dick, dünn, alt, jung, krank, gesund, sich selbst zu lieben, statt diesem unerreichbaren Schönheitsdiktat zu folgen.
Das „Gefallenwollen“ besser verstehen – Hinter die Kulissen schauen…

Sicherlich. AUCH anderen gefallen zu wollen, gehört zum Menschsein dazu. Es gibt nur wenige Menschen, die vollkommen frei davon wären, doch wie mit so vielen Phänomenen dieser Welt: Auch hier macht eben die Dosis das Gift und wo der giftige Teil des Gefallenwollens beginnt, das bemerken Betroffene dann, wenn sie das Gefühl bekommen, „nicht mehr anders zu können“ und „sich nicht mehr richtig zu spüren“…
Am besten hören wir zu, was Betroffene mir in den Beratungen zu ihrem „gefallen wollen“ anvertrauten. Die meisten dieser Frauen sind bildschön, doch mittlerweile zu Skeletten mit Haut überzogen abgemagert, viele Frauen sind schön und erfolgreich, aber eben nicht makellos. Sie nörgeln an ihren Falten herum, am Bauch, glauben, ihre Männer hätten sie verlassen und sind mit einer jüngeren Frau durchgebrannt, weil sie nicht attraktiv genug seien. Viele der Frauen haben ein paar Pfunde zu viel und suchen bei mir Unterstützung um dem Hüftgold zu Leibe zu rücken. Und manchmal sind es Männer, die sich mir anvertrauen. Sie sind mit Frauen verheiratet, die permanent das „Spieglein-Spieglein-an der Wand-Spiel“ spielen, völlig ohnmächtig, weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, denn sie selbst stecken, wenn sie bei mir sind, ja selbst in einer Krise …
Hier einige Stimmen:
„Während mein Bruder stets dafür gelobt wurde, was er gut konnte, wo er der Beste war, hat man das was ich gut konnte überhaupt nicht wahrgenommen. Stets wurden meine Engelhaare, meine süßen Kleidchen, mein Liebsein ins Zentrum gerückt. Ich wurde als Kind Prinzessin genannt. Irgendwann in der frühen Pubertät hatte ich das Gefühl, komplett übersehen zu werden. War ich hässlich, war ich zu dick, war ich einfach nur falsch? Ich wollte doch einfach nur dazu gehören.“
„Harmonie – wenn die nicht mehr ist, verliere ich vollkommen den Boden unter den Füßen. So richtig schlimm wurde es, als ich von zu Hause auszog und mein Studentenleben plötzlich so anders war. Die einzige „Sicherheit“ fand ich in meinen Diäten und darin, alles zu tun, um anderen zu gefallen. Was das Beste für mich ist, das habe ich mir schon lange nicht mehr überlegt.“
„Das gehört sich nicht“, „Das tut man nicht,“ „Was die Leute sagen.“ „Was richtig und falsch, gut und böse, erwünscht und unerwünscht ist, das sagte bei uns zu Hause ein unsichtbares „Man“ – groß, mächtig, übermächtig, in Gestalt meiner Eltern. Was ich auch tat, ich hatte irgendwie stets das Gefühl es nie richtig zu machen, nie richtig zu sein. Die einzige Möglichkeit, aus der Ohnmacht herauszukommen war, alles dafür zu tun, Anderen zu gefallen. Erst heute begreife ich, wovor ich mich wirklich fürchtete – nicht geliebt zu werden, wie ich bin.“
„Ich habe immer so leise gesprochen, ich war schon immer sehr häufig krank. Dann kümmerte man sich um mich und seit ich denken kann, drehte sich alles um schön sein, anderen gefallen und tun, was andere toll finden. Nur so konnte ich meine Angst vor Ablehnung in den Griff bekommen.“
„Ich glaube, sie hat Angst vor Ablehnung, Angst davor, nicht geliebt zu werden, doch je mehr sie verzweifelt versucht mir äußerlich zu gefallen, je dünner und ausgemerkelt sie wird und ich hinter ihrer Schminke ihre versteckte Traurigkeit sehe, je mehr habe ich Mitleid mit ihr – attraktiv macht Mitleid nicht gerade und damit ist der Teufelskreis perfekt. Wir reden nicht mehr miteinander, wir schlafen nicht miteinander, ich entferne mich mehr und mehr von ihr, obwohl ich weiß, dass sie mich jetzt am meisten braucht. Nur – ich brauche sie momentan in meiner Krise auch, aber sie ist einfach immer nur mit sich beschäftigt, nimmt mich überhaupt nicht mehr wahr und ich glaube, sie sich auch nicht…“
Der (R)AUSweg – Liebe und unser Geschenk….
Die Angst vor Ablehnung überwinden, die Angst die Liebe anderer zu verlieren, die Angst die eigenen Gefühle wahrzunehmen und die eigenen Bedürfnisse zu spüren, die Angst Nein zu sagen und damit Harmonie auf´s Spiel zu setzen, all diese Ängste führen letztendlich in die „ich will gefallen-Falle“. Wo aber ist der (R)AUSweg?
Das ist einfacher gesagt, als getan. Liebe den Nächsten wie dich selbst, führt über die Selbstliebe – das leuchtet jedem Betroffenen sehr schnell ein, doch wo ist der Schalter, dass es der Selbstliebe bedarf um den Nächsten zu lieben? Selbstliebe, Selbstakzeptanz, Selbstachtung ist nicht einfach durch „Wissen“ anzuknipsen, wie eine Lampe…
Liebe entsteht meines Erachtens ausschließlich durch echte MITmenschliche Beziehungen, also über ein Ich und ein Du.
Und genau hier setzt unsere Beratung an. Sich selbst besser verstehen, sich im Auge des Beraters besser zu sehen, sich verstanden fühlen, um sich selbst lieben zu können, wie man ist und nicht mehr abhängig ist, von der Zuwendung, Anerkennung von anderen…Ein Reifungsprozess auf einem je individuellen (R)AUSweg, sich selbst zu verstehen und die Liebe FÜR sich und andere zu finden, ein Prozess, der ein nicht nur Zeit und Geduld benötigt, sondern auch die Bereitschaft, nicht mehr als „Gefallen-wollen-Marionette“ das Leben zu leben.
PS. Wer in seiner Persönlichkeit eine Spur zu viel „anderen gefallen wollen“ hat und bereits darunter leidet… ist von mir eingeladen, sich beraten zu lassen, um seinen persönlichen (R)AUSweg zu finden, um am Ende sich selbst UND anderen zu gefallen, mit Ecken und Kanten, Unperfektionen, Menschlichkeiten, Unsicherheiten…ohne „to try tooo hard“, um mit den Photoshop-Schönheiten konkurrieren zu wollen… Mein Präsent: Bis Ende August 2014 ist die erste Stunde kostenlos…Ich freue mich auf Kontaktaufnahme per Chat, Mail oder Telefon
Und warum bei mir?
Because I like you and me!

> Jede Falte in meinem Gesicht erzählt eine Geschichte
> Meine Lesebrille zeigt, dass ich nicht mehr die Jüngste bin
> Kleidergröße 42 finde ich nicht immer toll aber meinem Alter angemessen
> und…ich bin mutig.
„Die allermutigste Handlung ist immer noch, selbst zu denken. Laut.“ (Coco Chanel)
Und zum Abschluss noch Colbie Caillat Lied „Try“
Put your make-up on
Get your nails done
Curl your hair
Run the extra mile
Keep it slim so they like you, do they like you?
Get your sexy on
Don’t be shy, girl
Take it off
This is what you want, to belong, so they like you
Do you like you?
You don’t have to try so hard
You don’t have to, give it all away
You just have to get up, get up, get up, get up
You don’t have to change a single thing
You don’t have to try, try, try, try
You don’t have to try, try, try, try
You don’t have to try, try, try, try
You don’t have to try
Yooou don’t have to try
Oooh
Oooh
Get your shopping on, at the mall, max your credit cards
You don’t have to choose, buy it all, so they like you
Do they like you?
Wait a second,
Why, should you care, what they think of you
When you’re all alone, by yourself, do you like you?
Do you like you?
You don’t have to try so hard
You don’t have to, give it all away
You just have to get up, get up, get up, get up
You don’t have to change a single thing
You don’t have to try so hard
You don’t have to bend until you break
You just have to get up, get up, get up, get up
You don’t have to change a single thing
You don’t have to try, try, try, try
You don’t have to try, try, try, try
You don’t have to try, try, try, try
You don’t have to try
You don’t have to try, try, try, try
You don’t have to try, try, try, try
You don’t have to try, try, try, try
You don’t have to try
Yooou don’t have to try
Oooh
Oooh
You don’t have to try so hard
You don’t have to, give it all away
You just have to get up, get up, get up, get up
You don’t have to change a single thing
You don’t have to try, try, try, try
You don’t have to try, try, try, try
You don’t have to try
You don’t have to try
Take your make-up off
Let your hair down
Take a breath
Look into the mirror, at yourself
Don’t you like you?
Cause I like you
PS. Wer in seiner Persönlichkeit eine Spur zu viel „anderen gefallen wollen“ hat und bereits darunter leidet… ist von mir eingeladen, sich beraten zu lassen, um seinen persönlichen (R)AUSweg zu finden, um am Ende sich selbst UND anderen zu gefallen, mit Ecken und Kanten, Unperfektionen, Menschlichkeiten, Unsicherheiten…ohne „to try tooo hard“, um mit den Photoshop-Schönheiten konkurrieren zu wollen… Mein Präsent: Bis Ende August 2014 ist die erste Stunde kostenlos…Ich freue mich auf Kontaktaufnahme per Chat, Mail oder Telefon
von Sonja Mannhardt | Juli 16, 2014 | Allgemein, Blog, Über Tellerränder geblickt
„Aimez le chocolat à fond, sans complex ni fausse honte, car rappelez-vous: sans un grain de folie, il n´est point d´homme
raisonnable.“ oder
„Liebe die Schokolade ganz und gar, ohne Scham oder schlechtes Gewissen, denn, erinnere dich: ohne ein Körnchen Verrücktheit ist ein Mensch kaum erträglich …“
La Rochefoucauld
Entgegen dieses Appells an den Essgenuss, scheinen moderne Menschen heutzutage eher ihr Gleichgewicht in allzu strengen Regimen oder gar in der Askese suchen zu wollen.
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„Ich darf nicht; ich muss jetzt; der Arzt hat mir verboten; ich soll dies und das“, auch Sätze wie „ich zwinge mich jetzt“, „mein täglicher Kampf“, „es tut mir zwar nicht gut, aber ich muss ja“, sind in meiner Praxis keine Seltenheit.
Da glauben Menschen ihr Wohl und Gleichgewicht in „Ich muss – ich soll – ich darf nicht“ Diäten zu finden, weil Sie der Meinung sind, dass die „richtige“ Lebensmittelauwahl der Gesundheitsweisheit letzter Schluss ist. Dass sie damit Gefahr laufen, ihre Gesundheit zu gefährden, weil Sie sich immer mehr und immer weiter von sich selbst, den eigenen Bedürfnissen, der eigenen Wahrnehmung, dem Essgenuss entfernen und statt dessen die Verantowortung für ihre Gesundheit nach „außen“ verlagern und an Andere delegieren Nicht selten führt dies in eine, wie ich es nenne „Diät induzierte Essstörung“.
Selbstverständlich gibt es viele Krankheiten, deren Symptome sich durch eine gewisse Ernährungsweise günstig beeiflussen lassen, natürlich gibt es Erkrankungen bei denen die Ernährung die einzige Therapieform ist (Zöliakie, Nahrungsmittelallergien), doch so lange die betroffenen Menschen diese Intervention nicht als Heilmittel, als Stütze, als Stab, als Unterstützung zum Wohlsein verstehen, diese Kostformen also nicht als nützlich oder sinnvoll erachten, den Essgenuss verlieren, wird eine „Ich muss-Ich soll-Ich darf jetzt nicht mehr“ Ernährungsweise keinerlei positiven Nutzen haben können, sondern noch eine zusätzliche Last darstellen.
Was würde eine Kopfschmerztablette nützen, die weder als sinnvoll noch als nützlich betrachtet wird? Welche Wirklung hätten Wanderstöcke wenn es über Stock und Stein geht, die man aber weder sinnvoll noch nützlich ansehen würde? Wie würde man in Schuhen gehen, die zwar „gesund“ aber in den eigenen Augen hässlich und unbequem sind?
Sich selbst der größte Feind sein
Doch damit nicht genug: Nicht wenige Menschen, die Hilfe und Unterstützung bei mir suchen, haben ein Handlungsmuster perfektioniert. Es heißt: „Sei Dir selbst Dein größter Feind und peitsche und treibe Dich vor Dich her.“ Sie sind der Meinung, dass es ohne Druck nicht geht und sitzt gegenüber eine Beraterin, die nicht mit Druck, Zwang und Ratschlägen arbeitet, so bringen sie sich selbst in diese unrühmliche Rolle.
Auch diese „Kriege gegen sich selbst“ bleiben nicht ohne Wirkung. Nicht nur, dass das Hilfsmittel „Ernährungstherapie“ nicht mehr wirkt, sondern sich auch noch unerwünschte Nebernwirkungen einstellen. Der Druck steigt, der Stress steigt, die Wiederstände gegen eine Kostform nehmen zu, die Unzufriedenheit nimmt zu und das Pendel kalibriert sich nicht in einem individuellen Gleichgewicht mit individueller Ernährungsweise ein, wo der Essgenuss dennoch Teil der Lebensweise bleibt, sondern pendelt dramatisch zwischen absoluten Verzichtphasen und Heißhungeratacken hin und her. Der Selbstwert geht langsam verloren, Wiederstände nehmen zu, ebenso wie extremere Kontroll- und Bestrafungstrategien sich verschärfen.
Nicht selten verbergen sich hinter diesen rigiden Du musst- Du sollst – Du darfst nicht Strategien Menschen, die zum Perfektionismus neigen und stark „rational“ unterwegs sind, doch sie wissen nicht, woher diese Sicht auf die Welt kommt und wie sie diesen Teufelskreis zwischen Selbstanklage und Selbstkasteiung durchbrechen können und wie sie den Essgenuss wieder erlangen können.
Aus der Du musst-Du sollst-Du darfst Falle treten
La Rochefaulcaud bringt es auf den Punkt. Er bringt das Wort „Liebe“ ins Spiel. Liebe das was Du tust, stehe dazu und wende Dich den Dingen voll und ganz zu. Das Wort Ding ist dabei ganzheitlich gemeint und schließt Sache und Mensch gleichermaßen ein. Zerstöre dir das Wohl sein nicht durch Scham oder schlechtes Gewissen. Und das Wörtchen ver-rückt meint: Die Absolutheit verlassen – das Wohl nicht statisch als unver-rückbaren Zustand suchen, sondern in einem Prozess finden, der sich zwischen den Extremen Askese und Völlerei befindet und als individueller und liebevoller Weg zur je eigenen Ess- und Ernährungs- und Lebensweise zu verstehen ist.
Ein Prozess, der, wenn er liebevoll und fürsorglich vonstatten geht, nicht mit Brachaialgewalt erreicht wird (also auf „ich muss- ich darf nicht – ich soll“), sondern mit Geduld und Liebe und dem Wunsch, sein eigenes, WIRKliches Wohl und Gleichgewicht zu finden.
Und meist sagt so ein Patient am Ende: „Mein eigener Weg hat dort angefangen, wo ich aus einem „Ich muss-ich darf nicht-ich soll“ ein „ich möchte selbst, ich entscheide mich für“ gemacht habe.
„Entscheide Dich für das, was Du ohnehin nicht ändern kannst und Du tust immer, was Du selbst möchtest und nicht mehr, was Du glaubst tun zu müssen, weil es „ein anderer sagt“ oder „du dich selbst dazu zwingst.“
Doch diese einfachen Sätze sind einfacher geschrieben, als umgesetzt. Denn ein „Wissen“ wird nicht sofort zu einem Tun. Wäre es leicht, hätten betroffene Menschen diesen Schritt doch schon längst getan, oder? Und genau dort fängt professionelle Beratung an.
„Hinter jedem Du musst – Du sollst – Du darfst, steckt ein „guter Grund“ der zunächst einmal vollständig verstanden werden will, bevor individuelle Lösungen und Auswege gefunden werden. Gerne begleite ich Sie auf Ihrem Weg aus der „Du musst- Du sollst- Du darfst“-Falle, ein Stück, denn Jeder Mensch hat es verdient, das was ihn nähren soll, was er isst, was seiner Gesundheit und seinem Wohl zuträglich wäre, auch zu mögen.
Essgenuss – Mehr als eine Frage der Lebensmittelauswahl
«Wenn ich gut gegessen habe, ist meine Seele stark und unerschütterlich; daran kann auch der schwerste Schicksalsschlag nichts ändern.»
Jean Baptiste Molière (französischer Dichter)
von Sonja Mannhardt | Juni 1, 2014 | Allgemein, Blog
Unlängst fragte mich eine Kollegin, was ich denn als guten Berater bezeichnen würde. Ich bin ihr bisher die Antwort schuldig geblieben, denn mit ein, zwei Sätzen ist es meines Erachtens nicht getan. Was so einfach klingt, bedarf für mich ein paar mehr Worte. In diesem kleinen Beitrag möchte ich meine Sicht darauf kurz wiedergeben.
GUTER Berater
Weshalb nennen Sie Ihren Frisör, Ihren Metzter GUT? Was macht einen Koch zu einem GUTEN Koch? Wann sagen wir, dass ein Autofahrer GUT fährt, ein Lehrer ein GUTER Lehrer ist, ein Arzt von uns als GUT bezeichnet wird?
Gut nennen wir einen Handwerker und Dienstleister dann, wenn er das was er anbietet in unseren Augen GUT macht. Das Wort GUT benützen wir in der Regel dann, wenn das Ergebnis mit unseren Erwartungen übereinstimmt. Gut sagen wir auch dann, wenn wir mit der Dienstleistung zufrieden sind, wir diese effektiv, sprich wirkungsvoll empfinden.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es keinen „objektiven“ guten Berater geben kann und die Wertung ob jemand als „gut“ bezeichnet wird, nicht von ihm selbst alleine getroffen werden kann, sondern sein Gegenüber benötigt. Geschmäcker sind dabei verschieden.
Ein guter Berater ist also ein Berater, der gut berät? Doch wie will man das bei einem Berater im Vorfeld beurteilen? Und was bedeutet das?
Gute BERATUNG
Um zu wissen, was gute Beratung ist, muss man die Dienstleistung der Beratung zunächst einmal abgrenzen zu anderen Arten der Kommunikation. Steht Wissensvermittlung im Zentrum, so ist der Begriff Information angebracht. Richtet sich diese Information an eine breite Bevölkerung, so sprechen wir eher von Aufklärung, denn von Beratung. Von Coaching sprechen wir dann, wenn der Beratungsanlass beruflicher Natur ist.
Beratung wird es erst dann, wenn sich die Dienstleistung an Einzelne wendet und Beratung ist es nur, wenn diese Dienstleistung absolut freiwillig ist. Ein „geschickt werden von…“ bedeutet, dass damit das Grundprinzip der Freiwilligkeit ausgehebelt wurde, womit die nachfolgende Dienstleistung keine Beratung mehr sein kann, sondern Zwang. Auch setzt Beratung voraus, dass unser Gegenüber das Theme der Beratung selbst bestimmt. Er und sein Thema stehen im Zentrum der Betrachtung und der Berater „dient“ diesem Anliegen.
Anders als bei einer „ärztlichen- oder Psycho-Therapie“, bei der i.d.R. eine Krankheit im Zentrum steht und Arzt oder Therapeut entscheiden, worüber geredet wird und wo es lang geht. Anders, als bei einem „Verkäufer“, der seine Waren anpreist und diese ins Zentrum rückt. Auch handelt es sich bei einer wirklich guten Beratung nicht um das Kundtun einer Spezialexpertise (Versicherungsberater, Finanzberater und andere). Ein guter Berater ist einer, der seine Fachexpertise hinter das Anliegen des Klienten zurückstellen kann.
Gute Beratung ist eine, bei der es tatsächlich Interventionen gibt, die den Klienten befähigen, seine Einsichten zu erweitern, sein Verhalten zu ändern. Ein Appell an die Vernunft, eine reine Wissensvermittlung vermögen das nicht. Berater, die solche Interventionen beherrschen, haben meist pädagogische und psychologische Zusatzausbildungen gemacht.
Ernährungsberater ist kein geschützter Begriff.
Und was ist ein GUTER Ernährungsberater? Wie erkennt man zwischen all den unqualifizierten Beratern, DEN guten für sich selbst?
Sie können an Berater geraten, die in ihrem „früheren“ Leben überhaupt nichts mit Gesundheit zu tun hatten und ihre Ausbildung in einem Wochenendkurs erworben haben. Sie können an Produktverkäufer geraten, die Ihnen Gesundheit versprechen, aber mehr ihren eigenen Profit, denn Ihr Wohl im Blick haben. Sie können aber auch an gut ausgebildete Fachkräfte gelangen, die ihre Ausbildung über 3-6 Jahre absolvierten oder ein universitätes Hochschulstudium absolvierten. Doch auch das ist keine Garantie für GUTE Beratung, doch wenigstens eine sehr gute Orientierungshilfe, weil zumindest der theoretische Unterbau gewährleistet ist, der für jedes „Handwerk“ vonnöten ist.
Gute Berater im Ernährungsbereich sind von Krankenkassen anerkannt und deren Leistungen werden auch anteilig von den Kassen bezuschusst. Gute Berater verfügen über anerkannte Beraterzertifikate und bilden sich kontinuierlich fort- und weiter. Viele gute Berater arbeiten wissenschaftlich und veröffentlichen ihre Daten. Gute Berater werden weiterempfohlen. Und – gute Berater sind solche, die Ihnen bereits am Telefon GUT tun.
Wie finden Sie einen guten ErnährungsBERATER?
Ob es GUT war, wissen Sie erst hinterher, doch bereits VOR dem ersten Treffen, oder spätestens nach der ersten Stunde haben Sie ein Gefühl, dafür, ob Sie dort, wo Sie angekommen sind, in guten Händen sind..
Zur groben Orientierung finden Sie bei den folgenden Institutionen gelistete Fachkräfte, die sich
a.) durch fundierte Ausbildungen und
b.) regelmäßige Fortbildungen
c.) Produktneutralität und
d.) wissenschaftliches Arbeiten auszeichnen
e.) von Krankenkassen anerkannt sind
Gut ausgebildete Ernährungsberater finden sie unter:
> www.vdd.de
> www.vdoe.de
> www.quetheb.de
und bald auch professionelle Ernährungstherapeuten in Ihrer Nähe, denn prof.e.a.t Berater stellen Sie und Ihr Anliegen ins Zentrum und arbeiten ganz anders, als sie es von klassischen Ernährungsberatern erwarten würden. Statt Ratschlägen bekommen Sie hier echte Hilfe zur Selbsthilfe, denn wer weiß besser über sein Essen und Essverhalten Bescheid, als Sie selbst?
Hier sind nur einige Fragen, die Ihnen bei der Suche nach einem „Guten Ernährungsberater“ helfen können.
> Verfügt der Berater über eine von Krankenkassen anerkannte Ausbildung?
(Diplom- Oecotrophologe, Diätassistent) plus Zusatzzertifikate (z.B. VDOE, DAAB u.a.)
> hat sich der Berater thematisch spezialisiert? (In keiner Branche kann JEDER ALLES)
> Wie viele Jahre hat der Berater bereits in diesen Themen Erfahrung?
Hat der Berater auch mal in einem Krankenhaus, einer Rehaklinik gearbeitet?
> konnte der Berater alle Fragen im Vorfeld beantworten?
> Ist der Berater sympathisch?
> Kommt der Berater Ihnen kompetent vor?
> Redet der Berater NUR über Ernährung, oder auch von ESSEN, Lebensmitteln und Kochen,
(was Grundvoraussetzung für die Umsetzung ist)?
> Äussert sich der Berater über eine Berufsethik? Arbeitsweisen?
> Gibt es Äußerungen über Qualitätsstandards?
> Was sagen andere über den Berater?
> Kann der Berater Ergebnisse vorweisen?
> Ist der Berater Produkt neutral?
Diese Liste ist sicherlich nicht vollständig und braucht es auch nicht. Wichtig ist, dass Sie, wie bei einem Frisör oder bei ihrem Arzt des Vertrauens sagen: „Hier fühle ich mich in guten Händen“.
Denn eines wissen wir seit vielen, vielen Jahren und noch mehr wissenschaftlichen Studien:
„The factor, the most important for effective councelling/coaching is the relation between two people“.
Es ist die Beziehung, die zählt, mehr als alles andere.
HIer geht es zu meinem eigenen Geschmackstest.
Alles Gute Ihnen!
von Sonja Mannhardt | Mai 22, 2014 | Allgemein, Blog
Heute war es mal wieder soweit. Lena (8 Jahre) und Ihre Mama kamen zum letzten Mal (4 Sitzungen) zur Beratung. Eine weitere Familie ist wieder im GleichGEWICHT was mich sehr freut!
Lena hat in den letzten 3 Monaten 4kg abgenommen und ist 2cm gewachsen. Ihr BMI hat sich enorm verbessert und das Beste: Der Leidensdruck der Mutter sank von 10 auf 4. Der Druck und das „Dauerthema“ Ernährung, Gesundheit und Gewicht hat sich stark reduziert und Lena darf jetzt endlich selbst bestimmen, was und wie viel sie essen mag.
Sie ist ein wirklich guter Chef ihres Bauches und Essens geworden und übernimmt Verantwortung für ihr Tun. Sie fühlt sich endlich wieder wohl in ihrer Haut und nicht mehr so „klein“ gegenüber ihrer großen Schwester, die „ja alles essen darf und sie nichts.“ Sie ist stolz auf das was sie alleine geschafft hat.Ihr Leidensdruck ist gänzlich verschwunden. Lena fühlt sich wieder wohl. Wie ist das möglich in so kurzer Zeit?
Familie im Gleichgewicht – DRUCK rausnehmen
Das Gewicht von Lena ist in der Familie entstanden. Es ist eine Art „Kommunikationsmittel“. Lena isst deutlich zu viel und nascht zwischen den Mahlzeiten. Doch zu verstehen, was sich hinter einem „zu viel“ und einem „Süßigkeiten naschen“ verbirgt, dem ist per Information und Vernunftsappellen nicht beizukommen. Meine Aufgabe war es, den Eltern beim Verstehen zu helfen und sie in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken.
Und das hat sehr gut funktioniert. Die Mutter hatte zwei Einzelsitzungen, um zu verstehen, was sich hinter dem Sichtbaren verbirgt und was Sie dazu beitragen kann, damit Lena ihren Weg gehen kann. Zwei Sitzungen waren mit Lena. Sie beschäftigte sich intensiv mit ihren Gefühlen, mit der Hunger- und Sättigungswahrnehmung und setzte sich mit den Mahlzeiten aktiv auseinander und fand IHRE Lösungen selbst.
Ist eine Familie aus dem Gleichgewicht geraten, so gibt es nicht nur einen „Leidenden“ und den anderen geht es gut. In der Regel ist mit einem übergewichtigen Kind, das Gleichgewicht aller Familienangehörigen gestört. Alle leiden irgendwie, niemandem geht es richtig gut und Viele in der Familie tun dasselbe, allerdings mit unterschiedlichen Konsequenzen.
Um Druck herauszunehmen, ist es zunächst einmal wichtig, zu erkennen, wer welche Verantwortung hat und wo überhaupt das Problem liegt.
Wo liegt das Problem?
Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Familien im Ungleichgewicht. Häufig finden sich Übergewicht und Untergewicht sogar in derselben Familie und doch – wenn ich frage: „Wo sehen Sie denn das Problem?“, so bekomme ich nur sehr selten die Antwort: „Wir essen nur Junk-Food, ungesunde Lebensmittel und bewegen uns so gut wie gar nicht.“
Es wird zwar stets behauptet, dass Menschen, die ein Gewichtsproblem haben, stets „Das Falsche“ essen und sich „Wenig bewegen“, doch das kann ich nicht bestätigen.
Die Klagen der Familien, die zu mir kommen ist in der Reihenfolge wie folgt:
- > Mein Kind isst zwischendurch (nascht heimlich)
- > Mein Kind isst einfach zu viel (Menge bei Tisch)
- > Mein Kind bewegt sich zu wenig
- > Mein Kind isst das Falsche
Auf meine Frage: „Und wer nascht noch?“ oder „und wer isst noch zu viel?“kommt stets noch ein anderer Name mit ins Spiel.
Auf meine Frage:“Was bedeutet denn bei Ihnen, das richtige/gesunde essen.“ kommt stets die Antwort: „Wir essen täglich Gemüse oder Salat und Obst und das übergewichtige Kind isst das ja auch. Also falsch oder ungesund geht es bei uns nicht zu.“
Ernährungstherapie ist pädagogische Beratung
Essen ist keine Frage von Wissen oder Wollen und auch nicht mit „Du sollst-Botschaften“ zu regeln. Essen ist traditionell, kulturell und sozial verankert und entzieht sich größtenteils dem Bewusstsein. Wenn wir folglich Familien helfen wollen, ins Gleichgewicht zu kommen, gilt es, zunächst einmal
- > Verantwortlichkeiten klären
- > eine genaue Problemanalyse zu machen
- > jedes Tun und Unterlassen zu „hinterfragen“ um
„aufzudecken“, was verborgen ist aber dennoch wirkt…
Da Essen UMlernen mit lernen, also mit Pädagogik zu tun hat, kommen wir nicht umhin, Beratung als Prozess zu betrachten, bei dem sowohl die Eltern, als auch das betroffene Kind oder gar in Betrachtung mit den eigenen Geschwistern beraten werden.
Jedem seine Verantwortung
Jegliches TUN hat eine WIRKUNG, wie auch jedes UNTERLASSEN oder NICHT TUN ebenfalls wirkt. Wenn wir uns darüber einig sind, so gilt es zu überlegen, wer denn welche Entscheidung trifft. Wie ist das in Ihrer Familie:
- > Bei uns entscheiden wir Eltern über das was eingekauft, gekocht wird
- > Bei uns entscheiden wir Eltern, über die Art der Zubereitung und das Menü.
- > Bei uns gibt es einen festen Essensrhythmus, der von uns Eltern vorgegeben wird.
- > Bei uns entscheidet Jeder selbst darüber, WAS er bei Tisch essen möchte.
- > Bei uns entscheidet Jeder selbst darüber, WIE VIEL er sich bei Tisch nimmt.
- > Bei Fragen wie:“Mama, darf ich was Süßes haben?“ übernehme ich nicht die Verantwortung und sage Ja, oder Nein, sondern frage erst einmal nach, was sich dahinter verbirgt, dass kurz nach dem Essen wieder „etwas“ gesucht wird…
Sollten Sie alle Fragen mit JA beantwortet haben, so ist ihre Familie vermutlich im Gleichgewicht. Sollte sich das ein oder andere Nein eingeschlichen haben und Sie nicht zufrieden sein, mit dem was bei Ihnen zu Hause is(s)t, so warten Sie nicht zu lange, sich professionelle Hilfe zu holen.
Familie im Gleichgewicht – Das Buch
Heute wurde ich gefragt, wie man denn das Buch beziehen kann. Ich sagte, ich verkaufe es momentan nur noch an Menschen, die sich beraten lassen, wohl wissend, dass WISSEN noch lange nicht KÖNNEN und KÖNNEN noch lange nicht TUN bedeutet.
Tipps und Tricks und Ratschläge finden sich nicht in den Büchern, weil Ratschläge eben auch Schläge sind und mit Tipps und Tricks als Methode noch keine Familie ins Gleichgewicht gekommen ist. Das bedeutet aber nicht, dass von Lesern der Bücher nicht allzugerne „Tipps und Ratschläge“ veröffentlicht werden, so wie hier:
Tipps und Hilfestellungen – auf dem Link ganz nach unten scrallen
Sie finden das Buch (das Vorgängerbuch) noch immer auf dem Markt, als gebrauchte Ware zum Schnäppchenpreis. Der Inhalt ist noch immer aktuell und weicht nur unwesenlich vom jetzigen Buch ab, das die Themen „Wie lernen Menschen?“, „Was ist Erziehung“, „Essen zwischen Moral und Ethik“, „Familientisch als Lebensschule“ und noch einige Themen mehr vertieft.
In jedem Fall handelt es sich um ein Begleitbuch, das den Prozess der „Familie im Gleichgewicht“ unterstützen möchte und alles „Lesbare“ aus der wichtigen Beratungszeit auslagert. Dieses Arbeitsbuch, welches „über gängige Übergewichts-Tellerränder hinweg blicken hilft“ und sich nicht mit Verallgemeinerungen zufrieden gibt, sondern sondern den Einzelnen radikal ins Zentrum rückt, stelle ich interessierten Familien als integraler Bestandteil meiner Beratungen gerne zur Verfügung. Ich freue mich auf Ihr Kommen.
- Beratungen täglich nach Vereinbarungen
- prof.e.a.t Berater, die auf dieser Grundlage in Ihrer Region beraten, erhalten Sie auf Anfrage.
- Berater, die an einer prof.e.a.t Fortbildung zum Thema „Übergewicht bei Kindern – Die Herausforderung Familienberatung“, Interesse haben, möchten sich bitte bei mir melden, oder in den Terminen nach entsprechenden Seminaren Ausschau halten.
von Sonja Mannhardt | Mai 2, 2014 | Allgemein, Blog, Über Tellerränder geblickt
In der Theorie ist ja alles soooo einfach. Nur das „richtige essen“ und „sich mehr bewegen“, dann klappt das schon mit dem guten, gesunden Leben. Nur – ist das so?
Ändern wir unser Verhalten über Wissen und Vernunft oder doch eher wenn auch der Genuss satt wird? Und setzt Genuss nicht auch Einkaufs- und Kochkompetenz voraus?
Zum Anlass eines gerade erschienenen Artikels zum Thema „Geheimnis schwarze Nüsse“ möchte ich das Thema „GeNUSS“ aufgreifen und sie einladen, sich wieder mehr in der Küche aufzuhalten….Dem Ort, an dem „gesunde“ Ernährung zum Leben erweckt wird, dem Ort, wo angewendet wird, was den meisten von uns „in der Theorie“ ja bekannt ist…
Jede gute Theorie ist nur so gut, wie die Praxis
Diese Woche sitzt eine Mutter bei mir und sagt: „Helfen Sie mir beim Abnehmen, aber erzählen Sie mir nichts vom richtigen Essen. Davon weiß ich genug. Theorie habe ich genug.“ Auch eine zweite Patientin mit Übergewicht, weiß alles über „gesunde Ernährung“, doch mit der Praxis will und will es nicht funktionieren. Sie kann nicht kochen, hat es nie gelernt. Und da ist die Altenpflegerin, die tagtäglich Senioren „verpflegt“, aber zugibt, für sich selbst nicht zu kochen, sondern meist „etwas Schnelles aus der Tüte nimmt, oder in den Ofen schiebt“.
Da ist die sehr schlanke Mutter eines übergewichtigen Kindes, die nur isst, weil man eben essen muss, aber so gar keine Lust zum kochen hat, was dazu führt, dass die Kinder bis nach 19 Uhr meist keine geregelte Mahlzeit zu sich nehmen und sich mit Heißhunger durch den Tag „fooden“ und da ist die Ernährungsberaterin, die mir gesteht, selbst überhaupt nicht kochen zu können und deshalb mehr und mehr Probleme bekommt, Menschen gut zu beraten.
Und da sind doch tatsächlich einige Drittklässler, die in meinem mitgebrachten Korb den Fenchel, den Lauch, die Kohlrabi, die Johannisbeeren nicht benennen können und glaubhaft verkünden, das
a.) weder je gesehen noch
b.) je gegessen zu haben
und mir ein Huhn mit 4 Beinen zeigen, das sie gemalt haben.
Nein, wir sind hier nicht in einer Brennpunktschule, wir sind auf dem Land.
In der Küche beginnt die Ernährung
Ich freue mich, dass diese Menschen zu mir fanden mit ihren Fragen und Nöten, weil mir selbst Genuss und gutes Essen (und das beginnt mit geschmackvollem Kochen) ein sehr großes Anliegen ist.
Mein Projekt Markräfler Genüsse ezeigt einen Teil meiner Leidenschaft für regionale, saisonale und überhaupt – genüssliche Küche.
Ich habe sie alle gesehen, die verschiedenen Küchen der Welt und habe in allen etwas gelernt. Die Küche meiner Oma (wie macht man aus wenig viel?) die meiner Mutter (wie kocht man aus dem was da ist und mit wenig Zeit trotzdem schmackhafte Gerichte; wie kocht man für viele Gäste), Großküchen von Krankenhäusern und andere Großverpflegungssysteme (wie kocht man für 120 Personen), viele Produktionsbetriebe (Mittelstand und Massenproduktion) – was unterscheidet Qualität von Quantität? Was unterscheidet häusliche Alltagsküche von Sterneküche und was haben beide gemeinsam, wenn es um Qualität und Genuss geht? Für all diese Erfahrungen bin ich sehr dankbar und gebe diese gerne weiter, denn beim Angebot beginnt die Nachfrage und gegessen werden kann nur, was auch DA ist.
Was der Bauer nicht kennt
Was einst lebensnotwendig für Menschen war, scheint in der zivilisierten Welt langsam auch gefährliche Konsequenzen nach sich zu ziehen. Essbar war in der Steinzeit, was die Erwachsenen als essbar erklärten. Ungiftig und unbedenklich war, was sie voraßen. Essbar war, „was der Bauer kennt“.
Und heute? Frische Ananas schmeckt komisch, die metallische aus der Dose ist die bessere, so urteilen viele Kindergaumen, weil sie nur die aus der Dose kennen. Oder Erwachsene beklagen sich: „Mein Kind isst nur….“ und gehorchen dem kritischen Kindergaumen, mit dem Ergebnis, dass es überhaupt nicht mehr angeboten wird. „Mein Kind würde auch nicht essen, wenn es X wieder gäbe“ ist dann das, was Erwachsene GLAUBEN und sich in gefühlten 2000 Kinderaktionen als nicht korrekt herausstellt. Massenweise benötige ich Rohkost, massenweise Gemüse.
Kinder sind von Natur aus neugierig und wenn sie selbst tun dürfen und Erwachsene an der Seite haben, die nicht „gesund“ predigen, sondern Lust-auf machen, weil sie es selbst für gut finden, vorleben, anbieten, dann klappt das schon irgendwann mit dem „kennen lernen wollen“, denn „Was der Bauer häufig gegessen hat, das mag er auch“. Und wir alle erinnern uns an solche Lebensmittel.
Ich mochte früher keine Spargeln, jetzt liebe ich sie. Ich mochte keinen Rosenkohl, jetzt mag ich ihn, ich mochte keine rote Beete, jetzt esse ich sie sehr gerne. Und Sie?
Am Anfang ist die Kochkompetenz
Wer nicht weiß, wie man eine Soße herstellt, kann nicht ohne weiteres den Konsum von Soßenpulver abstellen und fettreduziert kochen.
Wer nicht weiß, wie man Geschmack beim Kochen erzeugt, kann seine Gewohnheiten beim Kochen nicht einfach abstellen.
Wer von Kochen nichts versteht, da ist es müßig, jemanden Zutatenlisten lesen zu lassen, weil man das, was da steht „verstehen“ im Sinne von „sich vorstellen“ können muss.
Und wer nicht weiß, was er mit einem Fenchel, einer Kohlrabi anstellen kann, dem kann man nicht vorwerfen, dass er sie nicht isst.
Beratung beginnt also dort, wo die Praxis beginnt und manchmal ist es NOTwendig, mit den Menschen ganz klein anzufangen. Wie mache ich eine Suppe ohne Päckchen und Sahne? Wie bereite ich ein Schnitzel zu, ohne es zu panieren oder Unmengen Fett zu verbraten? Wie wärme ich Nudeln auf, ohne dazu viel Butter zu benötigen? Wie mache ich einen Kartoffelsalat ohne Mayonnaisse und was koche ich, wenn ich nur 45 Minuten Mittagspause habe? Wie bereite ich Gemüse zu, ohne dicke Bechamelsoße?
All diese Fragen haben ihre Berechtigung und können nicht übergangen werden, wenn es darum geht, Menschen auf dem Weg zu einer Ernährung zu begleiten, die ihrer Gesundheit und ihrem Wohlergehen besser bekommt.
Es ist kein Grund, sich zu schämen nicht kochen zu können, denn es ist gar nicht so schwer und noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Doch es wäre traurig, mit dem lernen gar nicht erst anfangen zu wollen, denn…
was selbst gemacht ist, schmeckt nicht nur besser, sondern ist ein Genuss.
Sich dauerhaft gut zu ernähren geht nur mit GENUSS
Wir wissen aus vielen Studien, dass
> Gesundheit mehr als die Abwesenheit von Krankheit ist
> Dass Wohlbefinden ganz entscheidend ist
> Dass Mahlzeiten wesentlich zum Stressabbau und zur Entspannung beitragen können (oder das Gegenteil bewirken können)
> Essen als Grundbedürfnis des Menschen (Maslow) ganz eng mit der sozialen und emotionalen Integrität verknüpft ist
Übe Dich im Genuss, denn Übung macht den Meister.
Genuss braucht Zeit und Geduld
Gib Dich hin und du wirst beschenkt. Bereite jedes Mahl mit Liebe und Hingabe zu.
Lasse alle Sinne frei.(sehen, hören, riechen, tasten, schmecken, fühlen, erinnern..)
Spiele mit dem Maß. (gelegentliches Überschreiten, um erfreut zurückzufinden)
Finde den Rhythmus (Rituale, Kultur)
Verbrauche die Zeit und sie bleibt stehen (Muße, statt Hektik). Jetzt ist jetzt
Inszeniere die Gemeinschaft, fühle Dein Ich, das Du und das Wir
Gehe liebevoll mit Menschen und Dingen um
Fürchte Dich nicht vor der Lust. Genuss sättigt das Verlangen.
Genuss ist ein Kunstwerk – voller Widersprüche.
(c) S. Mannhardt Ergänzt und weitergeführt
nach: Gero von Randow. Genießen- Eine Ausschweifung
Sollten Sie mit dem Kochen oder Genuss Schwierigkeiten haben, so freue ich mich darauf, Sie auf diesem Weg ein Stückchen begleiten zu dürfen.
[...] Geht es nur noch um Schein, um Hülle, um den großen Laufsteg, um “wer ist die Schönste im ganzen…