Schönheitsdiktat – und was es anrichtet

roseweissSich schminken, schön herrichten, schlank sein, adrett aussehen. Diesem Diktat von Sexyness und Attraktivität fühlt sich nicht nur Maria Furtwängler ausgesetzt und eher machtlos gegenüber. „Weil auch ich mich dem Diktat von Sexyness und Attraktivität unterwerfe. Ich bin darin gefangen und finde selbst als eine sehr bewusst lebende Frau dafür keine Lösung.“ ist heute zu lesen.

Und wie sehr solch ein „Diktat“ schön sein zu müssen, am Selbstwert von Frauen nagt, das erlebe ich in meiner Beratungspraxis Tag täglich.
Heute war eine Frau aus Aserbaidschan bei mir, weil sie abnehmen möchte, nein, weil sie abnehmen will, nein, weil sie abnehmen muss.

Sie wohnt seit 5 Jahren in Deutschland und ist eine – wie soll ich sagen – ja, sie ist eine Schönheit mit ihrem schwarzen Haar, den dunklen Augen, den wohlgeformten Gesichtszügen. Doch vor mir sitzt eine verzweifelte Frau, eine Frau, die innerhalb von 5 Minuten weint, als gingen Schleusen auf. Sie weint und hört nicht mehr auf zu weinen.

„Warum bist du so dick und hässlich geworden? Warum studierst du nicht in Deutschland? Warum bringst du deine Kinder nicht in den Kindergarten und tust was dafür, dass du wieder schön wirst? Iss doch nicht so viel, nimm doch endlich ab, lass dich nicht so gehen, du musst doch nur dies und das und jenes ändern“ So reagiert ihre Familie auf ihren kürzlichen Besuch in der Heimat, nach vielen Jahren in der Ferne. So reagieren ihre Eltern, der Bruder die Cousins. Nicht die Kinder, die sie jetzt hat, nach vielen Jahren Kinderlosigkeit sind jetzt Thema, sondern ihr Hintern, ihr Bauch, ihr Dicksein, die hässlichen unattraktiven Kleider, ihre Kilos, ihr Essverhalten.
So reagieren die Menschen, die ihr „am nächsten“ stehen, fern von hier, in einem uns fremden Land, in dem häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung, Abtreibung, fehlende Selbstbestimmung an der Tagesordnung ist.

Sie wisse, was sie essen soll, sie wurde schon „beraten“ teilt sie unter Tränen mit, doch niemand konnte ihr bisher helfen, wirklich den Kern ihres Ess- und Gewichtsthemas anzugehen. Sie esse Nachts, wenn sie endlich Ruhe habe; sie isst zwischendurch, weil ihr der Stress hier in diesem für sie noch fremden Land, mit der Unzufriedenheit ihrer Eltern mit ihrem Äußeren und ihre Kinder zu viel werden, sie esse, weil sie manchmal viel zu erschöpft sei, sich etwas „Richtiges zu kochen“ und wenn sie Frust hat, keine Zeit mehr für sich zu haben, mal ein wenig Sport zu treiben, Sozialkontakte zu knüpfen und zu pflegen; Essen sei für sie Tröster, bester Freund, Ausweg, Balsam für die Seele, Entspanner und Entlaster geworden…

Wie entsetzlich kurz gegriffen und banal kommt mir in diesem Gespräch wieder einmal in mein Bewusstsein, wie fundamental daneben es ist, Menschen mit Gewichtsproblemen auf „mangelnde Disziplin“ und „Uninformiertheit“ zu reduzieren und das was sie tun auf die banale Frage „gesunde Ernährung“ reduziert und sie ausschließlich mit Papier und guten Ratschlägen nährt, die messerscharf in dieselbe Kerbe schneiden, wie oben beschrieben, aber mitnichten auch nur ansatzweise helfen oder gar nähren.

Natürlich kann man jetzt klug daher reden und sagen: Entziehe dich dem Schönheits-und Sexyness Diktat; emanzipiere Dich und mache Dich frei vom Urteil und der Meinung Anderer; werde erwachsen und lasse Dich nicht mehr von Deinen Eltern und deren Vorstellungen von einer perfekten Tochter instrumentalisieren, doch auch das würde nicht helfen, denn

wir können uns nicht ganz davon frei machen, was andere von uns denken und unterwerfen uns, wie es auch Frau Furtwängler partiell tut, diesem gesellschaftlichen Druck.

Entscheidend ist nicht, DASS wir es tun, sondern mit welchem Gefühl wir das tun. Wenn wir Frauen sind oder werden, die sich um ihrer selbst willen gerne schön anziehen und schminken und zurecht machen, um uns selbst mit unseren paar Pfunden mehr durch Schwangerschaft, Menopause o.ä. besser zu gefallen und uns selbst Liebe zu schenken, egal wie wir gerade aussehen und wie viel Pfunde wir mit uns herumschleppen; wenn wir Frauen sind, die gerne um unserer Selbst willen zum Kochlöffel, statt zum Keks greifen, wenn wir um unserer Selbstfürsorge wegen die Balance lernen zwischen Altruismus und Egoismus und das kleine aber feine Wörtchen NEIN lernen und dort einsetzen, wo wir eben nicht bereit sind einem Druck zu folgen – egal welcher, dann – ja dann geschieht ein Wunder!

Sie, werte Leserinnen fragen sich jetzt bestimmt, ja wie genau geht denn dieser Schritt in der Ernährungstherapeutischen Beratung? Wir nennen das Interventionen – Maßnahmen zur Verhaltensänderung. Doch hier muss ich Sie enttäuschen….Hier gibt es keine Rezepte für Jedermann, sondern nur ganz individuelle, sehr persönliche Hinführungen zu einem viel, viel tieferen Verstehen des eigenen Selbst, des eigenen Selbstbildes, des eigenen Selbstwertes, des eigenen Selbstbewusstseins. Eine pädagogisch-psychologisch-ernährungstherapeutisch persönliche Wegbegleitung zum besseren Verständnis dessen, was da Is(s)t. Und sie werden erstaunt sein, mehr über sich zu erfahren, denn:

Der Mensch ist keine Insel für sich alleine.
> Alles, was wir tun oder nicht tun, hat auch eine sehr soziale Komponente
> und – scheint das, was wir mit dem Kopf wissen aber trotzdem tun auch noch so unsinnig – ALLES was Mensch macht hat einen sehr positiven Nutzen…..

 

Ob Sie sich nun dem „Schönheits-, Schlankheits-, Kleidungs- oder Sexyness-Diktat“ der Gesellschaft „unterwerfen“ oder sich bewusst lernen abzugrenzen und NEIN zu sagen, das bleibt dabei ganz Ihnen überlassen. Wichtig ist, dass SIE glücklich und zufrieden leben lernen und mit sich glücklich und zufrieden sind oder es werden.

Warum? Menschen die Lächeln empfinden wir schöner und sympathischer. Jede Frau die geliebt wird, ist schön. Doch dazu muss jede Frau erst einmal sich selbst lernen zu lieben und spüren, wer sie ist und was sie möchte und was da is(s)t.

Sie werden überrascht sein, welche „Geheimnisse“ sich da zeigen, wenn Sie selbst den Blick ändern und nicht mehr so direkt auf Essen, Diäten, Gewicht schauen, sondern das große Ganze erkennen können.

Gerne begleiten wir Sie dahin, besser zu sehen und zu verstehen was da genau „wirkt“ und was Sie wirklich brauchen um so zu sein, wie sie schon immer waren, sich aber nie trauten zu werden.

Wie sagte es eine meiner Kolleginnen so schön: Unsere Aufgabe auf diesem Weg ist es nicht, Ihnen weitere Dinge zu diktieren, sondern einzig und allein

ZUhören – Sie erzählen uns ihre Geschichte – wir hören mit 4 Ohren genau zu.
ZUtrauen – WIR glauben an Sie. Sie auch?
ZUmuten – WIR helfen Ihnen beim Verstehen lernen ihrer Selbst –
Tun müssen Sie es ohne uns. Doch hinterher werden Sie sagen:
TOLL – ich habe es alleine geschafft.

ETHOS Studie

ETHOS_StudieWährend der Sommerzeit haben wir uns intensiv mit einem unserer Projekte beschäftigt.

Wir wollen zeigen, dass qualifizierte Ernährungstherapie wirkt. Deshalb haben wir die ETHOS-Studie ins Leben gerufen. Ernährungstherapie Outcome Studie.

Sie soll gleichermaßen Patienten, Kostenträgern, Ärzten und Kollegen nützen. Patienten haben ein Recht darauf, von den Besten Beratern des Landes begleitet zu werden (sie erinnern sich – Ernährungstherapie ist nicht geschützt), Kostenträger sollen sehen, wie wirkungsvoll Ernährungstherapie ist wenn sie von qualifizierten Fachkräften durchgeführt wurde. Ärzte sollen sehen, wie effektiv diejenigen Fachkräfte arbeiten, mit denen Sie kooperieren und Patienten zuweisen. Und unsere professionellen Kolleginnen aus D-A-CH-I sollen mit dieser Studie die Möglichkeit bekommen endlich zu zeigen, was sie können.

Auch sind wir der Meinung, dass nicht Jeder, der einige Kilos zu viel hat, in einem Kurs gut aufgehoben ist. Wir sind überzeugt, dass eine professionelle, persönliche Begleitung genau so wirkungsvoll ist, wie Gruppenkonzepte. Doch sowohl in der Ärzteschaft, als auch von Seiten der Kostenträger fehlt es noch immer an Wertschätzung unserem Berufsstand und unserer Dienstleistung gegenüber, so dass es langsam an der Zeit ist, darauf zu reagieren.

Wir antworten mit einer Wirksamkeitsstudie, die als Multizenterstudie in mehreren Ländern durchgeführt wird! Bis Ende des Jahres können Sie als Arzt noch Patienten zur Studie zuweisen; bis Ende Oktober können sich interessierte Kolleginnen aus ambulanten Zentren und aus Kliniken noch melden und an der Studie teilnehmen (Aussicht auf Verlängerung bis zum 30.11.2017)

Was wir untersuchen wollen?

Wie wirksam ist qualifizierte Ernährungstherapie?

Ist individuelle, alleinige Ernährungstherapie ähnlich effektiv wie Gruppenkonzepte?

Was genau ändert sich beim Patienten mit Adipositas?

Wie nachhaltig sind diese Veränderungen?

Hier geht es zu weiteren Informationen zur Studie.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme, oder die Ihrer Patienten.

Kontakt:

Studienleitung. Sonja Mannhardt. info@gleichgewicht4you.de

Warum Sie keine Listen und Pläne brauchen

ScApfelschnitt2Vergangene Woche war ich zu einem Seminar in Norddeutschland. Die dortigen Kollegen berichteten mir dasselbe, wie ich hier ebenfalls zunehmend beobachte:

Klienten kommen zur Beratung und fragen nach „Listen“, nach „Ernährungsplänen“ oder nach „Rezepten“.

Nicht nur, dass mit dieser Haltung Beratung verwechselt wird mit „Besserwisserei“ und „Ratschlägen erteilen“, warum meine prof.eat Beraterkollegen und ich von Listen und Plänen nichts halten, hat andere Gründe.

Stellen Sie sich zunächst folgende Fragen:
1. Würde ich überhaupt nach Listen und Plänen essen, oder mich doch eher nicht daran halten?

2. Wenn ich mich daran hielte, wie lange würde ich denn nach solchen Vorgaben essen können?

3. Wenn es mir sogar gelänge, mich jahrelang an solche Listen, Pläne und Vorgaben zu halten, würde ich das bis an mein Lebensende tun wollen oder können?

 

Der Wunsch nach Sicherheit in einer unsicheren, unberechenbaren Welt, voller Möglichkeiten, ist verständlich. Mittlerweile gibt es mehr als 19.000 Produkte in unserem selbst erschaffenen Schlaraffenland zu kaufen, von den wenigsten wissen wir noch, wie sie hergestellt werden und was genau die ganzen Begriffe auf der Verpackung bedeuten. Während unsere Vorfahren gar nicht die Wahl hatten, sondern eher zu sich nahmen, was gerade verfügbar war, was gerade gejagt wurde, haben wir mehr und mehr die Qual der Wahl und das verunsichert viele Menschen.

Und zu dieser Verunsicherung tragen auch noch die vielfältigen widersprüchlichen Informationen und Ernährungsströmungen bei.

Was ist die richtige Ernährung? Was ist gesund? Wie viel ist genug? Was schadet mir? Was macht mich wieder Beschwerde frei?

Die Fragen, die sich bei Ernährung auftun, sind gewaltig. Nicht nur die Lebensmittelauswahl wird immer schwieriger, auch mit der richtigen Menge kommen Menschen immer weniger klar und da liegt der Hund begraben.

  1. Menschen lernen dadurch, dass sie Vorbilder haben.
  2. Menschen lernen durch eigene Entscheidungen.
  3. Menschen lernen durch Selbstregulationsmechanismen, die sie sich im Laufe des Lebens mehr und mehr aneignen.

Doch genau dieses Lernen wird durch Listen und Pläne untergraben.
Die Listen und Pläne nehmen nicht auf Sie und Ihr Wissen und Können Rücksicht, sondern stülpen Ihnen einfach eine einfache Wahrheit über die „richtige Auswahl“ oder die „richtige Menge“ über, oder nehmen Ihnen das Lernen sogar ab, indem in den Rezepten genau steht, was wann, wie in welchen Mengen getan werden soll.

Und das hat einige negative Konsequenzen:

  1. Wer nicht mehr selbst denkt, wird gedacht
  2. Wer keine eigenen Entscheidungen mehr trifft, wird fremdbestimmt entschieden
  3. Wer sich fremdbestimmen lässt, kommt nicht in Sicherheit, sondern die Unsicherheit wächst immer weiter.
  4. Und – Selbstregulationsmechanismen, Selbsterfahrung, Selbstwahrnehmung und damit Selbstbewusstsein schwinden immer mehr….

Uns Profi-Beratern zu vertrauen ist zwar gut, doch unsere Aufgabe ist es nicht, Sie abhängig zu behalten, sondern Sie zum CHEF Ihres eigenen Ess-Weges zu machen, damit Sie uns bald NICHT mehr brauchen.

Wenn Sie bei mir, oder meinen professionellen Kollegen also keine Listen und keine Pläne und keine Rezepte bekommen, dann ist es nicht, weil wir Ihnen schaden oder Ihnen etwas vorenthalten wollen, sondern weil wir…

 

  • wir SIE in Ihrer ganz eigenen Essweise begleiten wollen.
  • weil wir uns nicht unentbehrlich wollen, sondern SIE selbst bestimmt und selbstsicher.
  • weil wir sicher sind, dass Sie innerhalb kurzer Zeit, selbst in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen und nicht mehr so abhängig sind von Experten.
  • weil wir der Überzeugung sind, dass Sie den Rahmen, den wir Ihnen bieten verstehen werden und durchaus in der Lage sind, sich selbst „Tagespläne“, „Listen“ oder „Rezepte“ zusammen zu stellen. Vorteil: Es sind IHRE eigenen, die zu Ihnen passen und keine übergestülpten.
  • weil wir IHNEN vertrauen, dass Sie es schaffen, mit unserer Unterstützung zu mehr Selbstreflektion, mehr Selbstwahrnehmung, mehr Selbsterkenntnis und mehr Selbstbewusstsein kommen – auch ohne Listen, Tagespläne und Rezepte.
  • weil wir Ihnen etwas besseres, sinnvolleres und nützlicheres als Rezepte, Listen und Pläne mitgeben, was Ihnen aber ebenfalls Halt und Sicherheit gibt und Ihnen einen Handlungsrahmen bietet, der Ihnen Orientierung gibt und Ihrem Essgenuss Raum schenkt….
  • Damit Sie nicht das Gefühl haben, etwas Fremdem zu „gehorchen“, sondern genau IHREN Weg gehen, der IHNEN gut tut….
  • Damit Sie in GUTEN Kontakt mit sich selbst kommen und einen Essweg voller EssGENUSS und WOHLgefühl finden und ihn auch gehen.

 

Konnten wir Sie überzeugen?
Wollen Sie in diese Balance finden?
Dann freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme.

 

 

Keine ZEIT für MAHLzeiten?

Essens-Atmosphäre„Aus Mangel an Ruhe läuft unsere Zivilisation in eine neue Barbarei aus. Zu keiner Zeit haben die Tätigen, das heißt die Ruhelosen, mehr gegolten. Es gehört deshalb zu den notwendigen Korrekturen, welche man am Charakter der Menschheit vornehmen muss, das beschauliche Element in großem Maße zu verstärken.“
(Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches )

Viele Menschen kommen in meine Praxis, mit massiven Ernährungsproblemen. Sie leiden an Krankheiten und sind gezwungen ihr Leben umzustellen, eine „Lebensstilmodifikation“ vorzunehmen, um in ihr Wohl und Gleichgewicht zurück zu finden. Doch Vernunft und Wissen reichen da längst nicht aus, um etwas zu bewirken. Und häufig wird gar nicht mehr auf´s Wesentliche geschaut, so sehr ist man „mit der richtigen, gesunden Lebensmittelauswahl“ beschäftigt – oder mit etwas ganz anderem….

Da ist z.B. die alleinerziehende Mutter, die bei einem Rechtsanwalt arbeitet. Ihre Tochter ist massiv übergewichtig, deshalb nehmen sie Beratung in Anspruch. Doch bereits in der ersten Stunde wird klar:
In dieser Familie herrscht so etwas wie „Wohlstandsverwahrlosung“, denn die Mutter hat ja KEINE ZEIT für Essen.

Keine Zeit einzukaufen, keine Zeit ein Frühstück zu richten (sie muss ja mit dem Hund raus), keine Zeit zu unter der Woche zu kochen (sie muss ja arbeiten), keine Zeit abends für eine gemeinsame Mahlzeit zu sorgen (sie muss in Sport). Und die Tochter hat ja auch keine Zeit (sie muss für die Schule lernen), keine Zeit zu frühstücken (sie möchte länger schlafen), keine Zeit etwas richtiges zum Mittag zu essen (die Pausen sind ja so kurz – Bäcker muss genügen), keine Zeit abends zu kochen (sie hat ja so Hunger, da muss es schnell gehen) und überhaupt….ist sie zu faul sich für Essen Zeit zu nehmen…..

Und so macht jeder in der Familie mit SEINER Essenszeit, was er will und wann er will.

Ein Einzelfall? Mitnichten!

Da ist der Kühlschrank des Managers, der nie Zeit hat einzukaufen. Er ist leer, bis auf ein paar Flaschen Bier. Selbst wenn er mal Lust hätte, sich etwas zu kochen, oder jemanden zu bekochen, es wäre nichts im Haus, man isst ja auf der Arbeit….und hat Business Lunches.

Da ist ein weiterer Manager, der wegen „akuten Bauchschmerzen“ und Verdacht auf Nahrungsmittelunverträglichkeit zugewiesen wird. Bis zur Beratung hat er keinerlei Ahnung davon, dass das Gros seiner „Schmerzen“ einfach nur Hunger ist, da er bis 20 Uhr Abends keine Zeit zu Essen hat und danach Schmerzen hat von Völlerei.

Da ist die Frau mit den Nahrungsmittelunverträglichkeiten….Doch wen wundert es: Es gibt keine regelmäßigen Mahlzeiten, diese Mahlzeiten bestehen nicht aus Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten, sondern sind die Aufnahme „isolierter Lebensmittel“ (Schnell mal einen Apfel, schnell mal eine Brezel), denn Zeit für „richtiges Essen“ ist ja nicht da und außerdem will man ja nicht zunehmen….

Da ist die Frau mit Magersucht. Erst Abends um 19 Uhr „erlaubt“ sie sich zu essen. Vorher gibt es keine MAHLzeit.

Und – da ist der Mann, der mir erzählt, dass in seiner Firma die Essenspausen auf 25 Minuten gekürzt wurden und es „verboten“ ist, gemeinsam Mahlzeiten einzunehmen, weil die Maschinen nicht unbeaufsichtigt bleiben dürfen.

In fast jeder meiner Beratungen wird ZEIT als Ausrede benutzt, um zu erklären, warum es a.) keine regelmäßigen Mahlzeiten gibt, sondern nur Chaos von Tag zu Tag und warum es b.) nie ausgewogene Mahlzeiten mit c.) frischen Lebensmitteln und als gekochte Mahlzeit gibt. Der moderne Mensch HAT keine Zeit und verschleiert damit so einige Dinge….

Heute hat sich die Arbeitszeit zu DER ZEIT schlechthin totalisiert. SIE gilt – und sonst gilt nichts mehr….
Doch manche Zeiten lassen sich nicht beschleunigen:

Die Erzählungen, das Gespräch, die Tee-Zeremonie, die Jahres-ZEITEN, die MAHL-Zeiten, die KochZEITEN, Liebkosungen, Gebete, Prozessionen, ein Musikstück, ein Gedicht – all das lässt sich nicht beschleunigen und wenn dieser Versuch unternommen wird, so wird die narrative Zeitstrukutur, der Thythmus und der Takt zerstört….nicht nur einer Erzählung, auch die einer ritualisierten MahlZEIT (kochen, Tisch decken, servieren, sich guten Appetit wünschen, anstoßen, gemeinsam speisen und dabei reden, mit allen Sinnen genießen, Tisch abräumen….)

Die wirkliche Zeitkrise ist die, dass uns jene Zeitformen abhandengekommen sind, die keine Beschleunigung zulassen, Zeitformen, die eine Erfahrung der Dauer möglich machen, wie Byung-Chul-Han in seinem Zeitartikel schreibt. Die heutige Leistungsgesellschaft nimmt die Zeit selbst in Geiselhaft. Sie fesselt sie an die Arbeit.

Das gemeinsame MAHL, die MAHLzeit, das GASTmahl, wird zur Nebensache, doch nicht nur das: Das gesamte Ritual und damit STruktur gebende Element der Mahlzeit verliert an Wert und wird am besten gänzlich aus dem Leben gestrichen. FASTfood und nebenher Essen tritt an seine Stelle.

Ganz anders bei Babette´s Gastmahl oder Babettes Fest – ein wunderbare Geschichte, ein wunderbarer Film über KochKUNST, EssGENUSS und MahlZEIT…

Es lässt sich gut mit Byung-Chul-Hans Erkenntnissen zusammenfassen:

Die Zeit, die sich beschleunigen lässt, ist eine Ich-Zeit. Sie ist die Zeit, die ich mir nehme. Es gibt aber eine andere Zeit, nämlich die Zeit des Mitmenschen, eine Zeit, die ich ihm gebe. Die Zeit des Anderen als Gabe lässt sich nicht beschleunigen. Sie entzieht sich auch der Leistung und Effizienz. Die Zeitpolitik des Neoliberalismus hat heute die Zeit des Anderen, die Gabe, ganz abgeschafft. Notwendig ist nun eine andere Zeitpolitik. Im Gegensatz zur Ich-Zeit, die uns isoliert und vereinzelt, stiftet die Zeit des Anderen die Gemeinschaft, ja die gemeinsame Zeit. Sie ist die gute Zeit, so Han.

Auch ich arbeite viel, 10-14 Std. pro Tag sind dabei keine Seltenheit, doch lasse ich mir von niemandem die WERTvolle, SINNvolle Zeit von gemeinsamen MAHLzeiten von niemandem nehmen. Sie sind mir heilig.

Gemeinsam schnippeln, in der Küche brutzeln und sich dabei über Gott und die Welt unterhalten, gemeinsam speisen und gemeinsame Zeit zu verbringen, das, was gekocht wurde mit allen Sinnen genießen, die Farben, Formen, Texturen, die Gerüche, Geschmäcker…es duftet, es wärmt, es nährt…nicht nur das Essen per se, sondern das zusammen ZEIT verbringen….LebensZEIT….lachend, erzählend, am Leben des anderen teil habend, sich einander hingebend….Wer glaubt, ERNÄHRUNG wäre gesünder, als eine gemeinsam gelebte MAHLzeit, der irrt, denn Essen und gemeinsame MahlZEITEN sind viel mehr, als sich zu ernähren….

Zum Beispiel schenkt uns eine geregelte Strukturierung des Alltags durch ritualisierte Mahlzeiten, weit mehr als nur „Nährstoffe“: Sicherheit, Verlässlichkeit, unsere Hunger-Sättigungswahrnehmung stellt sich zuverlässig auf diesen Rhythmus ein, Zugehörigkeitsgefühl, wir üben und lernen soziale Kompetenzen uvm – und – das weiß jeder, der alljährlich „Dinner for one“ anschaut – Rituale beruhigen und machen das Leben einfach einfacher….

Wer von Ihnen Mühe hat, sich für das Wesentliche einer „gesunden Ernährung“ Zeit zu nehmen, nämlich für gemeinsam eingenommene MahlZEITEN, der darf sich gerne an uns wenden  – wir suchen mit Ihnen nach Lösungen und nach Gründen für das „keine Zeit HABEN“ oder „sich keine ZEIT nehmen“ oder „es sich nicht wert sein“, diese Zeit als WERTvolle, nährende ZEIT zu begreifen.

Beratung beginnt dort, wo Wissen und Wollen nicht einfach in Tun umschlägt. Sprechen Sie uns an.

(Wer meinen Fachartikel zum Thema „Essen ist mehr als sich ernähren oder die Agnoie des Essens und des guten Geschmacks) lesen möchte, kann sich gerne bei mir melden).

Skyr – das neue „Superfood“?

SkyrNun ist er also auch in der Provinz angekommen. Skyr – DAS insländische Traditionsmilchprodukt. Und wir ahnen es: Es kommt nicht aus Island, sondern ist über Stars und Sternchen aus den Staaten zu uns herüber geschwappt. Und wer jetzt denkt, das Produkt käme von glücklichen irischen Kühen, der irrt. So viel Kühe gibt es in Island gar nicht! Das Produkt stammt von „glücklichen“ deutschen Kühen und hat mit Irland und dem Originalprodukt nicht wirklich viel zu tun – das zumindest sagen mir Leute, die schon mal in Irland waren….

Sei es drum. Der Skyr – nach isländischer Art ist da und angekommen, in den Lidl, Aldi, Rewe, Edeka und sonstigen Lebensmittelgeschäften, direkt neben Quark und Joghurt, so dass sich ein genauer Blick darauf lohnt:

  1. Was ist Skyr?

Skyr ist ein Produkt das sich zwischen Quark und Joghurt ansiedelt und zu den Frischkäseprodukten zählt. Alle drei Produkte werden aus Kuhmilch hergestellt.

Quark gewinnt man durch Dicklegung und Säuerung (Impfung) von Kuhmilch. Gesäuert wird mit Milchsäurebakterien und Lab, was dazu führt, dass die Milch gerinnt und sich der frische Käse und die Molke voneinander trennen. Um verschiedene Fettstufen zu erhalten, wird nachträglich noch Sahne zugeführt.

Im Unterschied zum Frischkäse, bei dem die Molke (also das „Flüssige der Milch“ abläuft, handelt es sich beim Joghurt, um eine dickgelegte Milch. Entstanden ist der Joghurt früher einfach zufällig, durch irgendwelche Bakterien, heute „impft“ man Milch ganz gezielt mit Milchsäurebakterien.
Allein schon durch den Herstellungsprozess wird deutlich:
Quark ist dicker, Joghurt enthält mehr Wasser, was sich auch auf die Nährstoffzusammensetzung auswirkt.

Nun aber zum Skyr: Ist das nun Joghurt, oder Quark? So wie ich die Produktion verstehe, wird Skyr genau so wie unser Quark hergestellt. Kuhmilch der Magerstufe wird erhitzt, dickgelegt mit Lab und Milchsäurebakterien und die Molke läuft ab….Einzig und allein das Nachfetten mit Sahne scheint zu entfallen, was Skyr natürlich fettärmer macht….

Woher der höhere Preis kommt ist produktionstechnisch auch nicht nachvollziehbar, wahrscheinlich einfach, weil hippe, trendige Lebensmittel immer einen höheren Preis haben – schließlich bestimmt die Nachfrage den Preis.

2. Nährstoffe im Vergleich

Also wenn Sie mich fragen: Skyr ist für mich nichts anderes als normaler Magerquark, evtl. mit ein wenig mehr Restmolke. Ich würde meinen, dass weder die Kalorien, noch diese minimalen Mengen  mehr Eiweiss oder weniger Fett ein Argument für den Neuling im Kühlregal darstellen.
Einzig und allein beim Calcium scheint der Neuling die Nase vorn zu haben, doch diese  Angaben finden sich nicht auf den Verpackungen der Produzenten, sondern einzig und allein bei einer Analyse der Stiftung Warentest.

Und was ist mit den probiotischen Bakterienkulturen? Wie viele lebende Bakterien in Skyr sind konnte ich nirgends finden, so dass momentan dazu nichts gesagt werden kann. Wäre es ein probiotisches Lebensmittel, so hätten zumindest die Hersteller sicherlich dieses Faktum erwähnt, oder?

 pro 100g 20% Quark  Mager-
quark
Skyr Griech. Joghurt Mager-joghurt
Kcal 97 71 62-65 122 37
Eiweiss 11 13,5 11 4,1 3,5
Fett 4,4 0,3 0,2 9,2 0,1
KH 3,6 3,2 4,0 5,8 4,9
Ca 92 151 143

Was bleibt? Da Milchfett kein Problem für die Arterien darstellt, ist eh fraglich, ob unbedingt auf fettarme Produkte zurückgegriffen werden soll. Viel entscheidender ist doch, dass viele Konsumenten auf fettarme Milcherzeugnisse zurückgreifen, die nicht „Natur“ sind, sondern Früchte und Zucker enthalten. Weder besser für die Energiebilanz, noch für die Gefäßwände. Und das gilt für alle gezuckerten Produkte, egal ob Quark, Skyr oder Joghurt.

3. Mein Fazit

Ich mag den Geschmack den Newcomers. So stichfest wie Quark und doch leicht cremig wie Joghurt, mir von der Säure angenehmer als unser Magerquark.
Deshalb mische ich gerne Quark mit Joghurt, doch mit Skyr habe ich dazu eine gute Alternative, wenn ich dazu bereit bin, mehr Geld auszugeben.
Ich mag die Konsistenz des Newcomers. Es ähnelt griechischem Joghurt oder mit Mineralwasser cremig gerührtem Quark.
Und ich mag die Säure..

Doch um der Gesundheit willen brauchen wir Skyr nicht wirklich und können getrost bei Quark und Naturjoghurt bleiben.

Also mitnichten ein neues Superfood, aber eine gute Quarkalternative, wenn man Geschmack, Säure und Konsistenz von Skyr mag.

 

 

Essen und Adipositas-Chirurgie_Teil 2 Mahlzeitenrhythmus

WaageDas erste, was adipöse Menschen tun, ist, sie machen sich Gedanken um ihre Ernährung und versuchen sich „gesund zu ernähren“.

Doch ist es DAS, was wirklich hilft?

Gestern kam eine Dokumentation im Fernsehen: Fett trifft mager.

Zwei krasse Gegensätze treffen aufeinander…Eine Magersüchtige und ein schwer übergewichtiger Mann. Doch sind diese beiden so verschieden in ihrem Verhalten?

Die 19 jährige K. erzählt mir, dass Sie sich gerne einer bariatrischen OP unterziehen möchte, weil sie das mit der „Ernährung“ nicht in den Griff bekommt. Dazu möchte Sie sich bei mir beraten lassen – ich korrigiere – NICHT erfolgreich beraten lassen, sondern erfolgLOS beraten lassen, denn nur sonst bekomme sie eine OP bezahlt….
Selbstverständlich lasse ich mich nicht für so einen Unsinn missbrauchen, dennoch nimmt die Klientin diese eine Stunde in Anspruch…

Und ich sehe, was ich so häufig sehe:

KEINERLEI Mahlzeitenstruktur, statt dessen:

Sie isst kein Frühstück, nur eine Brezel zwischen 6 Uhr morgens und Mittags
> Sie hat kein regelmäßiges Mittagessen
> Sie wundert sich über ihr Süssigkeitenkonsum an Nachmittag und Abends
> Sie kocht nie – außer mal am Wochenende
> Feste Essenszeiten kennt sie nicht
> Wie häufig sie isst, kann sie mir nicht sagen…

 

Doch: NICHT alle Probleme beim Essen sind Ernährungsprobleme oder psychologisch!
Diese Frau hat in erster Linie KEINEN geregelten Alltag, mit all seinen negativen Konsequenzen….
Macht es Sinn, sein Auto nicht zu tanken?
Macht es Sinn, sich keinen Termin zu notieren und einfach so in den Tag hinein zu leben?
Macht es Sinn, alles der Spontanität zu überlassen?
Macht es Sinn sich jeden Tag von Neuem zu überlegen, ob und wann man frühstückt, ob und wann man zu Mittag isst, ob und wann man zu Abend isst?

Ja? Dann beanworten Sie sich mal diese Fragen:

Wann putzen Sie sich die Zähne? (morgens und abends)
Wann schlafen Sie? (Nachts)
Wann ziehen Sie sich an? Vor  oder nachdem Sie ins Büro gefahren sind?
Wie ziehen Sie sich an? Erst die Bluse und dann der Slip?
Wie entscheiden Sie, ob Sie duschen?
Was machen Sie zu allererst, wenn Sie ins Büro kommen?

Was würde passieren, wenn Sie sich übers Zähneputzen, über das Gehen, über das Anziehen, über alle Rituale am morgen Gedanken machen müssten  (Wann Toilette, wie duschen – erst einseifen dann Wasser oder umgekehrt), Ablauf im Bad – was zuerst, und dann…., wie und wann anziehen, Zähneputzen mit links oder rechts, kämmen mit links oder rechts). Was würde passieren, wenn es am ARbeitsplatz keinerlei Struktur gäbe und sie jeden Tag von Neuem entscheiden müssten, was getan werden muss?
Was würde geschehen, wenn Sie sich jeden Tag auf´s Neue auf ihr Gehen , auf jeden einzelnen Schritt konzentrieren müssten, weil sie keinerlei Routine darin haben?

 

Richtig! Wir hätten einen wesentlich komplizierteren Alltag, alles wäre ziemlich unberechenbar und Sie würden viel mehr Zeit für die einzelnen Tätigkeiten benötigen und Ihre Unsicherheit nähme zu.

Das gilt auch für unsere Mahlzeiten.

Doch was finde ich bei vielen Menschen mit Adipositas – insbesondere Menschen vor und nach bariatrischer Intervention vor?
Sie haben keinerlei Mahlzeitenrhythmus. Sie essen einfach so drauf los, doch das hat Konsequenzen:

  1. Wer isst ohne Hunger zu haben, isst mehr als er braucht
  2. Wer isst ohne Hunger zu haben, hat keine Chance zu spüren, wann es genug ist.
  3. Wer keinen geregelten Rhythmus hat, läuft Gefahr Heißhunger zu entwickeln.

Das heißt: Wir erleichtern nicht nur unser Leben, sondern wir tun unserem Körper GUTES, wenn wir uns an regelmäßige Mahlzeiten gewöhnen.

Sollten Sie also Schwierigkeiten haben, IHREN Rhythmus zu finden, der zu Ihnen passt, der IHREM Hunger gerecht wird, dann melden Sie sich! Wir unterstützen Sie gerne.