Mangelernährung in Schlaraffenland?

DSC0321833 Millionen Erwachsene sind europaweit vom Risiko einer krankheitsbedingten Mangelernährung betroffen. Allein in Deutschland sind es 1,5 Millionen Patienten. Auf der Länderkonferenz der European Nutrition Health Alliance (ENHA) am 3. und 4. November 2015 in Berlin treffen sich Verantwortliche im Gesundheitswesen mit Vertretern von Berufsverbänden, Fachgesellschaften und Patientenorganisationen aus 13 Ländern, um sich über die alarmierende Situation auszutauschen und geeignete Maßnahmen zu entwickeln.

Eine Vertreterin meines Berufsverbandes will dort für das Thema Mangelernährung sensibilisieren und eine bedarfsgerechte Ernährungsversorgung strukturell in allen Institutionen und im ambulanten Bereich implementieren.  Es geht um multidisziplinäre Teams und ein gutes Schnittstellen- und Entlassungsmanagement in Krankenhäusern und Kliniken sowie eine Stärkung der Ernährungsberatung/-therapie in diesen Kompetenzteams sowie eine adäquate Honorierung der Leistungen von Oecotrophologen/Ernährungswissenschaftlern.
Und es wird Zeit. Zeit, denn es geht um Menschenwohl!

Wohl für die monetären Resourcen des Gesundheitssystems: Wir wissen längst, dass eine kompetente Ernährungstherapie einen sehr hohen ROI (Return on invest) hat, sprich – hilft, mehr Folgekosten einzusparen, als dass sie kostet. PD Dr. K. Norman zitiert dazu eine aktuelle Metaanalyse, die besagt, dass allein die Gabe von Trinknahrung die Kosten pro Patient in den Kliniken um 12-15% senken könnte.

Wohl für professionelle Ernährungsfachkräfte: Und doch wird wieder und wieder der Nutzen von professioneller Ernährungstherapie in Frage gestellt und meine Kollegen und ich mehr denn je in die Ecke der „gesunde Ernährung-Prediger“ gestellt. Dabei haben wir nichts mit „gesunden“ Menschen zu tun, sondern stehen als Teil von interdisziplinären Teams, im Dienste kranker Menschen! Da ist kein Platz für Gesunde Ernährung-Predigten, da geht es um Ernährung als „Medikament“, also um das gesundheitliche

Wohl von Patienten: Und da sieht es alles andere als rosig aus. Gerade heute war ein Patient bei mir. Ein Mann mit Krebs, der auch Auswirkungen auf das Verdauungssystem hat, zusätzlich eine gestörte Glucosetoleranz aufweist und „fast gar nichts mehr isst“. Er ist regelmäßig bei drei Ärzten und in einer Klinik, doch bislang kam niemand auf die Idee, ihn zur Ernährungstherapie zu schicken. Im Gegenteil: Man schaut seelenruhig zu, wie sein Gewicht dramatisch in den Keller saust, er mehr als 10% seines Ursprungsgewichts verliert, sein Eiweißverlust ansteigt (Kachexie (!), was seine Sterblichkeit dramatisch steigert und hohe Klinikkosten billigend in Kauf nimmt. In einem bedenklichen Zustand wird er entlassen. Er geht regelmäßig zur Chemo, über seine Ernährungsprobleme redet niemand mit ihm. Erst auf persönliches Drängen, weil seine Frau mich kennt, kommt er zu mir zur Beratung. Nichts da von Schnittstellen- und Entlassungsmanagement, nichts da von Ernährungsteams und zu allem Übel rechnet ihm seine Krankenkasse noch vor, dass er nicht mehr als 1 Erst- und 4 Folgeberatungen a 30 Minuten anteilig bezuschusst bekommt und nicht häufiger zu mir kommen „darf“? Wie bitte? Was heißt hier „dürfen“? Wer soll es diesem Mann verbieten, Hilfe, die DA ist in Anpruch zu nehmen und was erlaubt sich ein Sachberarbeiter mit solch einer Aussage, die beim Patienten den Eindruck erweckt, er würde etwas „Verbotenes“ tun, was ihm u.U. schaden könnte?

„Unterlassene Hilfeleistung“ nenne ich das mittlerweile und sparen am falschen Ende, denn wenn ich ihn nicht professionell berate, so ist er morgen wieder in der Klinik, denn: Sooo schnell stirbt heute niemand mehr an Krebs, dass man unterstellen könnte, das System wolle „Kosten sparen“. Und was soll ich sagen: Die Beratungen bei mir dauerten 1 Erst und 4 Folgeberatungen, sprich 3 Zeitstunden und brachten ihm

> völlige Beschwerdefreiheit
> 3kg Gewichtszunahme in einem Monat
> Lust am Essen und neue Lebensfreude und
> seiner Frau eine große Sorge weniger, dass es
> auch mit Krebs möglich ist, Freude und Wohlsein am Tisch zu genießen.

So lange aber die Bedeutung einer professionellen Ernährungstherapie nicht in den Köpfen der Entscheidungsträger und Ärzteschaft angekommen ist und Ernährungstherapie verwechselt wird mit der „Verordnung einer Diät“, statt mit einer Patient zentrierten Beratungsleistung, die sowohl fachliches, medizinisches, pädagogisches, soziales und psychologisches Know-How erfordert, wird sich am Phänomen „Mangelernährung in Schlaraffenland“ nichts ändern und wir in der ambulanten Praxis und die Patienten selbst, letztlich das auszubaden haben, was einfach nicht gesehen werden will, getreu dem Motto: „Was nicht sein kann, das nicht sein darf“, (Christian Morgenstern).

  1. Ernährungsberatung (GESUNDE) ist nicht dasselbe, wie Ernährungstherapie (KRANKE)
  2. Ernährungstherapie ist kein Heilmittel, sondern eine ganzheitliche Beratungsdienstleistung in der nicht ein Heilmittel, sondern ein MENSCH und sein Wohl im Mittelpunkt steht.
  3. Ernährungstherapeuten sich durch höchste Fach-, Sach-, Methoden-, Sozial-, und Beraterkompetenz auszeichnen und nicht „Geld kosten“ sondern dem System helfen, sehr viel Geld zu SPAREN.

PS. Sollten Sie jemanden kennen, der nicht mehr isst, nicht mehr essen kann, nicht mehr alles verträgt, eine konsumierende Erkrankung hat, so zögern Sie nicht! Werden Sie selbst aktiv und setzen Sie sich für Ihr Recht auf Ernährungstherapie ein! Sie ist integraler Bestandteil professioneller, medizinischer Behandlung und steht Ihnen zu. Gerne empfehlen wir Ihnen Kollegen in Ihrer Nähe, die sich Ihnen und Ihren Liebsten gerne annehmen, damit Sie TROTZ schwerster Erkrankung morgen noch mit Freude essen.

prof.eat Ernährungstherapeuten verstehen etwas von Mangelernährung
> prof.eat Ernährungstherapeuten arbeiten nach neuesten medizinischen, ernährungswissenschaftlichen Leitlinien und Erkenntnissen
> prof.eat Ernährungstherapeuten stellen nicht eine Krankheit, eine allgemein Ernährung ins Zentrum, sondern SIE und Ihr Essen. Sie arbeiten so mit Ihnen, dass Sie sofort wissen, wo genau Sie bei Tisch und darüber hinaus etwas ändern können, sprich:
> prof.eat Ernährungstherapeuten verfügen über eine ernährungswissenschaftlich/medizinische, als auch eine pädagogisch/psychologische Qualifikation, die aus Ernährung mehr macht, als ein reines „Wissensgebiet“.
> prof.eat Ernährungstherapeuten verordnen Ihnen keine „Diäten“, sondern erarbeiten mit Ihnen gemeinsam Ihren je eigenen ESS-Weg, denn: Essen ist weitaus mehr, als sich zu ernähren. Stimmen Sie zu? Dann freuen wir uns darauf, Sie oder einen Ihrer Lieben ein Stück raus aus der Mangelernährung zu begleiten.

Ihre
Sonja Mannhardt

Kohlenhydrate – ein Grundschulthema?

Adipositasakademie-VerpflegungHeute ruft mich eine Mutter an, die gerne mit ihrer 9 jährigen Tochter zur Beratung kommen möchte. Sie fühle sich zu dick und fragte gestern ihren Kinderarzt nach einer Beratung. Sie habe das Gefühl, sie esse zu viel Kohlenhydrate, das hätten sie in der Schule im Unterricht gelernt.

Wie bitte? Kohlenhydrate ist ein Thema in der 3. Klasse? Was ist da passiert, dass sich 9-jährige Mädchen wegen ihrer Kohlenhydrataufnahme und ihres Gewichts ängstigen und selbstständig nach Beratung fragen?

Da stimmt es doch nicht mehr in diesem „Bildungsland“!

  1. Aussehen – Thema bei 9-jährigen?
    Handelt es sich um halbwegs gesunde Kinder, dann sind die 8-11 jährigen wohl die einzigen, die sich um ihr Aussehen und ihr Gewicht am wenigsten sorgen, denn rein entwicklungsphysiologisch ist es Kinder in diesem Alter wichtiger „dazu zu gehören“, als „schlank zu sein“, oder mit dem Essen „alles richtig“ zu machen. Also was passiert da in unserer Gesellschaft, wenn jetzt sogar 9-jährige anfangen, „ihr Aussehen“, „ihr Schlank sein“, „ihre Ernährung“ zu hinterfragen? Reicht es denn noch nicht, dass dieses Land immer mehr vergisst dass Menschen Lebensmittel essen und nicht sich mit bloßen Nährstoffen ernähren? Reicht es denn noch nicht, dass Kinder heutzutage zwar wissen, wie man Kohlenhydrate schreibt, aber keine Ahnung mehr haben, wie und wo eine Johannisbeere wächst, geschweige denn, wie sie schmeckt?
  2. Verdauung und Kohlenhydrate – Thema für 9-jährige?

Bild_Würstchen im BauchNicht erst seit gestern wissen wir, dass Kinder von 9 Jahren nur begreifen, was sie begreifen. Wir wissen, dass Kohlenhydrate „nicht begreifbar“ sind und ebenso wenig „Verdauungsvorgänge“.

Frage an Sie: Haben Sie Auto fahren gelernt, indem Sie den Motor ihres Wages verstanden haben, oder durch Handlungskompetenz? Wie würden Sie jemandem erklären, wie Verdauung funktioniert und was genau fangen Sie mit diesem Wissen an, wenn es um Ihre eigene Ernährung geht?

Wir wissen, dass weder „rationalism“, noch „nutrionalism“, sprich kognitive Wissensvermittlung in solch komplexen Geschehen, wie Essen es nunmal ist, wenig ausrichten kann und doch scheint es die „moderne Pädagogik“ besser zu wissen und setzt auf Wissen, statt auf Können.

Nur, was nützt dieses Wissen einem Kind von 9 Jahren, außer, dass die Verunsicherung zunimmt und jetzt auch noch Kindern von 9 Jahren die Lust und Freude am Essen ausgetrieben werden soll?

3. Freude am Essen – Essgenuss – Esskultur statt Nährstoffe und Verdauung

Ich kann mich noch gut erinnern an die Zeit, in der ich selbst noch Unterricht gab. Wir setzten auf Essen und Lebensmittel, nicht auf Ernährung. Wir lernten neue Lebensmittel kennen, wir lernten „verborgenes“ sichtbar zu machen, wir experimentierten, was man mit den Lebensmitteln alles machen kann, wir lernten „Verpackungsdetektive“ zu sein, wir erfuhren mehr darüber, wie Kinder im Schlaraffenland Kompetenzen entwickeln können, selbstbestimmt Essentscheidungen zu treffen und mit ihren Sinnen gut für sich zu sorgen.

Dazu brauchte es weder Prdigten über gesunde Ernährung, noch Informationen über Nährstoffe, noch Wissen um Verdauungsprozesse, sondern den Mut, die Kinder selbst lernen zu lassen, den Mut Praxis vor Theorie zu stellen, den Mut die Kinder und ihr eigenes ESSEN ins Zentrum zu rücken und nicht ein winziges und Lebenswelt fernes  Thema wie Ernährung und Verdauung, zumindest in der sensiblen Zeit der Grundschule, wo gottlob noch nicht alles auf rationales Lernen ausgerichtet sein muss.

Zumindest ich schaue gerne auf meine Erfahrungen mit den Kindern zurück. Und nie werde ich ihre strahlenden Gesichter vergessen, wenn wir gemeinsam etwas zubereitet haben, worauf wir zu Recht stolz sein durften.

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Ich würde mir wünschen, dass Kinder zumindest in der Grundschule noch Kinder sein dürfen und mit ihrer natürlichen Neugier und mit ihrer Freude am selbsttätigen Lernen an das Thema Essen im Schlaraffenland herangeführt werden.

Warum Frauen weinen…

roseweissEine übergewichtige, junge, hübsche Frau sitzt bei mir in der Praxis und berichtet mir unter Tränen, was zwei Tage zuvor eine Ärztin zu ihr sagte, als sie diese aufsuchte, um in Erfahrung zu bringen, weshalb sie und ihr Mann keine Kinder bekommen  und schon gewiss ist, dass ihr Mann sehr wenig Spermien hat: „Sie sind zu fett. Nehmen Sie erst einmal ab, denn mit diesem BMI können Sie nicht schwanger werden. Essen Sie vernünftig und bewegen Sie sich mehr. So kann ihr Kind in Ihnen kein Vorbild sehen.“

Eine gute Kollegin berichtet folgendes: „Ich hatte eine geistig behinderte Patientin, die sich auch für ihr Gewicht geschämt hat. Ihre Frauenärztin meinte zu ihr sie wäre wohl zu blöd abzunehmen.“

Eine weitere Kollegin schreibt, dass einer ihrer Patientinnen folgendes beim Arzt gesagt wurde: „So, ich habe Ihnen jetzt gesagt wie das mit dem Abnehmen geht. Zum nächsten Termin (in 3 Wochen) brauchen Sie gar nicht zu kommen, wenn Sie nicht mindestens 15 kg abgenommen haben. Ansonsten sind Sie ein hoffnungsloser Fall.“ Die KlientIn war gerade mal 21 Jahre alt…

Eine andere Frau machte sich große Sorgen um ihren geliebten Partner, weil dieser vermeintlich im Krankenhaus lag und sogar zu schwach war, ihr zu schreiben, oder ihr zu sagen, wo genau er war, nur um später zu erfahren, dass er eine weitere Partnerin hat und sie lediglich seine „unbedeutende Notfalllösung“ war, der er vorgemacht hatte sterbenskrank zu sein, um ihr Mitgefühl zu bekommen. Sie weint bittere Tränen, um die verletzte Frau in sich zu trösten.

Eine weitere Frau hört mit an, wie eine ihrer Freundinnen über adipöse Frauen ablästert. Dicke sind undiszipliniert, sie laden ihre Einkaufwagen voll Mist und essen nichts Vernünftiges, sie essen viel zu viel, sind maßlos und kriegen nicht genug und von Bewegung hielten sie ja nichts und wenn man Kuchen backt, dann sind es die Dicken, die nicht mit einem Stück zufrieden sind. Von nichts kommt nichts. Als die Freundin bemerkt, dass die Klientin dieses Gespräch mit anhörte, sagt sie schnell: „Dich habe ich damit aber nicht gemeint“ – doch es war zu spät.

All diese Frauen blieben still, nahmen diese Verletzungen klaglos hin, wiesen nicht auf die Unverschämtheiten hin, waren zunächst einmal sprachlos, um dann viel später endlich heilsame Tränen zu vergießen, um ihren Schmerz wegzuwaschen….denn Tränen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern der Zugang zum eigenen Herzen, zum anderen, zur Welt…., so wie diese schöne Geschichte hier erzählt…

 

Ein kleiner Junge fragte seine Mutter: „Warum weinst du?“ „Weil ich eine Frau bin,“ erzählte sie ihm.
„Das versteh ich nicht,“ sagte er. Seine Mama umarmte ihn nur und sagte:“ Und das wirst du auch niemals.“
Später fragte der kleine Junge seinen Vater:“ Warum weint Mutter scheinbar ohne einen Grund?“
„Alle Frauen weinen ohne Grund,“ war alles, was sein Vater sagen konnte. Der kleine Junge wuchs heran, wurde ein Mann und fragte sich immer noch, warum Frauen weinen.
Endlich rief er Gott an, und als ER ans Telefon kam, fragte er: „Gott, warum weinen Frauen so leicht?“
Gott sagte: “ Als ich die Frau machte, musste sie etwas Besonderes sein.
Ich machte ihre Schultern stark genug, um die Last der Welt zu tragen, doch sanft genug, um Trost zu spenden.
Ich gab ihr eine innere Kraft, um sowohl Geburten zu ertragen, wie auch die Zurückweisungen, die sie von ihren Kindern erfährt.
Ich gab ihr eine Härte, die ihr erlaubt, weiter zu machen, wenn alle Anderen aufgeben und ihre Familie in Zeiten von Krankheit und Erschöpfung zu versorgen, ohne sich zu beklagen.
Ich gab ihr Gefühlstiefe, mit der sie ihre Kinder immer und unter allen Umständen liebt, sogar wenn ihr Kind sie sehr schlimm verletzt hat.
Ich gab ihr Kraft, ihren Mann mit seinen Fehlern zu ertragen und machte sie aus seiner Rippe, damit sie sein Herz beschützt.
Ich gab ihr Weisheit, damit sie weiß, dass ein guter Ehemann niemals seine Frau verletzt, aber manchmal ihre Stärke und ihre Entschlossenheit testet, unerschütterlich zu ihm zu stehen.
Und zum Schluss gab ich ihr eine Träne zum Vergießen. Die ist ausschließlich für sie, damit sie davon Gebrauch macht, wann immer es nötig ist.
Siehst du: Die Schönheit der Frau ist nicht in der Kleidung, die sie trägt, die Figur, die sie hat oder in der Art, wie sie die Haare trägt.
Die Schönheit einer Frau muss in ihren Augen erkannt werden, weil diese das Tor zu ihrem Herzen sind – der Ort, an dem Liebe wohnt.

Halten wir unsere Tränen nicht zurück, sondern stehen wir zu unseren Emotionen und manchmal sind solch diskriminierende Erlebnisse das letzte I-Tüpfelchen im endlich GUT für sich zu sorgen und zu weinen, wenn wir traurig sind oder jemand uns verletzt hat, anstatt alles in uns hinein zu fressen was uns belastet….Die Schönheit der Frau zeigt sich in ihren Augen.

Liebe starke Frauen…ich lade Sie ein, gemeinsam mit mir und meinen prof.eat Kollegen auf Entdeckungsreise zu gehen, auf Entdeckungsreise nach ihrer Schönheit, nach ihren Stärken und Schätzen, nach ihren Gefühlen und nach ihren Tränen, die noch geweint werden wollen, damit Liebe fließt…..

Von Herzen von Frau zu Frau, auch im Namen meiner prof.eat ErnährungskollegInnen.

 

Zöliakie – Wenn Brot und Pizza zum Problem wird

BrotDie „free from-Hauptsache-Ohne-Welle“ hat jetzt offenbar auch das Gluten entdeckt. Mehr und mehr vollkommen Gesunde verzichten auf Gluten und begründen das mit einer „Unverträglichkeit“, Unpässlichkeiten beim Konsum von Pizza, Brot und Gebäck. Doch selten sind diese Menschen medizinisch abgeklärt, sondern vertrauen statt dessen auf dubiose Laborergebnisse oder „Ernährungsberatern“, die ihr Wissen in Schnellkursen erlangten, oder gänzlich nicht vom Fach sind. Hauptsache-Ohne beschert den Herstellern von glutenfreien Lebensmitteln immense Gewinne und suggeriert den Befolgern dieser Welle selten mehr als ein „gutes Gewissen, etwas für die Gesundheit zu tun“. Nur – ist glutenfrei tatsächlich gesund?

Ohne den „Klebstoff“ Gluten würde kein Brot und kein Teig zusammenhalten. Wird dieses Getreideeiweiss nicht vertragen, sprechen wir von Zöliakie. Betroffene müssen eine lebenslange Diät einhalten.

Zöliakie ist weit verbreitet aber keine Allergie

Zöliakie ist eine chronische Erkrankung der Dünndarmschleimhaut, welche durch eine Unverträglichkeit auf Gluten verursacht wird. Die Darmschleimhaut wird durch das Essen von glutenhaltigen Lebensmitteln geschädigt, wodurch eine regelrechte Verdauung von Nährstoffen nicht mehr möglich ist. In der Folge kommt es zu einer Vielzahl von Symptomen, die von Gewichtsverlust über Blähbauch, bis hin zu Blässe, Durchfall, Verstopfung, Laktoseunverträglichkeit u.a. reichen können. Doch nicht alle, die eine Zöliakie haben, leiden an schweren Symptomen. Viele fühlen sich fast gesund. Durch neuere Studien muss daher damit gerechnet werden, dass ca. jedes 500te Kind und jeder 540te Erwachsene betroffen sind, viele davon unentdeckt, bis sie eine professionelle Ernährungstherapie aufsuchen oder beim Gastroenterologen genauer untersucht werden. Mit einfachen Laborwerten und esoterischen Diagnosemethoden ist es nicht getan.

Wenn Brot und Pizza nicht vertragen werden

Gluten findet sich in den Getreidesorten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel/Urdinkel, Grünkern, Emmer, Einkorn, Kamut und Triticale. Ist eine Zöliakie diagnostiziert muss auf diese Getreidearten verzichtet werden. Als Ersatz für Brot und Co bieten sich an:

Glutenfreie Spezialprodukte Von Natur aus Glutenfrei
Mehle, Brote, Brotmischungen, Gebäck, Teigwaren, Biskuits erweitern den Speiseplan bei Zöliakie. Mais, Reis, Hirse, Buchweizen, Amaranth, Quinoa und Kiwicha, Kartoffen, Hülsenfrüchte sind Alternativen zu Brot und Co.
Weiterhin von Natur aus ohne Gluten sind Obst, Gemüse, Milch- und Milchprodukte, Eier, Fleisch, Fisch, Nüsse, Kerne, Oele und Fette, sowie Honig und Zucker.
Probeweise glutenfrei essen?

Ohne eindeutige Diagnose ist eine glutenfreie Ernährung nicht empfehlenswert, da die obigen Symptome auch durch andere Erkrankungen verursacht sein können. Gerade diese Woche war schon wieder eine Frau bei mir, die sich aus eigener Initiative heraus glutenfrei ernährt. Ihre Symptome sind dennoch nicht verschwunden, weshalb sie Hilfe in meiner Praxis sucht.

Doch ihre „Diät“ hat Folgen! Durch längere glutenfreie Kost ist es nicht mehr möglich, eine Zöliakie zweifelsfrei zu diagnostizieren. Erst wenn Frau F. wieder Gluten isst und dies einige Monate praktiziert, ist eine Diagnose wieder möglich. Daher raten Ernährungstherapeuten und Ärzte dringend von einer selbst auferlegten Diät ab. Um sicher zu gehen müssen drei Bluttests gemacht werden  und eine Biopsie der Dünndarmschleimhaut Gewissheit bringen. „Allergietests“ helfen bei der Suche nach Zöliakie nicht, insbesondere keine IgG-Tests, denn beispielsweise hat eine WeizenALLERGIE mit Zöliakie nichts zu tun.

Eine weitere Gefahr einer glutenfreien Ernährung ohne Zöliakie besteht darin, dass Menschen sich in eine Orthorexie hineinmanövrieren können. Diese Sucht nach der „richtigen“ Ernährung führt nicht selten zu einem veränderten Essverhalten, dessen Folge auch Fehl- und Mangelernährungszustände zur Folge haben können. Da nämlich viele Produkte die Aufschrift „kann Spuren von Gluten enthalten“ haben, wird nicht nur auf Brot und Pizza verzichtet, sondern schleichend und fast unbemerkt, auf Dinge verzichtet, in denen überhaupt kein Gluten enthalten ist.  In der Lebensmittelkennzeichnung gibt es momentan zwei Trends, die den Konsum der eigenen Produkte ankurbeln oder das eigene Unternehmen schützen soll:

1. Werbung mit der Aufschrift „Kann Spuren enthalten“. Hier sichert sich der Produzent gegen Regressansprüche ab und suggeriert besondere Sorgfalt bei der Deklaration potenziell allergen wirkenden Substanzen. Gluten hat beispielsweise eine Kennzeichnungspflicht. Kann der Hersteller nicht zweifelsfrei belegen, dass sein Produkt KEIN Gluten enthält, greifen viele zu dieser Aufschrift, um sich selbst zu schützen.

2. Werbung mit der Aufschrift „Gluten frei“. Hier versuchen sich Produzenten häufig einen Marktvorteil zu verschaffen, indem sie bei Produkten, die von Natur aus sogar frei von Gluten sind, es extra benennen. Das ist zwar eine Verbrauchertäuschung und nicht erlaubt, doch viele tun es trotzdem, denn bis eine Klage durch ist, hat sich diese Fehlinformation häufig bereits gelohnt. Die Absatzzahlen lohnen, denn die modernen „Feinde“ sind mittlerweile zahlreiche Lebensmittelinhaltsstoffe….

3. Glutenfreie Produkte sind en vogue. In den letzten 4-5 Jahren ist ein regelrechter Boom zu verzeichnen. Produzenten von glutenfreien Waren profitieren von der „Angst vor Gluten“. Dass in vielen Produkten zum Ersatz von Gluten manchmal sehr viel Fett verwendet wird, scheint den Konsumenten dabei nicht zu stören. Und die Produzenten freut es. Egal ob REWE, Edeka und Co. Es gibt fast keinen Supermarkt mehr, in dem nicht auch glutenfreie Produkte verkauft werden. Was früher nur über Spezialhersteller zu bekommen war oder in speziellen Geschäften, ist jetzt für jedermann kaufbar – egal ob nötig, oder nicht nötig.

Für Klienten:

> Sollten Sie sich nicht sicher sein, auf welche Lebensmittel Sie mit Unverträglichkeiten reagieren, oder ob vielleicht etwas anderes dahinter steckt (z.B. Medikamentennebenwirkungen) so kontaktieren Sie lieber eine Ernährungstherapeutin, bevor Sie eine selbst auferlegten Diät verfolgen.

Für Berater:

> Um diesen Klienten gerecht zu werden, gibt es von prof.eat jetzt Sonderprodukte. Sprechen Sie uns an.

 

http://www1.wdr.de/fernsehen/ratgeber/markt/sendungen/scanner-gluten100.html

http://www1.wdr.de/fernsehen/wissen/quarks/sendungen/uebersichtunvertraeglich100.html

 

 

 

Essstörungen tiefenpsychologisch – Sommerakademie

Buergeln„Ich habe das Gefühl, ich komme bei der Patientin keinen Schritt weiter. Sie sagt zwar, sie wolle etwas an ihrem Essverhalten ändern, doch je mehr wir daran arbeiten, je weniger tut sich etwas.“ Die junge, noch unerfahrene Kollegin ist ganz verzweifelt und gesteht ein, mit ihrem Beratungsansatz, der sehr an die Vernunft der Patienten appelliert, nichts auszurichten.

„Ich weiß doch alles über <gesunde Ernährung> und doch komme ich aus meinem Hamsterrad nicht heraus.  Mir aber zu erklären, was ich ohnehin schon weiß, ist sinn-, nutz- und zwecklos. Deshalb komme ich zu Ihnen.“ Das sind die Worte einer meiner Patientinnen, die bereits zahlreiche Unterstützung wegen ihrer Anorexie genossen hat. Und weitere Worte von Betroffenen finden Sie hier

Was aber macht den Unterschied zu anderen Unterstützern? Ich denke, es ist ein spezielles Einfühlungsvermögen, ein sehr intensives Verstehen dessen, was sich hinter „Essstörungen“ verbirgt. Dieses Verständnis fußt auf der Menschensicht Alfred Adlers, der wohl der Erste war, der die Psychosomatik begründete, also Menschen wieder ganzheitlich betrachtete. Der Mensch als soziales und Ziel orientiertes Wesen macht Alles, was er tut aus gutem Grund zu einem guten Zweck… Und das gilt einmal mehr für Menschen mit Essstörungen.

Betroffene und ihr Verhalten können nur verstanden werden, auf dem Hintergrund ihrer Geschichte, ihrer Vergangenheit, ihrer Familie, ihrer Geschwister, denn Menschen denken, handeln und fühlen ganzheitlich.

Sommerakademie 2015 – Tagesseminar 1. Essstörungen.
Zielgruppe: Ernährungstherapeuten und Betroffene/Angehörige

In unserer diesjährigen Sommerakademie wollen wir an einem Tag ein tieferes Verständnis für Menschen mit Essstörungen und gestörtem Essverhalten erwerben.

Vortrag: In einem Vortrag wollen wir mit Hilfe von tiefenpsychologischem und daseinsanalytischem Verständnis, das Phänomen „Essstörungen“ genauer betrachten und dabei auch eine Abgrenzung zur medizinischen Sicht vornehmen.

Weitere Highlights werden in diesem Jahr sein: Im Gespräch mit einer Betroffenen wollen wir neue Erkenntnisse gewinnen, im Umgang mit diesem Phänomen. Insbesondere Berater werden hier Do´s und Don´t erfahren. Weiterhin besteht die Möglichkeit einer „offenen“ Beratung beizuwohnen. Ich werde im Beisein von Teilnehmern eine echte Beratung durchführen und somit Kollegen die Möglichkeit geben, „über gängige Ernährungstellerränder“ hinwegzusehen.  Am Nachmittag wird es einen kleinen Workshop geben und ein Zeitfenster für Supervisionen angeboten.

Was uns besonders freut: Es ist eine Veranstaltung, an dem professionelle Ernährungstherapeuten (mit und ohne tiefenpsychologischen Hintergrund), Angehörige und Betroffene gleichermaßen willkommen sind.

Sie wollen ebenfalls über gängige Tellerränder hinwegblicken und erfahrenen Kollegen über die Schulter schauen?
Dann laden wir Sie ein, diesen Tag mit uns zu verbringen.

Termin: 5. August 2015
Ort: Schloss Bürgeln, Schliengen
Zeit: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr

Preis für Frühanmelder: 98.- Euro. Nach dem 31.6. 145.- Euro

 

 

Seniorenernährung

DSC03221Die Wissenschaft sagt…

Bei vielen Senioren lassen die Ernährungsgewohnheiten zu wünschen übrig. Durch Verzehrserhebungen und biochemische Untersuchungen wurde ermittelt, dass Senioren zu selten hochmolekulare Kohlenhydrate, Ballaststoffe, ungesättigte Fettsäuren und pflanzliches Eiweiß essen und auch viele Vitamine und Mineralstoffe wie Calcium, Jod und Zink stünden bei Senioren zu selten auf dem Tisch. Hingegen sei die Energiezufuhr und der Fettanteil der Nahrung eindeutig zu hoch. Soweit das Allgemeine.

 

Aus der Praxis…

Während die Wissenschaft behauptet, dass der allgemeine Senior wohl zu viel an Energie zu sich nimmt, sieht es bei Regina S. anders aus. Seit Sie ihr Gebiss verloren hat, magert sie ab. Sie kann nicht richtig beißen und der Appetit auf „Breikost“ ist ihr auch vergangen. Ihr neues Gebiss bekommt sie in ungefähr 4 Wochen. Sie sagt: „Ein Glück habe ich ein paar Polster, auf die ich jetzt zurück greifen kann.“

Frau P. kommt mit ihrem Mann zur Beratung. Seit Kurzem hat er „eine Unverträglichkeit“ und sie vermutet ein „Reizdarmsyndrom“.  Bei genauer Anamnese stellt sich heraus, dass diese Senioren mitnichten zu wenig hochmolekulare Kohlenhydrate und Ballaststoffe essen, sondern zu viel! Seit Herr P. in Rente ist, möchte Frau P. es mit der gesunden Ernährung richtig gut machen und serviert Ihrem Mann und sich Frischkornbreie zum Frühstück, backt Vollkornbrote und trinkt viel Gemüse und Obstsäfte. Auf Fett verzichtet sie und sorgt somit unbewusst für eine schlechtere Verträglichkeit, dieser großen Mengen an Kohlenhydrate,  bei sich und ihrem Mann.

Anton ist dement. Seine Frau kocht so gut es geht, doch Anton „vergisst“, dass er gerade gegessen hat und hat „vergessen“, was Durst ist. Er trinkt so gut wie nichts, isst dafür umso mehr, besonders Käse ist seine Leidenschaft. Den holt er sich mehrere Male aus dem Kühlschrank, weiß davon aber hinterher nichts mehr. Stattdessen fragt seine Frau Helga viele Male täglich: „Wann gibt es endlich etwas zu essen. In diesem Haus verhungert man ja.“  Jegliche Appelle an die Vernunft verhallen und führen zu nichts. Ein Kalziummangel hat Anton nicht, dafür mehr und mehr Probleme mit dem Gewicht.

Ernährungsempfehlungen sind Empfehlungen spiegeln den Durchschnittsbedarf aller Senioren wieder und der Durchschnittsverzehr wird durch Durchschnittserhebungen ermittelt, doch diese drei Fälle zeigen, dass diese Empfehlungen mit dem tatsächlichen Verzehr des Einzelnen noch nichts zu tun haben müssen.

Den einzelnen Menschen ins Zentrum rücken

Auch wenn es verlockend ist, allgemeine Empfehlungen helfen nicht wirklich, das Ess- und Ernährungsverhalten des Einzelnen zu analysieren, zu diagnostizieren und gegebenenfalls zu korrigieren. Pflegefachkräfte, Angehörige müssen trotz Kenntnis von Empfehlungen und allgemeinen Richtlinien, den einzelnen Senior im Blick behalten, denn Menschen essen nicht nach Vernunft-Regeln, sondern wie sie es wollen, vermögen, können und gewohnt sind. Darauf muss auch in der Pflege Rücksicht genommen werden, denn nur dann können wirklich nachhaltige, gangbare und passende Lösungen gefunden werden. Da vom individuellen Essen zur Deckung von individuellen oder gar allgemeinen Bedarfen ein weiter Weg ist, möchte ich an dieser Stelle Pflegefachkräfte ermutigen, dass sie darauf bestehen, mit dem Thema „Seniorenverpflegung“ nicht alleine gelassen zu werden. Um ein genaues  Ernährungs-Assessment, eine genau Ernährungsdiagnostik und damit einhergehende Interventionen durchzuführen, ist es erforderlich, eine spezialisierte Ernährungsfachkraft im Team zu haben, oder eine solche Fachkraft zu Rate zu ziehen, denn der Weg vom Wissen zum Tun ist ein weiter – für alle Beteiligten.

Denn wie wusste bereits der Verhaltensforscher Lorenz?

Gedacht heißt nicht immer gesagt,/ gesagt heißt nicht immer richtig gehört,/ gehört heißt nicht immer richtig verstanden,/ verstanden heißt nicht immer einverstanden,/ einverstanden heißt nicht immer angewendet,/ angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.(K. Lorenz, östr. Verhaltensforscher und Nobelpreisträger)

Stellen wir folglich unseren je individuellen Senior ins Zentrum unserer Fürsorge, anstatt uns allzu sehr auf die Botschaften von allgemeinen Empfehlungen zu verlassen.