DSC03573Clara hat Anorexie, doch keine „typische“, wie es heißt. Man sieht ihr ihre Essstörung nicht mehr so deutlich an. Sie hat einen normalen BMI. Alle glauben, es sei alles in Ordnung. Doch sie weiß, dass sie an der Schwelle zu einer Bulimie steht. Sie hat ihr ganz eigenes System entwickelt, die Kontrolle über sich zu behalten. Dieses „System“, das sie sich mit ihrem klugen Kopf ausgedacht hat, ist ausgeklügelt. Sie schreibt sich eine gewisse Lebensmittelauswahl vor, diszipliniert sich, eine Höchstmenge pro Tag einzuhalten und hat einen ganz speziellen Mahlzeitenrhythmus von dem sie keinen Millimeter und keine Sekunde abweicht. Um alles „richtig“ zu machen, geht fast der ganze Tag drauf. Clara hat für fast nichts anderes mehr Zeit.  Ihre Stimmung ist abhängig von der Zahl auf der Waage, doch was Sie am meisten quält ist folgendes: „Ich habe Angst zu versagen. Mein Verlangen nach Essen ist mittlerweile so groß, dass ich befürchte, die Kontrolle vollkommen zu verlieren. Das schlimmste, was passieren kann, ist, dass es nicht mehr schaffe, nicht zu essen.“

Und das ist keine Seltenheit. Viele anorektischen Mädchen kennen diese Schwelle zur Bulimie. Man nennt es auch Bulimarexie. Eiserne Disziplin mit rigider Kontrolle gepaart mit Heißhungerattacken und Kontrollverlust wechseln sich ab. Dasselbe finden wir auch bei den binge-eating-disorders, zu denen Heißhungerattacken ebenfalls dazugehören.

Essstörungen in Zahlen

Bei den Erwachsenen sind 1,5 % der Frauen und 0,5 % der Männer im Alter von 18 bis 79 Jahren in Deutschland von Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating-Störung betroffen. Magersucht ist im Alter von 15 Jahren und Bulimie im Alter von 18 Jahren am häufigsten. In der Altersgruppe der 13- bis 18-Jährigen leiden ca. 4 % der Mädchen und 1,6 % der Jungen unter Essstörungen. Insgesamt sind noch einmal so viele Frauen/Mädchen und Männer/Jungen von unspezifischen Essstörungen betroffen. Klar ist: Jeder fünfte Jugendliche ist gefährdet. Meine Erfahrung: EDNOS (Eating Disorders not otherwise specified, also die untypischen Essstörungen nehmen drastisch zu…

Für Kollegen: Hier geht es zur medizinischen S3-Leitlinie

3. Heißhunger als Symptom einer Essstörung

Einmal ist es Clara schon passiert. Der „Fressflasch“ kam, als sie aus der Schule kam. Sie wollte sich nur ein einziges Gummibärchen gönnen, als Belohnung sozusagen, doch dann kam da diese Stimme, die zu ihr sagte: „Du hast versagt!“ und die andere Stimme sagte: „Jetzt ist es egal. Jetzt iss.“ Und sie aß, nein sie frass, alles durcheinander, riesige Mengen, wie im Wahn, bis ihr so schlecht war, dass sie glaubte, sich übergeben zu müssen vor Übelkeit.

Und damit das nicht wieder passiert, verschärft Clare ihre eiserne Disziplin und die Kontrolle….Ein Teufelskreis zwischen den Extremen „absolute Askese und hemmungslose Völlerei“ setzt ein.

Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, muss zunächst einmal verstanden werden, worum es bei diesen Mechanismen überhaupt geht.

Worum geht es bei der Kontrolle? Was soll damit erzielt werden? Wozu werden Essentscheidungen oder Nicht-Essentscheidungen ausschließlich rational getroffen? Was genau hat der Heißhunger in diesem Zusammenhang für eine Bedeutung? Wozu wird verhindert, seine Nahrungsaufnahme auch nach den körpereigenen Signalen zu richten?  Warum getraue ich mich nicht zu Essen, wenn ich Hunger habe? Was genau ist satt? Wozu ist die Essstörung gut? Was hat das Ganze mit den eigenen Stärken und Unsicherheiten, den eigenen Gefühlen zu tun? Wonach hat jemand tatsächlich „Hunger“?

Um diese und ähnliche Fragen geht es in einer ernährungstherapeutischen Begleitung bei mir, häufig die erste Anlaufstelle, um zu schauen, womit man es tatsächlich zu tun hat, wenn der Heißhunger an die Türe klopft.
Sie wollen wissen, ob Sie oder ein Angehöriger gefährdet sind? Hier finden Sie nähere Informationen

Nie wieder Heißhunger

Tipps und Tricks und Ratschläge helfen nicht bei wirklichem Heißhunger. Auch die Lektüre von Artikeln und die „Selbstdiagnose“ sind keine Lösung, ebenso wenig, wie wissenschaftliche Konstrkute, die uns zu „Opfern von Stoffwechsel oder Hirnprozessen“ machen. Wer wirklich „nie wieder Heißhunger“ haben möchte, der kommt nicht umhin zu verstehen a.) ob das was da ist, tatsächlich ein Heißhunger ist, b.) um was genau für eine Art von Heißhunger es sich handelt und c.) was sich hinter diesem Heißhunger für Botschaften verbergen, die erste einmal entschlüsselt werden müssen, bevor „andere (R)AUSwege“ gesucht und gefunden werden können.

Kontaktieren Sie uns unverbindlich für ein kostenloses, telefonisches Erstgespräch. 07635-824847 und vertrauen Sie auf über 20 Jahre Erfahrung.

(c) Sonja M. Mannhardt

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