WaageSind Übergewichtige selbst schuld an Ihrem Schicksal, weil sie zu willensschwach sind, zu undiszipliniert, permanent das falsche essen und anstatt sich zu bewegen, auf der Couch ihr Dasein fristen?

Nein, nein und nochmals nein! Das ist ein unerträgliches Vorurteil, mit dem bestens Geld gemacht werden kann – auf Kosten von Betroffenen.

Nicht nur, dass Übergewichtige seit Jahren auf diese skandalöse Weise diskriminiert werden, sogar Experten aus dem Gesundheitssystem machen bei diesen Vorurteilen noch immer mit.

Und – Betroffene unterhalten sich noch immer auch in meinem Beisein über die neueste Diät: Die neueste Hollywood-Diät, Low-carb, no-carb, Paleo, vegan, oder doch das neueste Pulver aus der Apotheke? Dass sich diese Frauen nicht wundern, dass nach einer anfänglichen Euphorie und Askese spätestens beim „Zurück zur Normalkost“ wieder die Pfunde zeigen, die so mühsam abgehungert wurden – meist als Jo-Jo noch ein wenig mehr?

Ich stehe meist sprachlos daneben und lasse die Damen reden. Meine Expertise ist bei so vielen Diätexperten ohnehin nicht gefragt, also schweige ich. Hier möchte ich dazu allerdings etwas sagen – etwas, was gläubige Diätjünger allerdings nicht gefallen wird.

  1. DEN Übergewichtigen gibt es nicht!
    Es wird immer so getan, als wenn wir alle gleich seien, doch dem ist nicht so. Es gibt so viele Menschen, so viele Denk- und Handlungsmuster, wie es Menschen gibt und mitnichten sind wir alle gleich. Ich kenne übergewichtige Menschen, die bewegen sich extrem viel, andere wieder nehmen es gemütlicher, ich kenne übergewichtige Menschen, die essen ganz vernünftig und keinesfalls nur Fast-Food. Ich kenne übergewichtige, die essen nicht zu viel, sondern zu wenig; Ich arbeite jetzt seit 25 Jahren auf diesem Gebiet aber eines kann ich mit Gewissheit sagen: Alle Menschen mit ein paar Pfunden zu viel auf der Waage haben nur eines gemeinsam: Sie sind verschieden.

    Und das bedeutet, so hart das klingen mag: DIE Diät kann und wird es niemals geben, denn ohne das eigene Zutun, das Reflektieren des eigenen Tun und Handelns, respektive nicht-Handelns kann es auf Dauer nicht funktionieren und das liegt nicht an der eigenen Disziplin, sondern daran, dass mit den FALSCHEN Mitteln versucht wird etwas aus dem Weg zu schaffen.

  2. Die Veranlagung

    Reserven sind von der Evolution her erwünscht! Sie sicherten ein Überleben auch in Notzeiten. Doch unsere Gene wissen nichts von Schlaraffenland und reagieren auf Stress, wie in alten Zeiten: Mit Nichts hergeben, um das Überleben zu sichern…

    Wie sage ich in meinen Kursen immer: Freuen Sie sich! Sie hatten in Notzeiten einen echten Überlebensvorteil.

    Ich selbst kann ein Liedchen davon singen, was es bedeutet mit genetischer Disposition geboren zu sein. Als ich noch Kind und Jugendliche war, war häufig meine Freundin Evi zu Besuch bei uns und die hat nach Aussage meiner Mutter „richtig gegessen“. Auch in gemeinsam verbrachten Urlauben konnte ich mich davon überzeugen, dass Evi essen kann, was sie will, aber nicht zunimmt – so wie heute. Während ich mit meinem menopausalen Pfunden kämpfe, ist Evi nach wie vor rank und schlank…
    Also wann hören endlich diese moralischen selbst-schuld Kampagnen auf? Die seriöse Wissenschaft weiß um den genetischen Faktor. Ein schöner Artikel dazu finden Sie hier:

    3. Stress-Epidemie
    Was machte Mensch seit der Steinzeit, wenn er in Stress geriet? Fight, hide oder take flight, also: Wegrennen, verstecken oder kämpfen. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.
    Nur heißen die heutigen Säbelzahntiger und feindlichen Sippen etwa: unsicherer Arbeitsplatz, Doppelt- und Dreifachbelastung, Lebenskrisen, Angst vor finanziellem und sozialem Abstieg, Zerrissenheit zwischen Beruf und Familie, Gesundheitsprobleme, Angst vor Armut uvm. Diese dauerhafte Aktivierung des körpereigenen Stresssystems bringt das hormonelle Gefüge durcheinander. Der Mensch ist auf Stressabwehr programmiert, was soviel bedeutet wie: Ich gebe kein einziges Gramm meiner Reserven ab! Die brauche ich für Flucht, für Kampf oder für ein sicheres Versteck…Mittlerweile kennen wir die Ängste, die in der modernen Welt am schädlichsten sind. Die Armut und der Stress, keine Arbeit zu haben und damit keinen wertvollen Beitrag leisten zu können – sprich ein Leben ohne Sinn, das zehrt am Mensch-Sein.

In Chicago hat man Frauen in ein anderes Viertel gebracht, ihnen eine bessere Arbeit verschafft und siehe da: Sie waren nicht nur glücklicher, sondern nach 15 Jahren auch deutlich schlanker, als die Kontrollgruppe.

Auch strenge Diäten oder Magenverkleinerungen mit drastisch, künstlich verknappter Nahrungszufuhr verstärken die Stresskaskade! Diätstress. Studien konnten zeigen, dass bei strengen Diäten auch die Stresshormone im Blut ansteigen. Die Folge: Jo-Jo Effekt nach Diäten und Steigerung der Selbstmordrate bei Menschen nach Magenverkleinerung. Kein Wunder: Das einzige Mittel, mit dem Stress „abgebaut“ werden konnte, nämlich Essen, wird weggenommen! Der absolut falsche Weg.

Nur warum hört man davon so wenig? Ganz einfach, weil sich mit Operationen und Diäten und Nahrungsergänzungsmittel wunderbar Geld verdienen lässt.

(R)AUSweg: Ent-STRESSEN, entspannen und genießen statt Askese.

Es gibt keine UR-Sache, sprich eine einfache Kausalität um Adipositas zu erklären. Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass es kein einfaches Allheilmittel geben kann.
Es gibt folglich nur den je eigenen (R)AUSweg zu suchen und zu finden:

Was macht mir Stress?

Wann brauche ich Essen, um mich zu entstressen?

Wie finde ich meine eigenen „Tankstellen“, „Ruheinseln“, „Ent-Spannungsmomente“ im Alltag?

Sprich: Wir suchen keine UR-Sachen, sondern wir gehen unseren Stressoren auf den Grund. Auf den Grund gehen hat mit „Schuld“ aber nichts zu tun, sondern mit „Verstehen!“, verstehen, was uns aus der Balance bringt.

 

Jeder Mensch braucht

Sicherheit

Zuneigung

Geborgenheit

 

was das Lösen des Adipositas-Problems nicht nur zu einer medizinischen Maßnahme macht, sondern zu einer persönlichen, sozialen Aufgabe.

Vertrauen Sie daher Ihre Gesundheit und Ihr Wohl nicht irgend einem selbst ernannten Ernährungsberater an, sondern suchen Sie sich eine Beratungsfachkraft, die mit Ihnen nicht nur über ihr Essen und ihre Bewegung spricht, sondern über ihr Leben.

Gerne vermitteln wir Ihnen entsprechende, von den Krankenkassen anerkannte Kollegen in Ihrer Region. Sprechen Sie uns an.

 

 

 

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