von Sonja Mannhardt | Juli 2, 2015 | Blog

Wie fährt jemand Auto ohne Führerschein? Was macht ein Metzger mit einem Chirurgenmesser? Würde ein Gastroenterologe sein neues Endoskop ohne Instruktion und Kenntnis aller Finessen im Umgang mit dem neuen Gerät, einsetzen?
Und weshalb gibt es das prof.eat Tool NUR mit dem Besuch von Seminaren? Dies soll an dieser Stelle kurz einmal erwähnt werden, denn nicht selten höre ich folgende Worte:
„Wieso soll ich noch ein Seminar besuchen für dieses Tool? Ich bin doch Beraterin, das kann ich doch alles.“ „Was kann mir die Mannhardt schon beibrigen. Ich bin genauso lange im Geschäft wie sie?“ Und die Worte einer meiner letzten Praktikantinnen: „Beratung ist ja etwas völlig anderes, als ich es gedacht habe! Ich bin vollkommen fassungslos, worüber die Menschen mit Ihnen reden und wie schnell hier etwas geschieht, ohne dass Sie ein einziges Mal sagen, was der Mensch tun soll. Ich weiß jetzt, dass ich keine Beraterin sein kann, denn mich nimmt das alles zu sehr mit. Ich wollte den Leuten einfach nur sagen, was sie tun sollen, was für eine Ernährung für sie gut ist. Ich wollte mich über die Patienten stellen…Das hier ist etwas ganz anderes! – Aber genau so soll es sein…GUTE Beratung…Der Lehrer wird zum Lernenden…und damit der Lernende zum Meister….“
Ich kann diejenigen beruhigen, die dann weder Tool noch Seminar buchen: „Erst wenn der Schüler bereit ist, kommt der Lehrer….als Lernender….“
Ich kann mich noch gut erinnern, an meine erste Zeit in der Universitätsklinik. Täglich neue Patienten mit unzähligen verschiedenen Krankheiten, unverschiedliches Alter, unterschiedliche Familien, Sprachen, Länder, Traditionen und ich mittendrin, zwischen Medizin, Ernährungswissenschaft, Pädagogik, Psychologie und gesundem Menschenverstand. Mein Wissen hat mich nicht weitergebracht! Es waren die fragenden Augen der Kinder….
Und zu dieser Zeit stellte ich mir folgende Fragen:
> Was macht Beratung zu Beratung im Unterschied zur Wissensvermittlung?
> Was sind die Grundprinzipien von Beratung, weil ohne diese Grundsätze erfolgreiche Wirkungen nicht erzielt werden können?
> Was steckt dahinter, dass ausgerechnet das Essverhalten so zäh und hartnäckig persistiert und scheinbar unveränderbar ist?
> Weshalb ist der Mensch ausgerechnet beim Essen nicht mit Vernunftappellen zur Vernunft zu kriegen?
> Wozu essen Menschen, wie sie essen?
> Weshalb genügt es nicht, dass Berater mit Wissen über Ernährung und Krankheiten vollgestopft sind und was genau benötigt es vom Berater, dass Beratung WIRKT?
> Was hat Beratung mit Lernen, guten Lehrern zu tun und v.a. was ist GUTE Beratung, was Hilfe zur Selbsthilfe gibt?
Endlich wurde ich zur Schülerin, die lernen wollte…und mit dieser lernenden Haltung kamen dann auch die Lehrer, von denen ich so unendlich viel lernen durfte, TROTZ meines Studiums, TROTZ meines ganzen Fachwissens, TROTZ meiner unzähligen Praktika in der Gastronomie, in Großküchen, in Rehakliniken, in der Lebensmittelproduktion….Ich musste noch unendlich viel lernen….
Ohne Führerschein, kein guter Autofahrer
Ja und mittlerweile hatte ich sie, diese unzähligen „Fahrlehrer“, Kinder, Eltern, pädagogische Lehrer, psychologische Lehrer, philosophische Lehrer und ich bin sehr dankbar dafür, denn ohne sie hätte ich niemals „GUT fahren“ gelernt…
Wen nennen SIE einen guten Lehrer? Wen nennen SIE einen guten Fahrlehrer? Wen nennen SIE einen guten Mentor? Wen nennen SIE einen guten Gärtner? Woran erkennen SIE einen guten Frisör? Was haben all diese Menschen gemeinsam? Was genau tun sie, damit wir sie GUT nennen? Was unterlassen Sie?
Sie verstehen Ihr Handwerk! Sie lernten Ihr Handwerk – nicht in der Theorie, sondern in der Praxis, bei guten Lehrern…Sie lernten mit dem Handwerkszeug umzugehen, sie lernten handwerkliches Können….
Gute Fahrstunden, bei einem guten Lehrer, dienen sowohl dem Auto, den Mitfahrern, dem Fahrer, der Straße, anderen Verkehrsteilnehmern, sprich einem ICH, einem DU, einem WIR, ANDEREN und der WELT….ein ganzheitlicher Prozess bei dem es um weitaus mehr, als nur um Auto fahren geht….
Ähnlich ist es mit prof.eat: Man kann damit GUT arbeiten und zum WOHLE des Patienten, man kann aber mit dem selben Werkzeug auch großen Schaden anrichten.
Die Arbeit mit prof.eat ist keine Technik, sondern eine Haltung.
Die Arbeit mit prof.eat ist keine Methode, sondern ein Begleitungsprinzip.
Die Arbeit mit prof.eat unterstützt Menschen darin, bei Ihrem alltäglichen Essen zu sein, was etwas vollkommen anderes, als bei der Ernährung sein, ist.
Die Arbeit mit prof.eat bedeutet, dass sich zwei Menschen begegnen, ein Berater und ein Patient und deren ART miteinander in Beziehung zu treten, sich aufeinander einlassen.
Dieses MIT dem Patienten SEIN, für ihn DA sein, ihm einen Tiefenblick geben, damit er seine Probleme selbst erkennt, sich daraus besser verstehen kann und seine Lösungen aufgrund dieses Tiefenverständnisses selbst entwickeln kann….um dieses MITsein geht es in den prof.eat Seminaren.
Und diese ganz besondere Klienten-Berater-Beziehung ist es, was 85% des Ergebnisses ausmacht.
Ziel Verhaltensänderung
Unsere alleinige „Pille“, die helfen soll, dass sich der Patient besser fühlt, eine gute Lebensqualität hat ist unsere Beratung. In dieser Beratung soll der Klient, das, was er für gut hält ÄNDERN, nämlich sein ESS- und Ernährungsverhalten. Doch wie GEHT Verhaltensänderung? Es gibt mehr als 2000 Einzelhandlungen die das individuelle Ess- und Ernährungsverhalten ausmacht. Was also ändern? Wie ändern? Womit ändern?
Wer es einmal versucht hat, auch mit „Gesprächsführung nach Rogers“, mit Verhaltenstherapie, mit NLP-Techniken, mit Systemik, der weiß: Soooo einfach ist das nicht und ich weiß, wovon ich rede, denn diese „Schulen“ bin ich bereits in den 90ger Jahren gegangen….
Und genau hier an dieser Stelle kommt Unbewusste und die Lehre vom Lernen, sprich die Pädagogik und die Tiefenpsychologie ins Spiel. Und genau hier möchte ich denjenigen Kollegen gerne meine Erfahrungen weitergeben,
> auch ohne sofort eine teure und langwierige Zusatzausbildung zu machen
> und exakt auf unsere Berufsausübung und unsere Rahmenbedingungen abgestellt
Und weshalb Seminare zum prof.eat TOOL?
> Weil jedes Präzisionshandwerkzeug eine Einführung benötigt?
> Weil prof.eat mehr als eine Technik, eine Methode und Tools sind
> Weil wir uns deutlich absetzen wollen von anderen Beratern, die ihre Profession vom Wissen vermitteln her verstehen…
> Weil prof.eat nur für diejenigen Berater bestimmt ist, die bereit sind Lernende zu bleiben…denn nur wer als Lernender in den Dialog mit dem Klienten tritt, bringt das mit, was ein Berater benötigt, um mit den prof.eat Tools zu arbeiten.
Geben wir alle unser Bestes, zum Wohle unserer Patienten und Klienten und hören wir nie auf, neugierig Lernende zu sein – mit und ohne prof.eat Tools und mit und ohne Seminare, die sich nicht um Fachkompetenz, nicht nur um Beratungskompetenz, sondern auch um Beraterkompetenz bemühen….
Alles Gute, werte Kollegin, auf Ihrem je eigenen, persönlichen Weg, vom Lehrling, zum Meister.
Sonja Mannhardt
von Sonja Mannhardt | Juni 3, 2015 | Allgemein, Blog
„Ich habe das Gefühl, ich komme bei der Patientin keinen Schritt weiter. Sie sagt zwar, sie wolle etwas an ihrem Essverhalten ändern, doch je mehr wir daran arbeiten, je weniger tut sich etwas.“ Die junge, noch unerfahrene Kollegin ist ganz verzweifelt und gesteht ein, mit ihrem Beratungsansatz, der sehr an die Vernunft der Patienten appelliert, nichts auszurichten.
„Ich weiß doch alles über <gesunde Ernährung> und doch komme ich aus meinem Hamsterrad nicht heraus. Mir aber zu erklären, was ich ohnehin schon weiß, ist sinn-, nutz- und zwecklos. Deshalb komme ich zu Ihnen.“ Das sind die Worte einer meiner Patientinnen, die bereits zahlreiche Unterstützung wegen ihrer Anorexie genossen hat. Und weitere Worte von Betroffenen finden Sie hier
Was aber macht den Unterschied zu anderen Unterstützern? Ich denke, es ist ein spezielles Einfühlungsvermögen, ein sehr intensives Verstehen dessen, was sich hinter „Essstörungen“ verbirgt. Dieses Verständnis fußt auf der Menschensicht Alfred Adlers, der wohl der Erste war, der die Psychosomatik begründete, also Menschen wieder ganzheitlich betrachtete. Der Mensch als soziales und Ziel orientiertes Wesen macht Alles, was er tut aus gutem Grund zu einem guten Zweck… Und das gilt einmal mehr für Menschen mit Essstörungen.
Betroffene und ihr Verhalten können nur verstanden werden, auf dem Hintergrund ihrer Geschichte, ihrer Vergangenheit, ihrer Familie, ihrer Geschwister, denn Menschen denken, handeln und fühlen ganzheitlich.
Sommerakademie 2015 – Tagesseminar 1. Essstörungen.
Zielgruppe: Ernährungstherapeuten und Betroffene/Angehörige
In unserer diesjährigen Sommerakademie wollen wir an einem Tag ein tieferes Verständnis für Menschen mit Essstörungen und gestörtem Essverhalten erwerben.
Vortrag: In einem Vortrag wollen wir mit Hilfe von tiefenpsychologischem und daseinsanalytischem Verständnis, das Phänomen „Essstörungen“ genauer betrachten und dabei auch eine Abgrenzung zur medizinischen Sicht vornehmen.
Weitere Highlights werden in diesem Jahr sein: Im Gespräch mit einer Betroffenen wollen wir neue Erkenntnisse gewinnen, im Umgang mit diesem Phänomen. Insbesondere Berater werden hier Do´s und Don´t erfahren. Weiterhin besteht die Möglichkeit einer „offenen“ Beratung beizuwohnen. Ich werde im Beisein von Teilnehmern eine echte Beratung durchführen und somit Kollegen die Möglichkeit geben, „über gängige Ernährungstellerränder“ hinwegzusehen. Am Nachmittag wird es einen kleinen Workshop geben und ein Zeitfenster für Supervisionen angeboten.
Was uns besonders freut: Es ist eine Veranstaltung, an dem professionelle Ernährungstherapeuten (mit und ohne tiefenpsychologischen Hintergrund), Angehörige und Betroffene gleichermaßen willkommen sind.
Sie wollen ebenfalls über gängige Tellerränder hinwegblicken und erfahrenen Kollegen über die Schulter schauen?
Dann laden wir Sie ein, diesen Tag mit uns zu verbringen.
Termin: 5. August 2015
Ort: Schloss Bürgeln, Schliengen
Zeit: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Preis für Frühanmelder: 98.- Euro. Nach dem 31.6. 145.- Euro
von Sonja Mannhardt | Juni 1, 2015 | Allgemein, Blog
Die Wissenschaft sagt…
Bei vielen Senioren lassen die Ernährungsgewohnheiten zu wünschen übrig. Durch Verzehrserhebungen und biochemische Untersuchungen wurde ermittelt, dass Senioren zu selten hochmolekulare Kohlenhydrate, Ballaststoffe, ungesättigte Fettsäuren und pflanzliches Eiweiß essen und auch viele Vitamine und Mineralstoffe wie Calcium, Jod und Zink stünden bei Senioren zu selten auf dem Tisch. Hingegen sei die Energiezufuhr und der Fettanteil der Nahrung eindeutig zu hoch. Soweit das Allgemeine.
Aus der Praxis…
Während die Wissenschaft behauptet, dass der allgemeine Senior wohl zu viel an Energie zu sich nimmt, sieht es bei Regina S. anders aus. Seit Sie ihr Gebiss verloren hat, magert sie ab. Sie kann nicht richtig beißen und der Appetit auf „Breikost“ ist ihr auch vergangen. Ihr neues Gebiss bekommt sie in ungefähr 4 Wochen. Sie sagt: „Ein Glück habe ich ein paar Polster, auf die ich jetzt zurück greifen kann.“
Frau P. kommt mit ihrem Mann zur Beratung. Seit Kurzem hat er „eine Unverträglichkeit“ und sie vermutet ein „Reizdarmsyndrom“. Bei genauer Anamnese stellt sich heraus, dass diese Senioren mitnichten zu wenig hochmolekulare Kohlenhydrate und Ballaststoffe essen, sondern zu viel! Seit Herr P. in Rente ist, möchte Frau P. es mit der gesunden Ernährung richtig gut machen und serviert Ihrem Mann und sich Frischkornbreie zum Frühstück, backt Vollkornbrote und trinkt viel Gemüse und Obstsäfte. Auf Fett verzichtet sie und sorgt somit unbewusst für eine schlechtere Verträglichkeit, dieser großen Mengen an Kohlenhydrate, bei sich und ihrem Mann.
Anton ist dement. Seine Frau kocht so gut es geht, doch Anton „vergisst“, dass er gerade gegessen hat und hat „vergessen“, was Durst ist. Er trinkt so gut wie nichts, isst dafür umso mehr, besonders Käse ist seine Leidenschaft. Den holt er sich mehrere Male aus dem Kühlschrank, weiß davon aber hinterher nichts mehr. Stattdessen fragt seine Frau Helga viele Male täglich: „Wann gibt es endlich etwas zu essen. In diesem Haus verhungert man ja.“ Jegliche Appelle an die Vernunft verhallen und führen zu nichts. Ein Kalziummangel hat Anton nicht, dafür mehr und mehr Probleme mit dem Gewicht.
Ernährungsempfehlungen sind Empfehlungen spiegeln den Durchschnittsbedarf aller Senioren wieder und der Durchschnittsverzehr wird durch Durchschnittserhebungen ermittelt, doch diese drei Fälle zeigen, dass diese Empfehlungen mit dem tatsächlichen Verzehr des Einzelnen noch nichts zu tun haben müssen.
Den einzelnen Menschen ins Zentrum rücken
Auch wenn es verlockend ist, allgemeine Empfehlungen helfen nicht wirklich, das Ess- und Ernährungsverhalten des Einzelnen zu analysieren, zu diagnostizieren und gegebenenfalls zu korrigieren. Pflegefachkräfte, Angehörige müssen trotz Kenntnis von Empfehlungen und allgemeinen Richtlinien, den einzelnen Senior im Blick behalten, denn Menschen essen nicht nach Vernunft-Regeln, sondern wie sie es wollen, vermögen, können und gewohnt sind. Darauf muss auch in der Pflege Rücksicht genommen werden, denn nur dann können wirklich nachhaltige, gangbare und passende Lösungen gefunden werden. Da vom individuellen Essen zur Deckung von individuellen oder gar allgemeinen Bedarfen ein weiter Weg ist, möchte ich an dieser Stelle Pflegefachkräfte ermutigen, dass sie darauf bestehen, mit dem Thema „Seniorenverpflegung“ nicht alleine gelassen zu werden. Um ein genaues Ernährungs-Assessment, eine genau Ernährungsdiagnostik und damit einhergehende Interventionen durchzuführen, ist es erforderlich, eine spezialisierte Ernährungsfachkraft im Team zu haben, oder eine solche Fachkraft zu Rate zu ziehen, denn der Weg vom Wissen zum Tun ist ein weiter – für alle Beteiligten.
Denn wie wusste bereits der Verhaltensforscher Lorenz?
Gedacht heißt nicht immer gesagt,/ gesagt heißt nicht immer richtig gehört,/ gehört heißt nicht immer richtig verstanden,/ verstanden heißt nicht immer einverstanden,/ einverstanden heißt nicht immer angewendet,/ angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.(K. Lorenz, östr. Verhaltensforscher und Nobelpreisträger)
Stellen wir folglich unseren je individuellen Senior ins Zentrum unserer Fürsorge, anstatt uns allzu sehr auf die Botschaften von allgemeinen Empfehlungen zu verlassen.
von Sonja Mannhardt | Mai 12, 2015 | Allgemein, Blog
prof.eat APP – Selbstbeobachtung digital
Wissen ist notwendig, aber noch lange nicht hinreichend, um sein Verhalten zu ändern, das wissen Alle, die bereits einmal versuchten, beim Essen etwas anders zu machen, als man es für gewöhnlich tut. Mehr Gemüse essen, weniger Kohlenhydrate, genügend Eiweiß, mehr Vitamine, ausgewogen, vielseitig, abwechslungsreich, gesünder, fettärmer, vollwertiger, Ballaststoff reicher, weniger uvm. Doch – hat dieses Wissen ausgereicht, um dauerhaft anders zu essen?
Was Selbstbeobachtung bei der Ernährungsumstellung so wichtig macht und auch effektiv, haben wir im letzten Artikel (Ohne Selbstbeobachtung geht es nicht) näher betrachtet. Heute möchte ich mit Ihnen eine neue Ära der Selbstprotokollierung betrachten – unsere neue Smartphone-APP zur Beobachtung des eigenen Essverhaltens.
1. Ernährungs-Apps im Überblick
Es gibt mittlerweile 97.000 Gesundheits-Apps auf dem Markt, monatlich kommen 1000 neue hinzu. Und insbesondere Ernährungs-Apps sind begehrt. Anwender schwören auf diese Art von mHealth Werkzeugen, um Rezepte zu bekommen, Tipps fürs Kochen, Wissen zu erhalten, Kalorien zu berechnen. Sie werden genutzt um ihr Wissen mittels Quiz zu überprüfen oder Spiele zu machen, oder – wie unsere eigene APP – das eigene Essverhalten zu beobachten und ggf. zu ändern.
Doch helfen Apps, die Kalorien rechnen, Fett zählen oder informieren wirklich? Nützen Apps, die uns sagen, was für uns gut wäre tatsächlich, dass wir unser Verhalten ändern? Sind Apps die neuen Berater, wie einige Fachartikel bereits verkünden? Viele Studien dazu gibt es nicht, außer folgender Aspekte:
Apps nützen den Produzenten, da:
1. Apps dienen als „Zubringerdiensten“ zu den Herstellern
2. Apps sind häufig auch von Pharmafirmen und Krankenkassen gemacht und liefern wichtige Daten
Apps aus Nutzersicht bringen folgende Ergebnisse:
1. Apps werden nach einigen Wochen nicht mehr benutzt, wenn kein Transfer gewährleistet wird.
2. Informations-Apps ändern das Verhalten nicht
3. Reflektionen zum eigenen Tun unterstützen die Wirkung und die meisten der Nutzer würden sich Feedback wünschen.
4. Technische Geräte ersetzen die Beziehung zu einem realen Menschen nicht. Wir kombinieren die Vorzüge der Technik mit echter Beratungs-Klienten Beziehung.
5. App basierte Beobachtung scheint vorteilhaft zu sein, weil das Smartphone mittlerweile zum permanenten Begleiter und damit immer
verfügbar ist.
Und genau hier setzt auch unsere App an. Sie bekommen die notwendigen Informationen und Orientierungshilfen, sowie Feedback nach Wunsch durch eine professionelle, lebendige prof.eat Beraterin (eine Beratung wird daher nicht ersetzt, sondern sinnvoll ergänzt).
2.prof.eat App – Beratung und Selbstbeobachtung sinnvoll kombiniert
Wann und Wie treffen Sie Ihre Essentscheidungen? Wir sagen: Dann, wenn Sie beim Essen sind, weder vorher noch nachher, sondern unmittelbar in diesen Minuten.
Wie wäre es also, wenn Sie ein Tool an die Hand bekämen, das Ihnen genau in diesen Momenten effektive Unterstützung gäbe, ums selbstbestimmt und dennoch überlegt Entscheidungen treffen zu können? Wie wäre es, wenn die APP Sie unterstützen würde, nicht nur Ihre Lebensmittelauswahl zu reflektieren, sondern auch deren Menge, sowie Ihnen Hilfestellungen gäbe ihre Mahlzeiten ausgewogen und ihre Lebensmittelzubereitung zu reflektieren? Wie wäre es, wenn es eine APP gäbe, die nicht darauf abzielt, Sie abhängig zu halten, sondern Sie mehr und mehr zum Herr Ihres eigenen Tuns machte? Wie wäre es eine APP zu nutzen und gleichzeitig Rückmeldungen zu Ihrem Tun zu bekommen und zwar durch eine echte professionelle Fachkraft?
Dann ist unsere prof.eat APP genau das richtige Tool für Sie! Es verbindet sinnvoll und nützlich professionelle Ernährungsberatung als Hilfe zur Selbsthilfe mit einer APP, dort, wo es um Selbstbeobachtung, Selbstreflektion und Selbsttätigkeit geht. Die Beraterin ist nur dort für Sie da, wo Sie alleine nicht weiterkommen und Unterstützung dort bekommen, wo Sie sagen: Hier hilft mir die APP und meine Beobachtung nicht wirklich weiter….Wie wäre das?
Und wie wäre es, wenn Ihre Beraterin Ihnen in einer kurzen Instruktion zeigen würde, wie Sie ganz selbstständig Döner, Pizza, Currywurst, Pommes Frites, Chips, sämtliche Gebäcke und exotische Lebensmittel wie Sushi und Co. ohne Datenbanken zu wälzen und ohne Kalorienangaben selbst analysieren und bewerten könnten?
Vielleicht hat es ich bei Ihnen schon herumgesprochen: DIE richtige Ernährung für JEDERMANN gibt es nicht. Das bedeutet, dass es nicht darum geht, dass Sie sich an die Vorgaben einer APP orientieren, sondern daran, was Ihre persönliche Beraterin mit Ihnen als Ihren persönlichen Ernährungsweg erarbeitet hat. Egal ob abnehmen, ob zunehmen, ob Sie Diät halten müssen oder einfach gesund bleiben wollen; egal wie alt Sie sind – Die Smartphone APP wird an Ihre Bedürfnisse, Wünsche, an Ihre Bedarfe und Ihre Ziele angepasst.
Beratung und Selbstbeobachtung bei TISCH sinnvoll ergänzen. Gänzich ohne Tipps, ohne Ratschläge, ohne erhobenen Zeigefinger, ohne Du sollst, Du musst, Du darfst nicht, Ihr Tun reflektieren, bewerten und ggf. zu korrigieren?
Bringen Sie Ihre APP-Beobachtungen zu Ihrer nächsten Beratung einfach mit und sprechen Sie mit Ihrer Beraterin über
> diejenigen Verhaltensweisen, die Sie vollkommen selbstständig reflektieren und verändern konnten
> und lassen Sie sich dort weitere „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu geben, wo Sie noch Unterstützung benötigen.
3. Und so erhalten Sie Ihr persönliches prof.eat Selbstbeobachtungs-Tool:
1. Laden Sie in Ihrem APP-Store Ihre APP runter
2. Lassen Sie sich von Ihrer prof.eat. Beraterin instruieren, oder buchen Sie eines unserer Online-Seminare, oder schauen Sie sich unser Instruktions-Video an.
3. Sollten wir Sie überzeugt haben, so bekommen Sie von uns einen persönlichen Zugangs-Code und schon kann es losgehen! Persönliches Feedback und professionelle Begleitung und selbstständige Selbstbeobachung in Einem.
4. Dafür garantieren wir:
> Ihre Daten und Ergebnisse bleiben streng vertraulich und werden nicht weitergegeben! All unsere Berater unterliegen der Schweigepflicht, die selbstverständlich auch für die Selbstbeobachtung mittels APP gilt.
> Sie erhalten in jedem Fall einen persönlichen Support, sowohl zu Beginn der Nutzung und jedes Mal, wenn Sie sagen: „Jetzt benötige ich ein Feedback und persönliche Unterstützung“.
> Die APP wird mit Hilfe Ihrer Beraterin an Ihr Anliegen, Ihre Bedürfnisse, Ihre Erkrankung angepasst. Das bedeutet für Sie: Sie folgen nicht einer x-beliebigen Ernährung, sondern begeben sich Schritt für Schritt auf Ihren je eigenen Ess- und Ernährungsweg.
von Sonja Mannhardt | Mai 3, 2015 | Allgemein, Blog
Ohne Selbstbeobachtung geht es nicht
Viele Menschen, die ihre Ernährung umstellen wollen, glauben, es sei möglich, durch Wissen sein Verhalten zu ändern. Einfach informieren und einfach den vorgegebenen Regeln folgen und gut ist.
Doch wer bereits einmal eine Diät machte, abnehmen wollte oder sich an einen Neujahrsvorsatz erinnert, der weiß: Schneller als man sich versieht, ist man wieder in alte Gewohnheiten zurückgefallen und gute Vorsätze über Bord geworfen.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und was Mensch tut, das macht er, weil er es für sinnvoll und gut erachtet! Und genau deshalb nützen Diäten nichts und genau deshalb ist das einfache Befolgen von Ratschlägen, Listen nicht von langer Dauer. Wer wirklich dauerhaft Erfolg haben möchte, wer tatsächlich sein Ess- und Ernährungsverhalten ändern möchte, der muss zunächst einmal genau wissen, was er wann, wie in welcher Art und Weise, wie oft und wozu tut.
Augen auf und hinschauen was is(s)t
Stellen Sie sich folgendes vor:
1. Unbewusst. Sie wollen von A nach B und geben die Route in Ihr Navigationsgerät ein. Nach einiger Zeit wundern Sie sich, dass Ihr Navi Sie vom Weg abbringt und statt des schnellsten Weges, für Sie den kürzesten Weg wählt und dabei jeden Umweg in Kauf nimmt …. Das Navigationsgerät folgt stur dem Programmierbefehl.
2. Bewusst-sein. Sie sitzen in einem Formel 1 Wagen und rasen mit verbundenen Augen durch Monte Carlo. Sie fahren und lassen sich nur von Ihrem Gefühl leiten …. Wie sicher sind Sie bei 300 km/h wohl unterwegs?
Und genau so verhält es sich beim Essen:
Kennen wir nicht alle Sätze wie diese: „Eigentlich weiß ich doch wirklich alles über gesunde Ernährung“, „Ich weiß, was ich tun müsste, um abzunehmen, aber ich halte es nicht durch“, „Der innere Schweinehund vereitelt all meine Abnehmversuche“. Doch was steckt dahinter?
> Der Mensch isst nicht aus Vernunftsgründen, sondern noch immer wie ein Steinzeitmensch. Doch Not kennen wir schon längst nicht
mehr
> Der Mensch isst nicht aus Vernunftsgründen, sondern so, wie es ihm GUT tut, egal wie unerwünscht ihm sein Verhalten auch scheint.
> Der Mensch kann nur etwas an seinem Verhalten ändern, wenn er genau hinschaut, genau beobachtet, genau begreift und versteht, was
er genau macht.
> Das Ess- und Ernährungsverhalten des Menschen ist ein solch komplexes Geschehen, wie das Autofahren und um gut zu fahren, müssen
wir uns der bewussten Handlungen und unbewussten Motive gewahr werden.
Wer sich selbst gut beobachtet, ist erfolgreicher
„Die erste aller Wissenschaften ist sich selbst zu kennen.“ (Platon)
Die Beobachtung als Instrument der Selbstreflektion ist nicht neu. Bereits in der Antike waren sogenannte Hypomnema Schreibhefte und Notizbücher zur Gedächtnisstütze. Sie waren unverzichtbare Instrumente der Sammlung, Ordnung, Reflexion und Selbstbetrachtung und ersetzten den Blick des Freundes in der Selbstprüfung (1,2)
Heute definiert man die Selbstbeobachtung (auch Introspektion genannt), als Betrachtung, Beschreibung und Analyse des eigenen Erlebens und Verhaltens durch Beobachtung. Sie kann zu Selbsterkenntnis führen und ist zusammen mit der Selbstwahrnehmung für die eigene Bewusstseinsbildung und die Ausbildung des Selbstbewusstseins unentbehrlich (Wiki).
Bereits in den 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde untersucht, ob es einen Unterschied im Erfolg macht, ob jemand sich auf sein Gewicht als Ziel, oder seine Verhaltensweisen konzentriert (3). Und seitdem wird die Bedeutung der Selbstbeobachtung intensiv erforscht. Viele Studien konnten zeigen, dass Menschen, die sich selbst gut beobachten, weitaus bessere Erfolge haben, als solche, die es nicht tun. (4,5). Auch bezeichneten viele Menschen, die Methode der Selbstbeobachtung als äußerst wichtig, um ein Gewichtsziel zu erreichen (6,7).
Aber Selbstbeobachtung kann noch mehr. Man hat vielfach festgestellt, dass sich durch die Selbstbeobachtung einige Verhaltensaspekte bereits verändern können (8). Da das Ess- und Ernährungsverhalten stark automatisiert ist, also hochgradig unbewusst abläuft, da weiterhin das Ess- und Ernährungsverhalten mehrere hundert Einzelverhaltensweisen umfasst, führt eine Protokollierung des Essverhaltens unweigerlich dazu, dass unbewusste Verhaltensweisen bewusster gemacht werden.
Man kann dieses Phänomen auch seinsanalytisch erklären: Der Mensch ist ein geschichtliches Wesen, das immer und immer wieder das tut, was sich in der Vergangenheit als gut und sinnvoll erwiesen hat. Die permanent, unbewusste Vergegenwärtigung von Gewesenem hilft dem Mensch auf „sicheren Pfaden“ zu bleiben. Doch diese Vergegenwärtigung läuft großenteils unbewusst ab und bleibt uns, wie bei einer Navi-programmierung verborgen. Die Selbstbeobachtung unterstützt uns folglich dabei, vergangene Handlungen zu gegenwärtigen und uns damit unbewusste Handlungen bewusst zu machen.
Selbstbeobachtungs-Tagebücher – Schrift versus Bild
„Ich habe in der Kur Tagebuch geführt“ sagt mir stolz eine Patientin und zeigt mir Ihre Essprotokolle. Auf meine Frage „Was haben Sie dadurch für Schlüsse gezogen? Was machen Sie heute anders?“, antwortete Sie: „Ich habe gemerkt, was ich überhaupt esse und habe auf manche Sachen verzichtet und ein wenig mehr Gemüse gegessen.“ Auf eine weitere Frage: „Und die Lebensmittelmenge, die Zubereitung, die Augewogenheit von Mahlzeiten. Konnten Sie da auch schon etwas ändern?“, antwortet die Patientin: „Ich weiß doch gar nicht, was da richtig und normal ist, wie soll ich das dann ändern?“. Und damit hat sie vollkommen Recht!
In vielen Beratungspraxen werden Sie gebeten, ein sogenanntes 7-Tageprotokoll zu führen. Sie schreiben 7 TAge auf, was sie wann, wie und in welchen Mengen gegessen haben. Aus zahlreichen Studien ist jedoch bekannt, dass das was aufgeschrieben wird, bis zu 50% von dem abweichen kann, was tatsächlich gegessen wurde (9). Dies gilt insbesondere für Kinder, Kranke, Übergewichtige und Menschen mit Essstörungen. Doch ich bezweifle, dass dieses „underreporting“ wissentlich erfolgt, sondern behaupte, dass das Instrument selbst (Notizen auf Papier) dafür verantwortlich ist und darin begründet ist, dass diese Art der Protokollierung nicht in der Lage ist, sämtliche Schritte, die notwendig sind, um eine Beobachtung auch tatsächlich zu gewährleisten, einfach nicht gegeben sind, geschweige denn, Korrekturmaßnahmen einzuläuten.
Aus über 20 Jahre Erfahrung mit Essverhalten und Selbstbeobachtungs-Tools sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die schriftliche Dokumentation des eigenen Essverhaltens nicht annähernd so effektiv ist, wie dies über bildliche Dokumentationen möglich ist. Deshalb haben wir über die letzten 5 Jahre eine Smartphone-App entwickelt, was eine gänzlich neue Ära des Esstagebuchs einläutet. Mehr dazu in Kürze. prof.eat Smartphone APP für Sie und eine effektive Beobachtung Ihres Ess- und Ernährungsverhaltens.
(1) Detlef Thiel (1993). Platons Hypomnemata. Die Genese des Platonismus aus dem Gedächtnis der Schrift. Karl Alber, Freiburg
(2) Luc Van der Stockt (1999). A Plutarchan Hypomnema on Self-Love. In: The American Journal of Philology. Band 120, 575–599.
(3) Mahoney M.J. (1974). Self-reward and self-monitoring techniques for weight control. Behavior Therapy, Vol. 5(1), p48-57
(4) Lowe MR. Self-regulation of energy intake in the prevention and treatment of obesity: is it feasible? Obes Res. 2003 Oct; 11 Suppl: 44S-59S.
(5) Burke LE, Wang J, Sevick MA. Self-monitoring in weight loss: a systematic review of the literature. J Am Diet Assoc. 2011 Jan;111(1):92-102
(6) McGuire MT, Wing RR, Klem ML, Seagle HM, Hill JO. Long-term maintenance of weight loss: do people who lose weight through various weight loss methods use different behaviors to maintain their weight? Int J Obes Relat Metab Disord. 1998 Jun;22(6):572-7.
(7) Klem ML, Wing RR, McGuire MT, Hill J=. Does weight loss maintenance become easier over time? Obes Res. 2000 Sep;8(6):438-44.
(8) Seemann H (1997) Tagebuchverfahren – Eine Einführung. In: Wilz G & Brähler E (Hrsg) Tagebücher in Therapie und Forschung. Ein anwendungsorientierter Leitfaden. Hogrefe, Göttingen S. 13-33
(9) Müller, M (1998). Ernährungsmedizinische Praxis: Methoden — Prävention — Behandlung, Springer Verlag. S.36-37
von Sonja Mannhardt | Apr. 10, 2015 | Allgemein, Blog
Was genau verbirgt sich hinter „ich vertrage nicht“ Thematik, die keine ist?
So wie Essen sehr individuell ist und nur verstehbar auf dem geschichtlichen Hintergrund des einzelnen Menschen, so sind die Gründe für ein inszeniertes „ich vertrage nicht“, ohne dass dieses in irgend einer Weise verifiziert worden wäre, sehr verschieden.
Hier einige Hypothesen:
1. Der Mensch hat es Leid ein Massenmensch zu sein.
„Ich möchte als einzigartiger Mensch gesehen werden.“
Du sollst, du musst, du darfst nicht. Unsere Welt ist voll von solchem Regelwerk, was dem Individuum enge Grenzen setzt. Egal ob Autos, Wohnen, Smartphones, Konsumgüter, wo in Urlaub, welcher Arbeitgeber, was muss getan werden um Gesundheit und ein langes Leben zu erlangen…Wo man hinschaut dieses Du sollst…das Menschen mehr oder weniger als Fremdbestimmung ausmachen.
Selbst die Mode ist heute nicht mehr Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, sondern mehr und mehr ein Diktat. „Man muss mithalten, mitmachen“, um dazu zu gehören. Also wo können sich Menschen noch frei entfalten, freie Entscheidungen treffen, wie ein Kleinkind seine erwachende Identität kundtun (Anna mag nicht, Anna will nicht, Anna isst nicht…) als beim Essen? Der eigene Teller ist und bleibt eines der letzten Refugien der Selbstbestimmung kombiniert mit einer besonderen individuellen Note.
2. Menschen wollen echte Aufmerksamkeit
„Nimm mich wahr. Nimm mich ernst. Beachte mich und meine Wünsche“
Meine Wahrnehmung ist, dass hinter einer Fassade besonderer Höflichkeit und Angepasstheit, sich eine Angst verbirgt, seine Wünsche wahrzunehmen, zu äußern, auch mal anzuecken oder gar einen Konflikt zu riskieren. Diese Angst hat in der Leistungsgesellschaft m.E. deutlich zugenommen. Menschen fühlen sich verunsichert, trauen sich nicht „zu zeigen“ wie sie sind. Emotionen und Stimmungen sind „unprofessionell“, echte Aufmerksamkeit häufig nur dann gegeben, wenn etwas NICHT funktioniert…
Was liegt da näher, als über eine „Erkrankung“ Rücksicht und Aufmerksamkeit einzufordern und gleichzeitig ein Terrain zu haben, wo man selbst die Kontrolle behält?
3. „Empfindlich sein“ ist unprofessionell – es sei denn, man ist krank
Jetzt bleiben Sie doch mal sachlich. Jetzt seien Sie doch nicht so empfindlich. Der Meier ist ein Weichei…..Hart und leistungsfähig ist er, der moderne Mensch, aber keineswegs emotional, sensibel oder empfindsam. Doch wie immer in der Welt. Der Mensch sucht sich Nieschen, wenn er in seinem Sein zu sehr eingeschränkt wird. Und da seit einigen Jahren, die Aktivitäten der Gedärme kein Tabuthema mehr ist und auch die Befindlichkeit dank social media nicht mehr Privatsache ist, sondern öffentliche Akzeptanz gefunden hat, liegt es nahe, zumindest dort die „sensible“ Seinsart auszuleben.
Oder anders ausgedrückt. Da viele Menschen verlernt haben, sich selbst zu spüren, selbst wahrzunehmen, ist es bereits als Fortschritt anzusehen, dass man zumindest jedes Bauchgrummeln, jeden Darmwind auf die Befindlichkeitswaage legt, sozusagen als Brückenschlag zu den sonst so tief vergrabenen Gefühlen und empfindsameren Seiten.
4. Das Angebot bestimmt die Nachfrage
Während wir in der Klinik vor 20 Jahren noch selbst unsere Laktose freien Milchen angerührt haben, boomt heute der Produktmarkt regelrecht und auch eine verbesserte Diagnostik trägt dazu bei, dass Menschen glauben, es gäbe heute mehr Betroffene, als vor 20 Jahren. Doch die Zahlen sind konstant. Eine Befragung zeigt auch, dass nicht nur Menschen mit Laktoseintoleranz diese Produkte kaufen, sondern weitaus mehr. Dasselbe gilt für glutenfreie Ware. In den Staaten gaben auf eine Befragung der NPD-Group 28% an, kaum oder nie Gluten zu essen, obwohl sie gar keine Zöliakie hatten. Doch wie kommt es, dass gesunde Menschen freiwillig diätetische Produkte verzehren, die ihnen nachweislich keinerlei Mehrnutzen bringen, dafür aber bis zum doppelten Preis kosten?
Gesundheit ist seit einer Kampagne der WHO zur Bürgerpflicht geworden und die Szene gaukelt uns vor, dass Gesundheit herstellbar sei, wenn man nur das „Richtige“ täte und das „Falsche“ unterlässt.Was also Kranken hilft, kann ja Gesunden nicht schaden oder könnte ja dazu beitragen, noch gesünder, noch leistungsfähiger zu werden, so denken sich viele moderne Menschen heutzutage, wo doch alles machbar und herstellbar scheint (Yes we can). Die verwirrenden und teilweise aggressiven und suggestiven Werbebotschaften der Produzenten sprechen dabei nicht nur Betroffene an, sondern auch diejenigen, die ihre Gesundheit, wie ein Projekt „optimieren“ wollen. Wie früher die Werbebotschaft „fettfrei“ wird heute „glutenfrei“, „laktosefrei“ , „Fructosefrei“, als Qualitätssigel missverstanden, nicht zuletzt auch deswegen, weil diese diätetischen Produkte nahe der Bioprodukte stehen. All das ist jedoch Teil von ausgeklügelten Marketingstrategien, um den Verkauf auch dort anzukurblen, wo überhaupt kein Bedarf besteht.
5. Neue Feinde braucht der Mensch?
Nicht was drin ist ist, wichtig, sondern was nicht drin ist
Während über viele Jahrzehnte wichtig war, was in Produkten DRIN ist, hat sich die Sicht auf Lebensmittel vollkommen verkehrt. Heute wird darauf geachtet, was NICHT drin ist. Nicht über das IST entsteht Sicherheit (viel Vitamine, viel Mineralstoffe), sondern mehr und mehr über das FEHLEN VON – eine Sicht, die bereits vor 20 Jahren seine Ursprünge in den USA hatte (no cholesterol, no suger, low fat), so als gelte es permanent Feinde im Essen ausfindig machen und eliminieren zu müssen.
Haben wir etwa zu wenig Schwierigkeiten, zu wenig Feinde, zu wenig Herausforderungen und Abenteuer, dass wir uns permanent neue suchen müssen – auch beim Essen? Könnte es sein, dass gerade in unserer sich sehr schnell verändernden, globalisierten Welt die Verunsicherung wächst, das Misstrauen zunimmt? Wir begeben uns auf philosophisches Territorium…
6. Gesundheitsberater und Ernährungskommunikatoren
Seit Krankenkassen nicht mehr Krankenkassen, sondern Gesundheitskassen heißen; seit die WHO nicht nur die Krankheiten vermeiden will, sondern Gesundheit herstellen, seit nicht mehr die Genesung und Gesundung, sondern Gesundheitsförderung ins Zentrum gerückt wird, sind sie da: Nicht die Krankenschwestern, die Ärzte, die Berater und Therapeuten, sondern die Gesundheitsberater, Ernährungscoachs. Sie predigen Gesundheit und ihre Rechnung geht auf. Die Gläubigen folgen in der Hoffnung auf noch mehr, noch bessere, noch langandauernde Gesundheit, denn Gesundheit ist Pflicht und Ausdruck von Vitalität und Leistungskraft. Wer krank wird, ist selbst schuld oder hat sich nicht genug „angestrengt“. So glaubt der moderne Mensch heute und der Mensch der Antike reibt sich verwundert die Augen…
Längst treten Lebensmittelkonzerne, der Lebensmittelhandel als neue Gesundheitsberater auf. Dort informiert „man“ sich darüber, was „gesund“ und „ungesund“ ist. Längst hat die „Ernährungskommunikation“ (Informationen über Ernährung), die Privatheit von Essen und die medizinische Betrachtung von Ernährung als Heilmittel abgelöst. ,“Gesundheit“ ist zum Geschäft geworden; Krankheit kein Thema mehr – zumindest solange man nicht selbst betroffen ist. Und da das, was man besonders häufig und besonders „laut“ hört in unserer Erinnerung bleibt, verwundert es nicht, dass die Werbebotschaften funktionieren. „Ich helfe dir, ich sorge für dich“, weil uns deine Gesundheit wichtig ist…
Und dann sind da noch die „Celebritys“. Sie twittern von ihren Diäten. Heute ist Gluten Mist, morgen wirkt eine Laktosefreie Ernährung Wunder und übermorgen ist vegane Ernährung überhaupt der Jungbrunnen schlechthin. Seriöse Berater und Ärzte müssten zigtausende Euro für Werbekampagnen ausgeben und dennoch ist ein einziger Satz eines „Stars“ wirkungsvoller, als sämtliche Werbemaßnahmen dieser Welt – mit ein Grund, weshalb Lebensmittelkonzerne und der Handel immer mehr auf diese Werbeträger setzen.
Ärzte machen keine Werbung, professionelle Berater werben nicht im Fernsehen oder werden als Werbung in social media eingeblendet. Das heißt, der Anbietermarkt wird künstlich verzerrt mit all seinen Nebenwirkungen. Sie sind den Menschen noch nicht einmal bewusst.
7. Die Macht des Placebo
Glauben versetzt Berge und wer glaubt sich mit Spezialdiät etwas Gutes zu tun, dem tut das gut tun auch gut. Könnte es sein, dass darin insbesondere das Heilmittel liegt? Sich Gutes tun, gut auf sich achten, liebevoll mit sich umgehen, weil dies die Grundvoraussetzung dafür ist, dass wir aufmerksam mit anderen, liebevoll mit anderen umgehen?
Nur – ist es zu rechtfertigen, dass dieses gut für sich sorgen ganz natürliche Substanzen, wie Milchzucker, Fruchtzucker, Histamin und Gluten zu Feinden erklären muss? Das ist eben die Frage, denn wer sich zu sehr diesen Diäten unterwirft, ohne dass sie notwendig sind, gibt wieder ein Stück Selbstbestimmung auf und „ordnet sich unter“ – etwas, was doch eigentlich vermieden werden sollte. Und wenn es um Einzigartigkeit geht? Wenn heute fast jeder zu diesen Produkten greift, ist man längst nicht mehr etwas besonderes, sondern wieder einer von Vielen….einer mit Laktoseunverträglichkeit oder einer anderen „ich vertrage nicht“ Thematik.
Sollten Sie eher den Wunsch nach
> Genuss
> Balance
> wenig Einschränkung
> Selbstbestimmung und
> individuellem Ess- und Ernährungsweg
beim Essen suchen,
so sind meine professionellen KollegInnen und ich gerne für Sie und Ihre Liebsten da.
[...] Geht es nur noch um Schein, um Hülle, um den großen Laufsteg, um “wer ist die Schönste im ganzen…