was isst

Genau hinschauen. Heute möchte ich mit Ihnen mal auf unser Kaufverhalten blicken, denn der Einkauf entscheidet, was aus Schlaraffenland nach Hause getragen wird und von der Küche auf den Teller und von dort in uns hinein wandert. Es sollte uns also nicht gleichgültig sein, was als „Energie“ in uns hinein gerät, so dass nicht in jedem Fall der Preis für oder gegen einen Kauf allein entscheidend sein sollte, zumal wir Deutschen mit ca. 10% nicht gerade am Hungertuch nagen wenn wir die Ausgaben in % für Lebensmittel betrachten.

Jedermann scheint bei Aldi einzukaufen. Egal ob Aldi-Nord, oder Aldi-Süd, DER Lieblingsdiscounter jeglichen Alters, aller Bildungsstände scheint Aldi zu sein. Jeder kauft durchschnittlich pro Einkauf für 18.- Euro ein, doch ist der günstige Preis nur „gefühlt“ oder real? Und geht dieser Preis auf Kosten der Qualität?

Diesen Fragen ging Galileo nach. Hier ein paar der Recherche-Ergebnisse:

  • Der Preis eines klassischen Einkaufs war knapp die Hälfte billiger, als in Supermärkten
  • Passanten konnten keine qualitativen Unterschiede zwischen Marken und Aldiprodukten feststellen

Rein aus der Konsumentenperspektive ist Aldi offenbar unschlagbar im Preis.

Bedeutet das, dass wir gar nicht mehr um Aldi herumkommen, wenn wir auf den Preis achten müssen? Was Galileo weiterhin herausgefunden hat ist, dass

  • Identische Warenkörbe hatten auch identische Preise, wenn der Konsument ausschließlich zu den Eigenmarken und den weißen Niedrig-Preis Produkten greift. Dieser alternative Warenkorb wird auch Aldinative  genannt, denn Aldi ist dabei der Preismacher an dessen Preisen sich dann der Handel vollkommen anpasst.
    Das hat auch mich erstaunt.

Damit wir uns recht verstehen: Wer sein Toilettenpapier, seine Küchenrollen, seine Konserven bei Aldi kauft, der soll von den Verkaufsvorteilen von Aldi profitieren, doch als Ernährungstherapeutin habe ich bei einigen Produkten mehr als nur Bauchgrimmen, weil die Welt eben nicht nur aus Aldi und Discount-Preis besteht:

  1. Eier: Ich finde es unerträglich, wenn Eier zu einem Discount-Preis verkauft werden, die den Produzenten in ein Defizit treibt – sprich: Für jedes Ei, das er verkauft, legt er drauf. Doch nicht nur das: Solche Preise verhindern geradezu Produktionsbedingungen, die noch tiergemäß sind.
    Ich persönlich will keine Eier aus „Bodenhaltung“. Ich möchte meine Eier von Hühnern, die noch so gehalten werden, wie ich es aus meiner Kindheit kenne. Daher unterstütze ich die regionalen Eiproduzenten und kaufe unsere Freiland-Eier nur beim Bauern und nur ultrafrisch ein. Das Tolle: Die Eier werden nach Hause geliefert – ohne Mehrpreis. Und mal ehrlich: Für 0,25 Euro pro Ei wird niemand wirklich arm.
  2. Brot: Ich persönlich liebe „gutes Brot“. Aufbackwaren sind für mich kein Brot, sondern eine geschmackliche Katastrophe. Ein günstiger Preis entschädigt nicht für das entgangene Geschmackserlebnis, so dass ich persönlich vollkommen darauf verzichte, mich vom Preis für Brot und Brötchen leiten zu lassen. Lieber ein gutes Brot, das satt macht und nur diejenigen Zutaten enthält, die es braucht, lieber ein wenig mehr bezahlen und wissen, was drin ist. Und nochmals: Werden wir wirklich reicher, wenn das Brötchen für 0,15 Euro zu bekommen ist und wir uns nicht mehr 1.70-2.50 Euro für ein wirklich schmackhaftes 500g Brot beim Traditionsbäcker um die Ecke leisten wollen? Rechnen wir diesen Betrag auf die Billig-Wecken um, dann ist nicht wirklich nennenswertes gespart…
  3. Fleisch/Wurst: Auch hier gilt meine Devise. Möchten wir morgen noch belebte Ortschaften haben, in denen noch traditionelles Handwerk betrieben wird, möchten wir morgen noch regional einkaufen und noch Landschaften haben auf denen Kühe grasen, wollen wir auch morgen noch die Sortenvielfalt und regionale Produzenten haben, möchten wir kein Billigfleisch essen, das um den ganzen Globus geflogen wird, nur um so billig wie möglich zu produzieren, möchten wir wissen, wie und unter welchen Bedingungen unsere Nutztiere gehalten werden,  so dürfen wir diese Produkte nicht nach dem Preis kaufen, sondern müssen mehr Aspekte berücksichtigen.Ich plädiere dafür: Lieber selten und exzellente Fleisch und Wurst-Qualität, als viel und billig produziertes Fleisch und eintönige, Einheitswurstwaren. Doch ich befürchte: Viele haben sich schon an die Qualität von Billig-Hackfleisch für 2.99 Euro und Einheits Lyoner und Saftschinken und Co. gewöhnt und daran, dass Fleisch auf dem Teller eher mit einer Schuhsohle zu vergleichen ist, als dass es einem guten Stück Steak ähnelt.  Ich bin mir sicher: Wer statt der durchschnittlichen 60kg/Jahr, also 164g / Tag nur einen einzigen Wochentag auf Fleisch und Wurst verzichten würde, dem würde nicht wirklich etwas Schlimmes widerfahren.  Aber es ließen sich nach Berechnungen des WWF in Deutschland dadurch 9 Mio. t an Treibhausgasemissionen eingesparen. Das entspricht dem CO2-Ausstoß von ca. 75 Mrd. km Fahrtstrecke mit dem PKW. Und ich bin mir sicher: Die Wertschätzung und Achtung gegenüber Fleisch und Wurst würde steigen, wenn nicht nur der Preis allein Kauf entscheidend wäre.

    Nein, wir müssen nicht Vegetarier werden, aber ein bisschen mehr Maß und weniger vom mehr und billig über alles, wäre bereits ein wichtiger Beitrag, dass wir auch morgen noch genügend Aldinativen haben.

Was ist Ihre Meinung? Gerne nehme ich diese in den Kommentaren entgegen.

Gute Appetit!

Sonja Mannhardt

 

 

 

Share This