DSC03573Die Journalistin, die mich fragte, ob ich ein Interview mit Ihr führen wolle, über das Thema „Nie wieder Heißhunger“, mich aber dazu nicht befragte, sondern einen fixfertigen Text vorlegte, startete Ihren Artikel mit einem „typischen Beispiel.“

In diesem Beispiel wird eine Frau geschildert, die seit geraumer Zeit diszipliniert ihre Diät einhält und sich konzentriert ihrem Job widmet. Doch eines Tages stopft sie aus heiterem Himmel kopflos alles in sich hinein. Die ganzen Diätbemühungen dahin. Was zurück bleibt sind ein schlechtes Gewissen. Zur Erklärung muss das Hormon Grehlin herhalten.

2. Diät induzierter Heißhunger

Die Journalistin tut gut daran, auf das Phänomen Diät und Heißhunger hinzuweisen, doch die Erklärung im Hirn und im Hormonhaushalt zu suchen ist an weder hinreichend noch zielführend.

Diesen Heißhunger verstehen

Wer eine „Diät“ befolgt, befasst sich nicht, wie in der Antike seiner ganzen Lebensweise (gr.diaitas), sondern glaubt und ich rede bewusst von Glauben, dass es eine „besondere Lebensmittelauswahl“ gibt, die beim Abnehmen helfen soll. Es wird eine „gut-böse“ Liste erstellt, der „diszipliniert“ zu folgen ist, um den „Diäterfolg“ nicht zu gefährden. Schön und gut – hier soll nicht über Diäten gesprochen werden, sondern über Heißhunger.

Die Lebensmittelauswahl wird automatisch eingeschränkt, der Mensch, der einer Diät gehorcht, vollzieht von einem auf den anderen Tag eine sogenannte „rigide Kontrollstrategie“. Er trifft rein rationale „Du darfst, du darfst nicht“ Entscheidungen, die keinen Platz lassen für „flexible Kontrolle“, die dem Menschen Möglichkeiten lässt, mal so, mal anders zu entscheiden.

Was sämtliche Diät-Apostel ebenfalls verschweigen ist, dass sie nicht nur eine ganz bestimmte Lebensmittelauswahl propagieren, sondern indirekt noch weitere „Regeln“ an die Frau, den Mann bringen: So gibt es keine einzige Diät, die nicht auch die Menge einschränkt! Jeder, der einer Diät folgt, wird gezwungen, auch seine Menge zu reduzieren. So zum Beispiel mit der „5 Stunden-Regel“. Wer vorher zwischendurch immer mal wieder naschte und mit Blutzuckerspiegelerklärungen nun überzeugt wurde, 5 Stunden zwischen den Mahlzeiten einzuhalten, der isst nicht nur anders, sondern auch weniger. Und wer das „Weniger“ nur macht, weil man es ihm sagt, ohne über sein gewohntes Essverhalten nachzudenken, der braucht sich nicht zu wundern, wenn irgendwann der Heißhunger an die Türe klopft. Rigide Esskontrolle und das wissen wir nicht erst seit gestern, sondern seit Jahrzehnten führt nicht in ein reduziertes Gewicht, sondern unter Umständen schnurstraks in ein gestörtes Essverhalten – Heißhungerattacken inklusive. Ich nenne das „Diät induziertes gestörtes Essverhalten“ – ein Phänomen, das deutlich im Ansteigen ist! Wir finden es insbesondere bei sehr rigiden Diäten, wie massiv kohlenhydrat reduzierte Kostformen oder dem Gegenteil, die vegane Ernährung. Wir finden es aber auch dort, wo vermeintliche „Unverträglichkeiten“ einen Menschen zu einer selbstgemachten Diät veranlassen, anstatt zum Ernährungsexperten zu gehen und wir finden es dort, wo wir es kaum vermuten, in der Sportlerszene in der „gesunde Ernährung“ zur Orthorexie und „Sport“ zum Zwang ausartet. Mit Disziplin hat das nicht mehr viel zu tun, sondern mit Sucht.

Worum geht es

Menschen, die Diäten machen, tun das, weil sie damit etwas erreichen wollen. Sie wollen weg von etwas, was sie stört, hin zu etwas anderem. „Dünner sein,“ „gesund sein“, „keine Tiere essen“ uvm. Diese Ziele sind verständlich, doch die Mittel, zu diesen Zielen zu gelangen (Lebensmittel weglassen, strikte Diätregeln befolgen, sich kognitiv, rigide zu kontrollieren) sind nicht die richtigen. Mit diesen Diäten wird nicht an der Wurzel der Symptome und am Ess-VERHALTEN gearbeitet. Es wird nicht versucht die alten Verhaltensmuster zu verstehen und dafür neue Möglichkeiten zu suchen (war nur individuell möglich ist), sondern ohne zu wissen, worum es geht, werden Pauschallösungen als Allheilmittel verkauft. Das ist so ähnlich, als wenn jemand zum Frisör ginge und sagt: „Meine Frisur gefällt mir nicht mehr“ und der Frisör jedem der reinkommt einen Bob verpasst.

Wer aber seine Lebensmittelauswahl verändert, ohne zu wissen, wozu er jahrelang es ganau so gemacht hat (der Mensch liebt Gewohnheiten), gleichzeitig seine Menge einschränkt, weil die Diät es ihm so sagt und nicht, weil sein Körper ihm signalisiert, dass es genug ist; wer auch noch andere Regeln befolgt „Iss nicht nach 18 Uhr“, „lass zwischen den MZ 5 Stunden“, „kau jeden Bissen 15mal“, der entfernt sich immer mehr von seinen eigenen Bedürfnissen und Körpergefühlen und gehorcht nur noch – bis das Gewohnte wieder durchbricht, meist mit einem Heißhunger auf…., weil Gehorsam nicht dasselbe ist, wie Disziplin und Askese zwar das Gegenteil von Völlerrei, aber damit noch längst nicht erreicht ist, um was es eigentlich geht, um Maß halten.

Hilfe suchen bei professionellen Beratungskräften

Sollten Sie Heißhunger vermeiden wollen, indem Sie keine Diäten mehr machen, die Sie in die rigide Kontrolle treiben. Sollten Sie statt dessen das Maß halten lernen wollen, so wenden Sie sich an eine professionelle Ernährungsfachkraft, die sich Ihnen und Ihren eigenen Bedürfnissen annimmt und Sie auf Ihren je eigenen, ganz persönlichen Weg begleitet. Auf diesem Weg hat die rigide, rein rationale Kontrolle kein Platz und auch keine Diät induzierten Heißhungerattacken.

Ob Sie bereits ein „gestörtes Essverhalten“ haben? Fordern Sie unseren Test an! Wir senden ihn gerne zu.

Kurzfragebogen

Es folgt in Kürze Teil3

 

(c) S. Mannhardt

 

 

 

 

 

 

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